Essen. Der frühere KarstadtQuelle- und heutige Arcandor-Konzern könnte kurz vor der Zerschlagung stehen. Der Vorstand des insolventen Unternehmens erklärte am Mittwoch, es wolle am Samstag die Suche nach einem Investor für das gesamte Unternehmen aufgeben. Im Folgenden eine Chronik des Niedergangs:

20. Juli 2000: KarstadtQuelle-Vorstandschef Walter Deuss legt sein Amt nieder. Nachfolger wird der bisherige Chef der Karstadt-Warenhaus AG, Wolfgang Urban.

13. Januar 2001: Karstadt kündigt den Abbau von bis zu 7.000 der 52.000 Stellen im Warenhausbereich an.

17. Mai 2004: Vorstandschef Urban muss gehen.

1. Juni: Quelle-Neckermann-Chef Christoph Achenbach übernimmt den Posten.

14. Oktober: Konzernspitze und Arbeitnehmer einigen sich auf einen Sanierungsplan. 5.500 Stellen sollen sozialverträglich abgebaut, 77 kleinere Häuser verkauft werden.

7. April 2005: Achenbach tritt zurück.

12. Mai: Thomas Middelhoff wird neuer Vorstandschef.

24. Mai: Der Aktienpool um die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz sichert sich die Mehrheit an KarstadtQuelle.

15. Juli: Verkauf der Modekette Wehmeyer.

3. August: KarstadtQuelle trennt sich von 75 kleineren Warenhäusern sowie den Fachmarktketten SinnLeffers und Runners Point.

27. März 2006: KarstadtQuelle verkauft für 4,5 Milliarden Euro seine gesamten Warenhaus-Immobilien. Der Konzern mietet die Gebäude zurück.

22. Dezember: KarstadtQuelle übernimmt für 800 Millionen Euro den 50-Prozent-Anteil der Lufthansa an dem Reiseunternehmen Thomas Cook.

12. Februar 2007: Middelhoff kündigt die Fusion von Thomas Cook mit der Nummer drei in Europa, dem britischen Konkurrenten MyTravel, an. Die Touristiksparte wird zum mit Abstand wichtigsten Geschäftsfeld des Traditionskonzerns.

29. März: Middelhoff setzt die Umbenennung der Konzernholding KarstadtQuelle in Arcandor durch.

12. Dezember: Arcandor trennt sich von seinen verbliebenen Immobilienbeteiligungen und der Versandhaustochter neckermann.de.

29. September 2008: Die Privatbank Sal. Oppenheim übernimmt Anteile der bisherigen Mehrheitsaktionärin, Quelle-Erbin Schickedanz.

15. Dezember: Der Konzern weist für das Geschäftsjahr 2007/2008 einen Verlust von 746 Millionen Euro aus.

12. Februar 2009: Middelhoff verabschiedet sich mit roten Zahlen.

1. März 2009: Der langjährige Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick übernimmt das Ruder.

20. April: Arcandor kündigt ein drastisches Sparprogramm an: Der Konzern will sich auf die profitablen Kernbereiche der Versandhandelstochter Primondo (Quelle) und der Warenhauskette Karstadt sowie auf die Touristiktochter Thomas Cook konzentrieren. Die Premium-Häuser KaDeWe, Alsterhaus und Oberpollinger sollen verkauft werden.

15. Mai: Der Konzern kündigt an, Staatbürgschaften in Höhe von 650 Millionen Euro beantragen zu wollen.

21. Mai: Die Warenhausketten Kaufhof (Metro) und Karstadt prüfen die Bildung einer gemeinsamen Deutschen Warenhaus AG.

22. Mai: Arcandor macht Finanzhilfen des Bundes zur Bedingung für eine Fusion seiner Karstadt-Häuser mit der Kaufhof-Kette.

5. Juni: Arcandor stellt Antrag auf Rettungsbeihilfe in Höhe von 437 Millionen Euro. Ein Krisengipfel zur Rettung des Konzerns endet in Berlin ohne Ergebnis.

6. Juni: Das Unternehmen stellt die Mietzahlungen für die Karstadt-Filialen ein.

7. Juni: Ein Spitzengespräch der Handelsriesen über eine Fusion ihrer Kaufhausketten geht ohne Durchbruch zu Ende.

8. Juni: Die Bundesregierung lehnt die Anträge auf Staatsbürgschaften und Notkredite ab und stellt den Eigentümern von Arcandor ein Ultimatum. Nur wenn sie ihren Sanierungsbeitrag deutlich aufstocken, will sich der Bund an den Rettungsbemühungen für den Handelsriesen beteiligen.

9. Juni: Arcandor bessert seinen Notkredit-Antrag nicht mehr nach und stellt beim Amtsgericht Essen Insolvenzantrag. Der Geschäftsbetrieb soll vorerst unverändert weitergehen.

16. Juli: Der Sanierungsexperte Piepenburg legt aus Protest gegen das mangelnde Engagement von Sal. Oppenheim sein Mandat als Generalbevollmächtigter des Arcandor-Vorstands nieder.

12. August: Der Arcandor-Vorstand erklärt, dass er am 15. August die Suche nach einem «Ankerinvestor» für das gesamte Unternehmen aufgeben werde.