Düsseldorf/Frankfurt. Das Aus für die WestLB nährte Hoffnungen auf weitere Fusionen unter Deutschlands Landesbanken. Ein Jahr später ist davon keine Rede mehr. Stattdessen machen sich die Landesbanken gegenseitig Konkurrenz. Dabei warnen Experten bereits seit Jahren: Eigentlich würde eine Landesbank ausreichen.
Die WestLB ist seit einem Jahr Geschichte. Seither ringen die Landesbanken um deren lukrativen Heimatmarkt in Nordrhein-Westfalen. Das große Aufräumen unter den Sparkassen-Zentralbanken, das mancher nach dem Brüsseler Machtwort in Richtung Düsseldorf erwartet hatte, blieb jedoch aus. "Auch die WestLB-Abwicklung war nicht der Startschuss für die große Konsolidierung", bilanziert Stefan Best, Landesbanken-Experte der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P). Im Weg stehen komplizierte Eigentümerstrukturen und Altlasten.
Nur mühsam kommt die Neuordnung in der Sparkassen-Finanzgruppe voran. Die Landesbank Berlin (LBB) wird zur Hauptstadtsparkasse geschrumpft, während die Dekabank zum zentralen Wertpapierhaus der Sparkassen aufsteigt. Die Sparkassen nutzen ihre neue Macht in den beiden Häusern, in denen sie allein das Sagen haben. Gerade in Zeiten historisch niedriger Zinsen müssen sie Interesse haben, durch bessere Arbeitsteilung Kosten zu senken. Das ist schon deshalb nicht einfach, weil in den meisten Landesbanken die jeweiligen Bundesländer Mitanteilseigner sind, die eigene Interessen wie den Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen vor Ort haben.
WestLB-Debakel könnte Steuerzahler und Sparkassen bis zu 18 Milliarden Euro kosten
In Nordrhein-Westfalen schlägt das WestLB-Debakel, das Steuerzahler und Sparkassen bis zu 18 Milliarden Euro kosten könnte, weiter politisch hohe Wellen. Ein Untersuchungsausschuss des Landtags soll die Gründe für den Niedergang der einst größten deutschen Landesbank aufarbeiten - und dabei ganz tief bohren. Zurück bis ins Jahr 1980 sollen die Ermittlungen führen. Dabei wird es wohl auch um Geschäfte der Bank in Steueroasen gehen.
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Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, sieht die Landesbanken heute stabiler aufgestellt als vor Jahren, als gleich vier der sieben großen Landesbank-Konzerne gestützt werden mussten: WestLB, LBBW, BayernLB und HSH Nordbank. "Fast alle Landesbanken sind wieder in der Gewinnzone", sagte Fahrenschon im März. Seit Ende 2007 bauten die Landesbanken demnach ihre Risikopositionen um 40 Prozent ab. Die Kernkapitalquote als Krisenpuffer verdoppelte sich nahezu auf 12 Prozent.
Noch immer hängen Landesbanken am Tropf des Staates
Allerdings: Noch immer hängt so manche Landesbank am Tropf des Staates. Die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg etwa stockten die Garantien für ihre gemeinsame Landesbank HSH Nordbank gerade erst wieder von sieben Milliarden auf zehn Milliarden Euro auf. Die Krise auf den Schifffahrtsmärkten hält die HSH Nordbank in schwerem Fahrwasser. Die EU-Kommission genehmigte den höheren Garantierahmen vorläufig, will den Fall aber eingehend prüfen.
Die BayernLB freut sich dank guter Geschäfte mit Firmenkunden vor allem vor der eigenen Haustür zwar wieder über steigende Gewinne und verbuchte im ersten Quartal 2013 einen Vorsteuergewinn von 156 Millionen Euro. Allerdings müssen auch die Bayern noch Milliarden Hilfsgelder zurückzahlen - auch hier macht Brüssel Druck. Die Crux der Institute: Alle wollen nach schlechten Erfahrungen im Ausland, die teils zu milliardenschweren Desastern führten, in Deutschland Geschäfte machen. Mittelständler sind so gefragt wie selten zuvor.
Landesbanken machen sich gegenseitig Konkurrenz
In Nordrhein-Westfalen tummelt sich nicht nur die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die das Sparkassengeschäft der WestLB übernommen hat. Um Marktanteile im bevölkerungsreichsten Bundesland ringen auch die BayernLB mit einer Niederlassung in Düsseldorf. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) fischt ebenfalls an Rhein und Ruhr über ihre Tochter Rheinland-Pfalz Bank. "In Nordrhein-Westfalen haben wir die größten Wachstumsraten des gesamten LBBW-Konzerns", sagte kürzlich deren Chef Karl Manfred Lochner der "FAZ". Die LBBW ist zudem an der Düsseldorfer Privatbank HSBC Trinkaus beteiligt.
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So machen sich die verbliebenen Landesbanken Konkurrenz. Brancheninsider warnen bereits: "Die Gefahr ist, dass im Kampf um Marktanteile Risiken nicht mehr marktgerecht bepreist werden und man Margen akzeptiert, die nicht mehr auskömmlich sind." So manches Geschäftsmodell steht auf wackligen Beinen, weil der direkte Zugang zu Privatkunden fehlt.
Eigentlich würde eine Landesbank reichen
Seit Jahren mahnen Experten und Gutachten: Eigentlich würde eine Landesbank reichen. S&P-Experte Best, der die Branche seit Jahren begleitet, meint: "Eine sinnvolle Lösung wäre das, was der DSGV mal überlegt hatte: Eine, maximal zwei Girozentralen für den gesamten Sektor." Das funktioniere allerdings nur, wenn sich die Institute zuvor über Abwicklungsbanken von Altlasten befreien könnten. Er sehe allerdings wenig Bewegung in dieser Richtung. Schon im März hatte DSGV-Präsident Fahrenschon klargestellt: "Die Diskussion über die eine Landeszentralbank halte ich für überholt." Best meint: "Wahrscheinlich muss erst wieder was passieren, damit es vorangeht." (dpa)