Essen. . Die Suche nach Investoren für den Essener Energiekonzern Steag gestaltet sich schwierig. Stadtwerke aus finanzschwachen Kommunen des Ruhrgebiets könnten einspringen. Es wäre ein millionenschweres Geschäft mit Risiken. NRW-Innenministerium und Bezirksregierung beschäftigen sich mit dem Fall.

Schon der erste Deal in Sachen Steag war umstritten: 650 Millionen Euro haben sich Stadtwerke aus Bochum, Dortmund, Duisburg, Dinslaken, Essen und Oberhausen ihren 51-Prozent-Anteil an Deutschlands fünftgrößtem Energiekonzern kosten lassen.

Vermutlich werden die Stadtwerke bald noch mehr Geld für den Essener Strom- und Fernwärmekonzern in die Hand nehmen. Die kommunalen Betriebe erwägen, den 49-Prozent-Anteil, der momentan noch beim Evonik-Konzern liegt, zu kaufen und damit zum 100-Prozent-Eigentümer der Steag aufzusteigen.

Denn die Suche nach anderen Investoren gestaltet sich schwierig. Ursprünglich sollte im Sommer feststehen, wer die 49 Prozent übernimmt. Von einem Investor, der gemeinsam mit den Stadtwerken die Projekte der Steag im In- und Ausland weiterentwickelt, war die Rede. So hatte es Aufsichtsratschef Guntram Pehlke angekündigt. Pehlke, der auch Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW 21 ist, zieht in Sachen Steag für die kommunalen Eigentümer die Strippen.

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Zeitplan für Suche nach Partnern für Steag nicht mehr zu halten

Nun zeichnet sich ab: Der ursprüngliche Zeitplan dürfte nicht zu halten sein – und jetzt ist nicht mehr nur von einem einzigen Investor die Rede, sondern von mehreren möglichen Partnern. „Bei uns ist die Erkenntnis herangereift, dass es den einen Partner nicht gibt“, sagte Pehlke im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Steag ist auf vielen Auslandsmärkten aktiv. Je nach Region hofft Pehlke nun auf unterschiedliche Investoren – in Chile, Indien oder in der Türkei.

Um Zeit für die Partnersuche zu gewinnen, könnten die Stadtwerke zunächst als 100-Prozent-Eigentümer einspringen. „Wir könnten die bislang bei der Evonik verbliebenen 49 Prozent an der Steag ab dem kommenden Jahr im Rahmen einer sogenannten Call-Option erwerben“, so Pehlke. Nach Informationen dieser Zeitung gibt es Überlegungen, noch vor der Kommunalwahl im Mai 2014 zuzugreifen.

Die Stadtwerke haben zur Unterstützung die australische Investmentbank Macquarie eingeschaltet. „Das Modell für die Finanzierung steht bereits in den Grundzügen, zur konkreten Umsetzung sind wir in intensiven Gesprächen mit Banken“, sagte Pehlke.

Die Steag steht seit geraumer Zeit unter besonderer Beobachtung der Politik. Schließlich befindet sich der Energieriese seit gut zwei Jahren mehrheitlich in der Hand von Stadtwerken aus finanzschwachen Kommunen des Ruhrgebiets.

Bezirksregierung und Innenministerium beschäftigen sich mit Steag-Deal

Es geht um eine sensible Angelegenheit, das wurde schon bei der Übernahme des 51-Prozent-Anteils deutlich. Denn letztlich liegt das Risiko bei kommunalen Betrieben, die noch dazu via Steag in aller Welt Geschäfte machen.

Auch die Bezirksregierung Düsseldorf und das NRW-Innenministerium beschäftigen sich mit dem Steag-Deal. „Wir warten noch auf die kommunalrechtliche Genehmigung durch das Land NRW“, bestätigt Pehlke.

Seit fast zwei Jahren prüfen die Behörden nun. Laut Gemeindeordnung dürfen Kommunen nur dann Geschäfte in der Energiebranche tätigen, wenn diese „nach Art und Umfang in einem angemessenen Verhältnis zu der Leistungsfähigkeit der Gemeinde“ stehen.

Ob die Bezirksregierung mit einer Grünen an der Spitze hier andere Vorstellungen hat als das SPD-geführte Innenministerium? Gegen offen geäußerte Bedenken des Landes NRW wäre ein weiterer Anteilskauf wohl kaum denkbar.