Berlin. . Ein Vergleich der Pflege-Zusatzversicherungen ergibt große Unterschiede. Wer wenig verdient oder bereits älter ist, profitiert wenig vom staatlichen Zuschuss von fünf Euro im Monat. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Bei der staatlich geförderten privaten Pflege-Zusatzversicherung, dem „Pflege-Bahr“, gibt es extreme Leistungsspannen. Dies geht aus einer Auswertung des Analysehauses Morgen & Morgen hervor. So bekommt man bei den besten Policen im Pflegefall teils über 50 Prozent mehr Geld als bei den Schlusslichtern unter den 20 überprüften Anbietern. Starke Beitragsunterschiede bei älteren Versicherten, variierende Leistungen sowohl bei Jüngeren als auch innerhalb der Pflege-Stufen – wer den Pflege-Bahr abschließen will, sollte einige Punkte beachten.

Warum gibt es die Versicherung?

Mit dem seit Januar eingeführten Pflege-Bahr will die Koalition die private Vorsorge stärken. Denn im Pflegefall trägt die Pflichtversicherung in der Regel weniger als die Hälfte der Kosten. In Pflegestufe III kann es vorkommen, dass man bis zu 1800 Euro pro Monat aus eigener Tasche bezahlen muss.

Was „kann“ der Pflege-Bahr?

Einen Teil dieser Lücke kann der Pflege-Bahr schließen. Aber häufig nicht alles. Deshalb watschte Stiftung Warentest die neuen Policen kräftig ab. Oft seien nur 600 bis 700 Euro im Monat versichert. Zudem hielten die Tester die Vertragsbedingungen beim Pflege-Bahr oft für schlechter als bei nicht subventionierten Versicherungen.

Wie kommt die Police bisher an?

Um die 100.000 Policen wurden bisher abgeschlossen. Allein beim der Debeka waren es um die 23.000 Policen, bei der Central etwa 20.000 und bei der Signal Iduna gut 19.000 Verträge. Doch knapp drei Viertel der Bürger haben bislang nie etwas vom Pflege-Bahr gehört, wie aus einer aktuellen Allianz-Studie hervorgeht.

Wer kann die Police abschließen?

Jeder pflegepflichtversicherte Bürger ab 18 Jahren, der noch keine Pflegeleistungen bezieht oder bekommen hat. Für Policen ab zehn Euro Eigenanteil im Monat gibt der Staat automatisch und unabhängig vom Einkommen fünf Euro hinzu. Die Versicherer müssen alle Personen annehmen, ohne vorige Gesundheitsprüfung.

Wonach richtet sich die Höhe der zu zahlenden Prämie?

Am vereinbarten Leistungsumfang und dem Eintrittsalter des Versicherten. Ältere Personen müssen höhere Beiträge zahlen. Bei 20-Jährigen liegt die Beitragshöhe bei etwas über 15 Euro. Bei 40-Jährigen variieren die Beiträge zwischen 15 und 18 Euro. Happig sind die Preisunterschiede für 60-Jährige, die zwischen 24 und 38 Euro zahlen.

Gibt es Leistungsunterschiede?
Ja, und zwar große. Wer mit 20 Jahren eine Police abgeschlossen hat und später schwerst pflegebedürftig wird (Stufe III), erhält beim besten Anbieter 1980 Euro im Monat, beim schlechtesten nur 840 Euro – und das bei fast identischen Beiträgen. Keine Unterschiede gibt es hier bei 60-Jährigen, die eine Police abschließen. Sie würden bei jeder Versicherung aber nur den Mindestbetrag von 600 Euro erhalten.

Ab wann kann man Leistungen aus dem Pflege-Bahr beziehen?

In der Regel frühestens fünf Jahre nach Vertragsabschluss, es sei denn, mit dem Versicherer wurde eine kürzere Frist vereinbart.

Was passiert, wenn man den Beitrag nicht mehr bezahlen kann?

Wer hilfebedürftig wird, kann die Police bis zu drei Jahre ruhen lassen.

Für wen lohnt sich der Pflege-Bahr?

„Die Police kann sich für jüngere Personen lohnen, die wegen einer Vorerkrankung keine oder nur eine extrem teure ungeförderte Zusatzversicherung bekommen“, sagt die Heike Nordmann, Expertin für Pflegeversicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW.

Für wen lohnt er sich nicht?

Aus Nordmanns Sicht für mittellose Personen, da bei ihnen ohnehin der Staat die Pflegekosten übernehme. Auch für alte Menschen rechne er sich wegen sehr hoher Beiträge kaum. Wegen der Wartefristen gilt das auch für Personen, bei denen die Pflegebedürftigkeit bereits absehbar ist. „Über den Pflege-Bahr sollte man erst ab einem größeren Einkommen nachdenken, so dass man ihn sich auch dauerhaft leisten kann“, rät Nordmann. Denn grundsätzlich könnten sich die Tarife erhöhen, befürchtet Stiftung Warentest.