Berlin. Die in der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank soll wieder ganz in private Hände. Finanzminister Schäuble soll hinter den Kulissen nach Interessenten suchen. Das geht aus einem Medienbericht hervor. Er soll angeblich ein Gespräch mit dem früheren Bundesbank-Chef Axel Weber geführt haben, der dem Verwaltungsrat der Schweizer Bank UBS vorsteht.

Die Bundesregierung wirbt laut einem "Focus"-Bericht bei internationalen Großbanken für einen Einstieg bei der Commerzbank. So habe Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) etwa bei der Schweizer Großbank UBS ein mögliches Interesse an einer Übernahme staatlicher Anteile an der Commerzbank sondiert. Dem "Focus" zufolge führte Schäuble dazu ein Gespräch mit dem früheren Bundesbank-Chef Axel Weber, der dem UBS-Verwaltungsrat vorsteht.

Beim Bundesfinanzministerium hieß es dazu am Samstag lediglich: "Es war stets das Ziel der Bundesregierung, die im Zuge der Finanzmarktkrise gewährten Stabilisierungsmaßnahmen so eng wie möglich zeitlich zu begrenzen.

Wann jedoch der verbliebene Aktienanteil des Soffin an der Commerzbank veräußert wird, ist derzeit nicht absehbar." Ein UBS-Sprecher sagte dem "Focus", die Bank gebe zum Thema grundsätzlich keinen Kommentar ab.

UBS wegen Steuerhinterziehung in die Schlagzeilen

Die Schweizer waren in den vergangenen Monaten wegen der Ermittlungen gegen zahlreiche UBS-Bankkunden wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in die Schlagzeilen geraten. Erst am Freitag war eine Razzia in zehn deutschen Filialen bekanntgeworden.

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Die Bank hatte daraufhin mitgeteilt: "UBS toleriert keinerlei Aktivitäten, die dazu dienen, Kunden bei der Umgehung ihrer Steuerpflichten zu unterstützen". Das Institut hatte als Lehre aus der Finanzkrise angekündigt, sich stärker auf die Vermögensverwaltung zu konzentrieren.

Commerzbank-Chef Martin Blessing hatte Ende Mai den verbliebenen Staatsanteil an der Bank auf rund 17 Prozent beziffert. "Jetzt entscheidet allein der Bund, wann er seine Aktien verkauft", sagte er damals.

Die restlichen Commerzbank-Aktien will der Staat auch noch verkaufen

Der Staat war nach der Lehman-Pleite Mitte September 2008 in zwei Schritten bei der Commerzbank eingestiegen. Diese hatte kurz zuvor mitten in der Finanzkrise die mit etlichen Risiken belastete Dresdner Bank vom Versicherer Allianz übernommen. Es flossen insgesamt 18,2 Milliarden Euro staatliche Hilfsgelder: 16,4 Milliarden Euro als Stille Einlage, der Rest in die Aktienbeteiligung.

Die direkten Hilfen hat die Commerzbank inzwischen vollständig zurückgezahlt. Langfristig will der Staat seine verbliebenen Commerzbank-Aktien verkaufen. Der Anteil solle "sukzessive und marktschonend" reduziert werden, hieß es im Mai beim Bundesfinanzministeriums. (dpa)