Essen. . Die Preise von Häusern im Umkreis von fünf Kilometern von Atomkraftwerken sind nach dem deutschen Atomausstieg stark gesunken, so eine Studie des RWI. Als Grund sehen die Forscher allerdings weniger die Angst vor Atomenergie als die wirtschaftlichen Folgen an den Standorten stillgelegter Kernkraftwerke.
Der deutsche Atomausstieg nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima hat die Häuserpreise an den betroffenen Akw-Standorten stark in den Keller gedrückt. Die Hauspreise im näheren Umkreis von fünf Kilometern der Atomkraftwerke, die nach der Katastrophe stillgelegt wurden, seien um elf Prozent gefallen im Vergleich zu den Häuserpreisen außerhalb dieses Radius. Das ergab eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. Als Hauptursache sehen die Forscher d8ie „wirtschaftlichen Folgen“ der Stilllegungen.
Betroffen sind etwa die Regionen um die Kernkraftwerke in Philippsburg und Neckarwestheim in Baden-Württemberg, das bayerische Stadldorf mit dem Akw Isar oder das südhessische Biblis mit den Blöcken Biblis A und B. Das RWI hat zusammen mit dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel die Preise für insgesamt 900.000 Einzelhäuser ausgewertet, die auf dem Portal Immobilienscout 24 zwischen März 2009 und Mai 2012 angeboten wurden. Die Preise der Immobilien in der Nähe von Kernkraftwerken, die zunächst bis zum endgültigen Ausstieg im Jahr 2022 in Betrieb sind, seien hingegen um fünf Prozent gefallen.
Öffentlichkeit nimmt Atomenergie als "gefährlich" wahr
Die Wissenschaftler machen für den Preisverfall vor allem die ökonomischen Folgen der Stilllegungen verantwortlich: „Arbeitsplätze gehen verloren, Umsätze von Hotels und Restaurants sinken, die Kommunen haben niedrigere Steuereinnahmen.“
Ein weiterer Effekt sei, dass die Atomenergie in Deutschland nach dem Reaktorunglück in Japan von der Öffentlichkeit als „gefährlicher wahrgenommen wird“, und deshalb das Wohnen in der Nähe von Atomanlagen unattraktiver geworden sei. Auch dies könnte den Preisdruck verursacht haben. Da aber die Preise an Standorten noch laufender Anlagen weniger stark gesunken seien als bei abgeschalteten, seien die wirtschaftlichen Folgen die Hauptursache für den Preisverfall.