Duisburg/Voerde. Seit Samstag gilt wieder freie Fahrt auf den Kanälen in NRW: Die Schleusenwärter hegen zaghafte Hoffnung auf eine Tariflösung. Etwa 450 Beschäftigte hatten nach Angaben der Gewerkschaft Verdi seit Montag gestreikt. Mehr als hundert Schiffe lagen am Samstag vor den Schleusen im Ruhrgebiet fest.
Die Schleusen in Nordrhein-Westfalen haben am Samstagmorgen wieder ihren Betrieb aufgenommen. Damit endete der seit Montag dauernde Streik. Daran hatten sich nach Gewerkschaftsangaben rund 450 Beschäftigte der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) beteiligt. Nun werden nach und nach die Schiffe geschleust, die sich aufgestaut hatten. Mehr als hundert Boote warteten am Samstag auf die Weiterfahrt. Es war bereits der vierte Streik in NRW seit Anfang Juli. Die Binnenschifffahrt beklagt einen Millionenschaden.
Der Stau sorgte teilweise für Frust, den auch Beschäftigte von der Schleuse in Voerde-Friedrichsfeld am Wesel-Datteln-Kanal abbekamen. "Manche Schiffer waren total sauer, weil sie durch den Stillstand Geld verlieren. Das verstehen wir, aber es gab nun einmal zum Streik keine Alternative, um unsere Interessen durchzusetzen", sagte ein Mitarbeiter der Hebestelle am Samstag auf Anfrage der dpa. Andere Kapitäne hätten verständnisvoll reagiert.
"Stau vermutlich bis Montag weggeschleust"
Vor der Schleuse Friedrichsfeld hatten sich etwa 50 Schiffe angesammelt. "Wer sich als erster per Funk angemeldet hat, darf als erster durch. Das teilt der Schichtleiter ein", erklärte der Mitarbeiter. Der Stau sei vermutlich bis Montag weggeschleust. Es kämen aber auch immer neue Schiffe nach. Um die 20 Frachter fahren durchschnittlich pro Tag durch die Schleuse nördlich des Ruhrgebiets, das Verbindungsstück zwischen Rhein und Kanal.
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In der vergangenen Woche war es zu ersten informellen Gesprächen zwischen Verdi-Chef Frank Bsirske und dem Bundesverkehrsministerium gekommen, die laut Verdi am kommenden Montag fortgesetzt werden sollen. "Ich kann noch gar nichts Verbindliches sagen, aber wir sind hoffnungsfroh, weil zumindest wieder auf Spitzenebene kommuniziert wird. Das war ja lange nicht der Fall", sagte Verdi-Landesfachbereichsleiter Michael Kötzing am Samstag.
Mit den Streiks protestieren die Beschäftigten gegen eine geplante Umstrukturierung der oft dezentral arbeitenden WSV. Dadurch sind nach Gewerkschaftsangaben 3000 der bundesweit 12.000 Arbeitsplätze in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung bedroht. Die Gewerkschaft will mit der Bundesregierung einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung abschließen. Darin will Verdi betriebsbedingte Kündigungen und Versetzungen ausschließen. (dpa)