München. Der deutsche TV-Hersteller Loewe beantragt Gläubigerschutz. Seit Jahren schreiben die Kronacher Verluste. Sie befinden sich nun in einer besonderen Form des Insolvenzverfahrens: Das Management bleibt am Ruder und darf sich sogar den vom Gericht zu ernennenden Sachverwalter selbst aussuchen.
Der schwer angeschlagene Fernseherhersteller Loewe will mit einem Antrag auf Gläubigerschutz sein Überleben sichern. Der Vorstand kündigte am Dienstag an, beim Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung für die Loewe AG und ihre Tochtergesellschaft Loewe Opta GmbH zu stellen. "Während der auf drei Monate befristeten Phase des 'Schutzschirms' ist Loewe vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen der Gläubiger geschützt und bleibt voll handlungsfähig", teilte das Unternehmen mit. Der Geschäftsbetrieb im nordbayerischen Kronach werde uneingeschränkt fortgeführt.
Deutschland hatte das Schutzschirmverfahren als besondere Form des Insolvenzverfahrens im vergangenen Jahr eingeführt, um angeschlagenen Unternehmen die Angst vor dem Insolvenzrichter zu nehmen. Voraussetzung ist, dass eine Zahlungsunfähigkeit lediglich droht, aber noch nicht eingetreten ist. Das Management bleibt in so einem Fall am Ruder und darf sich sogar den vom Gericht zu ernennenden Sachwalter selbst aussuchen.
Koreanische Konkurrenz setzt Loewe zu
Loewe leidet seit Jahren unter Verlusten und sinkendem Umsatz. Vor allem koreanische Konkurrenten wie Samsung oder LG setzen der Firma zu. Die Modelle aus Asien kosten oft nur einen Bruchteil der Loewe-Geräte, die häufig mit mehr als 2000 Euro zu Buche schlagen.
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Die Loewe-Aktie fiel nach der Mitteilung um bis zu 27 Prozent. Das ist der zweitgrößte Tagesverlust der Unternehmensgeschichte. Mit 1,45 Euro waren die Titel zeitweise so billig wie zuletzt vor dreieinhalb Wochen.
Mit dem Schritt will sich der Vorstand um Matthias Harsch Firmenangaben zufolge den Rücken frei halten, um Loewe schneller zu restrukturieren und die neue Unternehmensstrategie umzusetzen. Loewe will sich gemeinsam mit strategischen Partnern und Investoren neu ausrichten.
Verhandlungen mit Fernost
Der TV-Hersteller hatte bereits angekündigt, seinen Aktionären Ende Juli Details zu den Verhandlungen mit potenziellen Rettern aus dem Fernen Osten zu nennen. Ein Investor soll Harsch zufolge einerseits Panels für die Flachbildschirme liefern, andererseits auch frisches Kapital mitbringen. Großaktionär von Loewe ist der selbst krisengeschüttelte japanische Elektronikkonzern Sharp.
Loewe bittet seine Anteilseigner am 31. Juli zur Hauptversammlung nach Berlin, um ihnen unter anderem offiziell zu beichten, dass das Traditionsunternehmen die Hälfte seines Eigenkapitals verbraucht hat. Üblicherweise trafen sich die Aktionäre in der Vergangenheit in München. (rtr)