Frankfurt/Main. Die aktuelle Jobkrise macht sich vor allem bei Hochqualifizierten mit Abitur bemerkbar. Laut einer Studie ist die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Fach- und Hochschulreife innerhalb eines Jahres um knapp 25 Prozent nach oben geschnellt. Besonders betroffen: die 20- bis 24-Jährigen.
In der aktuellen Krise verlieren einer Studie zufolge besonders viele Hochqualifizierte und junge Menschen ihren Job. Bei Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife sei die Arbeitslosigkeit bis zum Sommer um fast 25 Prozent gegenüber 2008 gestiegen, teilte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Montag in Berlin mit. Bei jungen Erwachsenen erhöhte sich die Quote sogar um bis zu 34 Prozent.
15,8 Prozent der Arbeitslosen haben Abitur
Bei geringer Qualifizierten stieg die Arbeitslosigkeit in Folge der Krise im Gegensatz zu Arbeitnehmern mit Abitur im Vergleich zum Vorjahr weniger stark an, teilte der DGB mit. Bei den Hauptschulabgängern habe die Arbeitslosenquote im August um 10,8 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats gelegen, bei Menschen mit mittlerer Reife 5,4 Prozent. Auch bei Arbeitnehmern ohne Schulabschluss sei die Arbeitslosigkeit mit einer Zunahme um 5,5 Prozent im Vergleich zu 2008 vergleichsweise moderat gestiegen.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass «auch eine gute schulische Ausbildung längst nicht mehr vor Arbeitslosigkeit» schütze, erklärte der Leiter der Abteilung Arbeitsmarktpolitik beim DGB-Bundesvorstand, Wilhelm Adamy. In Westdeutschland hätten bereits 15,8 Prozent der Arbeitslosen Abitur, im Osten seien es 13,8 Prozent.
Viele junge Erwachsene schlittern in Hartz IV
Neben dem erhöhten Risiko der Arbeitslosigkeit laufen gut Ausgebildete laut DGB-Studie auch immer häufiger Gefahr, zu verarmen. So schnellte die Zahl der Empfänger von Hartz IV unter den Menschen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife im August binnen Jahresfrist um gut ein Siebtel (13,9 Prozent) nach oben, wie der Gewerkschaftsbund mitteilte. Bei Hauptschulabsolventen stieg dieser Wert im gleichen Zeitraum nur um 1,4 Prozent, bei Schulabbrechern um 1,6 Prozent.
Besonders hart vom krisenbedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit seien auch Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, erklärte der DGB. In der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen etwa habe sich die Arbeitslosigkeit in Westdeutschland binnen Jahresfrist sogar um 34 Prozent erhöht. Insgesamt sei die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Krise doppelt so stark gestiegen wie auf dem Arbeitsmarkt insgesamt. Grund hierfür sei der unsichere Übergang des Nachwuchses von der Ausbildung in eine reguläre Beschäftigung. Junge Beschäftigte würden entweder nicht übernommen oder nur kurzfristig beschäftigt. So würden sie in der Krise auch schnell arbeitslos, erklärte der DGB.
Firmen entlassen erstmal junge Mitarbeiter
Junge Erwachsene aus den als wirtschaftsstark geltenden südlichen Bundesländern treffe der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Folge der Krise besonders massiv, teilte der DGB mit. In Baden-Württemberg etwa sei die Arbeitslosigkeit unter den 20- bis-24-Jährigen im August binnen Jahresfrist um fast zwei Drittel (65 Prozent) gestiegen und damit doppelt so stark wie die Arbeitslosigkeit in dem Bundesland insgesamt.
Das Risiko von Arbeitslosigkeit und Verarmung unter jungen Arbeitnehmern in Deutschland sei hoch, teilte der DGB mit. In der Altersgruppe zwischen 25 und 34 sei mittlerweile etwa jeder Fünfte arbeitslos. Dies weise auf «die Eingliederungschwierigkeiten auch von jungen Erwachsenen mit guten Schulabschlüssen hin», erklärte DGB-Experte Adamy. Auch konzentriere sich in der Altersgruppe mittlerweile der größte Teil der Hartz-IV-Empfänger, erklärte Adamy. (afp)