Essen. . Für 24 Euro verkauft der Kaffeeröster Tchibo Rabatte für Zahnersatz-Produkte eines Billig-Dentallabors. Novadent lässt in Manila fertigen. Doch Verbraucherschützer kritisieren, dass längst nicht jeder Zahnarzt mit Novadent zusammenarbeitet und das Angebot für Patienten nicht das günstigste sein muss.

Zahnersatz ist teuer. Der Markt der Dentallabore ist deshalb heiß umkämpft. Anbieter aus Billiglohnländern machen deutschen Herstellern immer mehr Konkurrenz. Ab Montag (22.7.) steigt sogar der Kaffeeröster Tchibo in das Zahnersatz-Geschäft ein und bietet seinen Kunden an, günstiger an Kronen und Implantate zu kommen.

Wie funktioniert die „Zahnersatz Card“ von Tchibo?

Wer bis zum 26. August 2013 bei Tchibo die Rabattkarte für 24 Euro kauft, erhält nach Angaben des Hamburger Konzerns 24 Monate lang beim Billiganbieter Novadent Dentaltechnik einen Preisnachlass von bis zu 50 Prozent. Für eine Metallkrone mit Keramik zahlen Karteninhaber dann statt 167 nur 120 Euro. Ein Vollkeramik-Inlay kostet gar nur 83 statt 167 Euro.

Können Patienten die Rabattkarte bei jedem Zahnarzt einsetzen?

Nein. „Kein Zahnarzt kann verpflichtet werden, mit Novadent oder einem anderen Anbieter zu kooperieren“, sagt Jürgen Fedderwitz, Chef der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). Tchibo verweist auf eine Liste mit rund 1000 Zahnärzten, die mit dem Billiglabor zusammenarbeiten. Regina Behrendt, Referentin für den Gesundheitsmarkt bei der Verbraucherzentrale NRW, sieht darin einen Fallstrick.

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Podgornik, Marc-Andre WR
Von Marc-André Podgornik

„Der Weg führt immer über den Arzt. Kooperiert der eigene Zahnarzt nicht mit Novadent, muss sich der Patient einen anderen suchen und längere Anfahrtzeiten in Kauf nehmen.“

Woher kommt der Zahnersatz?

Novadent lässt die Gebissteile in der philippinischen Hauptstadt Manila „nach den Regeln des deutschen Medizinproduktegesetzes“ fertigen. Zahnersatz aus Asien findet sich inzwischen in vielen deutschen Gebissen. „Die Herstellungskosten von Zahnersatz sind in Südostasien in der Tat deutlich günstiger als in Deutschland“, räumt Fedderwitz ein. Nach einer KZBV-Umfrage gaben 2010 zwölf Prozent der Zahnärzte an, „häufig“ auf ausländische Produkte zurückzugreifen, 15 Prozent „gelegentlich“. Eine Studie des Instituts der deutschen Zahnärzte kommt zu dem Schluss, dass jeder zehnte künstliche Zahn aus ausländischen Laboren stammt.

Ist es sinnvoll, sich zwei Jahre lang mit der Tchibo-Rabattkarte an das Labor Novadent zu binden?

Daran hat die Verbraucherzentrale erhebliche Zweifel. „Patienten sollten erst einmal klären, welche Behandlungsmethode nötig ist und ob das Angebot von Novadent überhaupt das günstigste ist“, sagt Gesundheitsreferentin Behrendt. Vergleiche der Kosten etwa für eine Krone seien für Laien aber schwierig, weil die Angebote nicht bekannt seien.

Welche Informationsmöglichkeiten haben Patienten?

Kostenvergleiche lassen sich nach Einschätzung der Verbraucherzentrale nur auf Basis des Heil- und Kostenplans, den der Zahnarzt anfertigt, anstellen. Behrendt rät, den Plan einem zweiten Zahnarzt vorzulegen oder ihn von der Krankenkasse prüfen zu lassen. Patienten könnten auch an sogenannten Zahnauktionen im Internet teilnehmen und die dabei abgegebenen Angebote der Zahnärzte miteinander vergleichen.