München. Das Modeunternehmen Escada hat in der Nacht zum Mittwoch den Insolvenzantrag gestellt, wie jetzt bekannt wurde. Der weltweit größten Damenmodemarke hatte die Zahlungsunfähigkeit gedroht, nachdem ein Rettungsplan an den Gläubigern gescheitert war.

Escada ist pleite: Nach einem jahrelangen Niedergang hat die einst größte Damenmodemarke der Welt am Donnerstag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag beim Amtsgericht München gestellt. Als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Rechtsanwalt Christian Gerloff aus der Kanzlei Wolfgang Ott und Kollegen in München. Binnen zwei Monaten soll Gerloff nun ein Gutachten über die finanziellen Verhältnisse von Escada erstellen, wie eine Gerichtssprecherin erklärte. Dabei gehe es auch darum, ob die Firma weitergeführt werden könne.

Rettung an Gläubigern gescheitert

Die Rettung Escadas war gescheitert, weil ein Umtauschangebot an Gläubiger einer Anleihe fehlschlug, mit dem die Schulden um rund 100 Millionen Euro gesenkt werden sollten. Von diesem Umtausch hingen eine Kapitalerhöhung und die Verlängerung einer Kreditlinie ab. Ohne ihn brach der Rettungsplan für das schwer angeschlagene Unternehmen zusammen. Escada kündigte daraufhin in der Nacht zum Mittwoch den Gang zum Insolvenzrichter an.

Die Anleihe hat ein Volumen von 200 Millionen Euro. Bei dem Umtausch hätten die Gläubiger auf große Teile ihrer Ansprüche verzichten sollen. Für 1.000 Euro der alten Anleihe bot das Unternehmen neue Schuldverschreibungen und eine Barzahlung im Wert von zusammen 400 Euro sowie 10 Aktien. Escada hätte eine Annahmequote von 80 Prozent für die Rettung gebraucht, erreichte aber nur 46 Prozent, obwohl die Frist verlängert und das Angebot zwischenzeitlich nachgebessert wurde.

2300 Beschäftigte weltweit

Zuletzt beschäftigte Escada rund 2300 Personen, 600 davon in Deutschland. Der Konzern, der ehemals mit edler, nicht zu extravaganter Mode weltweit erfolgreich war und Hollywood-Größen wie Kim Basinger oder Demi Moore einkleidete, hat einen langen Niedergang hinter sich. Nach schlechten Jahren wurde die Wirtschaftskrise mit ihren Folgen nun zum Sargnagel für das Unternehmen. Im ersten Geschäftshalbjahr machte Escada 92 Millionen Euro Verlust.

Die Gewerkschaft IG Metall betonte, dass die Krise nicht Grund der Insolvenz sei. Diese habe «ihre Ursache in hausgemachten Problemen und gravierenden Managementfehlern früherer Vorstände», erklärte Gewerkschaftsvertreter Jürgen Wagner, der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Escada ist.

«Im Gegensatz zu anderen renommierten Modehäusern ist es Escada in den letzten Jahren nicht gelungen, Modelle und Passformen zu entwerfen, die Anklang bei den Kunden finden», heißt es in der Erklärung der Gewerkschaft. Die Krise sei allenfalls der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe.

Gewerkschaft sieht Schuld für Pleite beim Management

Wagner forderte, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Der Insolvenzverwalter dürfe nicht nur die Markenrechte verkaufen, um die Gläubiger zu befriedigen. Die Gläubiger der Anleihe hätten die Sanierung verhindert, indem sie sich dem Umtausch verweigert hätten, erklärte der Gewerkschafter. «Deshalb kann aus unserer Sicht auf diese Gläubigergruppe auch keine Rücksicht genommen werden.»

Die IG Metall ist für Escada zuständig, weil sie vor zehn Jahren mit einer Textilgewerkschaft fusionierte. Die größten Arbeitgeber in der Textilbranche sind heute Autozulieferer wie Sitzhersteller und nicht mehr die Textilfabrikanten. (ap)