Frankfurt. Der Spezialchemiekonzern Lanxess hat sein Gewinnziel für das kommende Jahr aufgegeben. Ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen sowie vor Sondereffekten von 1,4 Milliarden Euro sei nicht mehr realistisch, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Köln mit. Grund sei die anhaltende Schwäche in der Auto- und Reifenindustrie.

Der Chemiekonzern Lanxess hat nach einem herben Gewinneinbruch im abgelaufenen Quartal seine Ergebnisprognose für das kommende Jahr gekippt. "Die Rahmenbedingungen für unsere Geschäfte bleiben schwierig und die angespannte Stimmung in Europa zeigt sich nun auch in anderen für uns wichtigen Märkten wie China und Brasilien", räumte Konzernchef Axel Heitmann am Dienstag in Köln zur Vorlage des Zwischenberichts zum zweiten Quartal ein.

Das Ziel eines um Sondereinflüsse bereinigten operativen Gewinns (Ebitda) von 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2014 sei nun nicht mehr realistisch. Das mittelfristige Ergebnisziel von 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2018 bleibe zwar bestehen - es sei aber nun schwerer zu erreichen.

Bei Anlegern kam dies nicht gut an: Die Lanxess-Aktie lag vorbörslich 2,5 Prozent im Minus.

Gewinn 2013 wird an den Rekord von 2012 nicht heranreichen

Konzerchef Heitmann rechnet jetzt nicht mehr damit, dass sich die Geschäftslage in der zweiten Hälfte dieses Jahres erholt. Vor allem in Asien bauten Kunden nach wie vor ihre Lager ab. Lanxess hatte bereits sein Investitionsbudget für dieses Jahr auf 600 Millionen Euro gekürzt. "Derzeit arbeiten wir an einer Überprüfung der Strategie und weiteren Maßnahmen", erklärte Heitmann.

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Lanxess plant Einsparungen und Schritte zur Verbesserung der Schlagkraft. "Ergebnisse werden wir Mitte September vorstellen", kündigte der Lanxess-Chef an. Für das laufende Jahr stellte Heitmann einen bereinigten operativen Gewinn von 700 bis 800 Millionen Euro in Aussicht nach einem Rekordgewinn von 1,2 Milliarden 2012.

Im zweiten Quartal schrumpfte wegen der anhaltenden Autokrise in Europa und eines härteren Geschäftsumfelds in China und in Brasilien der bereinigte operative Gewinn um 45 Prozent auf 198 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 195 Millionen Euro gerechnet. Der Umsatz im Zeitraum April bis Juni ging um zwölf Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich stand nur noch ein schmaler Konzerngewinn von neun Millionen Euro - ein Einbruch um 95 Prozent.

Lanxess steht in der Chemeibranche nicht allein da

Mit seinen schwachen Geschäftszahlen zum abgelaufenen Quartal steht Lanxess in der Chemiebranche nicht allein da. Die Quartalsergebnisse der Rivalen fielen bislang insgesamt eher bescheiden aus. Der Spezialchemiekonzerns Evonik senkte in der vergangenen Woche nach einem Gewinneinbruch seine Ziele für das laufende Jahr und gab die Hoffnung auf eine Belebung der Geschäfte im zweiten Halbjahr auf.

Auch der Branchenprimus BASF rechnet nach einem Gewinnrückgang nicht mehr mit einer spürbare Erholung seiner Geschäfte im weiteren Jahresverlauf. Bayer spürt das härtere Umfeld in seiner Plastik-Sparte: Der Konkurrent senkte seinen Geschäftsausblick für das Kunststoffsegment in diesem Jahr.

Schwache Nachfrage aus der Autobranche schadet Lanxess

Bei Lanxess belastet insbesondere die schwache Nachfrage aus der Automobil- und Reifenindustrie das Geschäft. Lanxess ist der weltgrößte Hersteller von synthetischem Kautschuk, der unter anderem in Reifen, Dichtungen und Schläuchen zum Einsatz kommt. Das Unternehmen, das inzwischen seinen Firmensitz von Leverkusen nach Köln verlegt hat, erzielt etwa 40 Prozent seiner Konzerumsätze mit der Auto- und Reifenbranche.

Zudem sanken zuletzt die Verkaufspreise. Lichtblick im Quartal war wie auch bei anderen Chemieunternehmen das Geschäft mit Agrarchemikalien. Lanxess profitierte unter anderem von einer guten Nachfrage aus Europa. (dpa/rtr)