Essen. . Neue Spekulationen über einen Einstieg der RAG-Stiftung beim angeschlagenen Industriekonzern Thyssen-Krupp haben für einen deutlichen Kursanstieg der Aktie gesorgt. Ein Sprecher der RAG-Stiftung sprach indes lediglich von einem „Gerücht“.
Seit Monaten nun wabern die Überlegungen schon durch die Gerüchte-Küchen der Ruhr-Wirtschaft. Vor einigen Wochen ist die Spekulation einmal zurückgewiesen worden. Jetzt aber sind auch Berliner Amtsstuben darauf aufmerksam geworden, nachdem die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte, die RAG-Stiftung könnte möglicherweise dem angeschlagenen Thyssen-Krupp-Konzern im Falle einer Kapitalerhöhung zur Seite springen und Anteile kaufen.
Die Stiftungssatzung, ließ das FDP-geführte Bundeswirtschaftsministerium wissen, werde nicht geändert, um einen Einstieg bei Thyssen-Krupp zu ermöglichen.
Ein „Njet“ aus Berlin zu einem Vorgang, über den offiziell noch niemand geredet hat? Die RAG-Stiftung erklärte jedenfalls, der Stiftungschef Werner Müller, einst ebenfalls Bundeswirtschaftsminister, habe „keine Gespräche geführt und ist auch von niemanden angesprochen worden“. Müller müsste also gebeten werden, was angesichts der schieren Möglichkeit eines solchen Deals auch nicht weiter verwunderlich ist.
Ruhr-Rettungsaktion ohne Politik nicht möglich
Schließlich ist die Stiftung Sachwalter des Steuerzahlers. Sie muss das Geld einsammeln, um die Ewigkeitslasten des Bergbaus zu bezahlen. Und deshalb kontrolliert auch ein maßgeblich politisch besetztes Kuratorium die Stiftung. Ohne Politik also ginge eine solche Ruhr-Rettungsaktion gar nicht.
Dass es überhaupt zu solchen Gedankenspielen kommt, liegt an der misslichen Lage von Thyssen-Krupp und einer möglicherweise nötigen Kapitalerhöhung. Die könnte dazu führen, dass die Krupp-Stiftung ihre Sperrminorität verliert, das Essener Traditionsunternehmen mithin zum Übernahmekandidaten wird.
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In einer solchen Situation können stabile Ankeraktionäre oder Weiße Ritter, die zusammen mit der Krupp-Stiftung den Schutzwall aufrecht erhalten, Bedeutung bekommen. Der Aktienkurs von Thyssen-Krupp legte bis zum Abend um 3,5 Prozent zu.
Bundeswirtschaftsministerium prüft
Könnte die Stiftung überhaupt Aktien von Thyssen-Krupp kaufen? Das Bundeswirtschaftsministerium ist jedenfalls forsch bei der Sache, wenn es hier eine zwingend nötige Satzungsänderung unterstellt.
In den Statuten heißt es zwar, das Vermögen sei unter Gesichtspunkten „möglichst großer Sicherheit und Rentabilität“ anzulegen. Anlagen in „direkten Beteiligungen an Unternehmen“ sind aber erlaubt.
Jürgen Großmann, ehemaliger RWE-Chef und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Das Kuratorium müsste prüfen, ob das mit den Statuten der Stiftung in Einklang zu bringen ist.“