Frankfurt. Nachdem es massive Kritik von Studierenden, Hochschulen und Bildungsorganisationen hagelte, wollen die Kultusminister bei der Bologna-Reform nachbessern. Bachelor- und Master-Studiengänge sollen dann mehr Kompetenzen vermitteln und nicht zu viel von den Studenten verlangen.
Nach massiver Kritik von Studierenden, Hochschulen und Bildungsorganisationen wollen die Kultusminister bei der Bologna-Reform nachbessern. Die Hochschulen sollen künftig bei der Neuzulassung beziehungsweise Überarbeitung von Bachelor- (BA) und Master-Studiengängen (MA) unter anderem stärker darauf achten, dass diese sinnvolle Kompetenzen vermitteln und nicht zu viel in zu kurzer Zeit von den Studierenden verlangen. Das teilte die Kultusministerkonferenz (KMK) am Freitag nach ihrer turnusmäßigen Sitzung mit.
Mit dem vor zehn Jahren in Gang gebrachten Bologna-Prozess soll bis 2010 ein einheitlicher europäischer Hochschulraum entstehen. Ziel sind bessere Vergleichbarkeit und mehr Mobilität im europäischen Hochschulraum. Kernelement ist die Einführung eines zweistufigen Studiensystems aus Bachelor (BA) und Master (MA) mit europaweit vergleichbaren berufsqualifizierenden Abschlüssen. Für Deutschland bedeutet das eine komplette Umstrukturierung des Studiensystems, wogegen es immer noch massiven Protest gibt.
Überfrachtet und verschult
Im Juni hatten Studierende im Rahmen eines bundesweiten Bildungsstreiks der KMK Forderungen präsentiert. Auch bei Lehrenden und Bildungsorganisationen wie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gibt es Kritik. Vor allem wird kritisiert, dass die Studiengänge inhaltlich überfrachtet und generell zu verschult seien und dass es eine zu hohe Anwesenheitspflicht und zu starke Prüfungsdichte gebe, so dass viele Studierende überfordert seien. Während meistens nur die Umsetzung der Reform kritisiert wird, gibt es aber auch generelle Kritik, dass die Neustrukturierung des deutschen Hochschulsystems überflüssig sei.
Auf die Kritik will die KMK nun mit verschiedenen Beschlüssen reagieren. Es seien «mögliche Schwachstellen in der Umsetzung aufzugreifen und zu korrigieren, ohne die erreichten Verbesserungen in der Lehre aufs Spiel zu setzen», heißt es in der Mitteilung. Jeder Studiengang soll daraufhin überprüft werden, «ob die den Studierenden zu vermittelnden Kompetenzen sinnvoll definiert sind, der Studiengang für die Studierenden in zeitlicher Hinsicht studierbar ist, der Prüfungsumfang angemessen ist und die Ziele des Studiengangs tatsächlich erreicht werden». Die Möglichkeit, einen BA auf vier Jahre anzulegen, soll auch genutzt werden.
Mobilität soll verbessert werden
Mit Blick auf das Ziel «mehr Mobilität» fordern die Kultusminister die Hochschulen auf, die gegenseitige Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen zu verbessern. Es gehe dabei nicht um gleichartige, sondern um gleichwertige Leistungen. «Das bedeutet, dass die Anerkennung zu erteilen ist, sofern keine wesentlichen Unterschiede bestehen», betont die KMK. Auch die Austauschprogramme mit Partnerhochschulen im Ausland müssten vorangetrieben werden.
Das Problem, dass der eigentlich berufsqualifizierende BA-Abschluss häufig nicht als solcher anerkannt wird, will die KMK mit einer stärkeren Einbindung der Wirtschaft lösen. Sie empfiehlt den Hochschulen daher nachdrücklich, Studieninhalte und zu erwerbende Kompetenzen mit möglichen zukünftigen Arbeitgebern zu diskutieren und Absolventen in die Entwicklung von Studiengängen einzubinden.
Schleichender Lehrermangel
Zur besseren finanziellen Absicherung der Studierenden setzen sich die Länder zudem für einen weiteren Ausbau des BaföG und eine Stärkung der Studentenwerke ein.
Außerdem einigten sich die Kultusminister auf ihrer Plenarsitzung, angesichts des schleichenden Lehrermangels in den kommenden Jahren mehr Referendare auszubilden. Im laufenden Jahr stehen laut KMK 60.000 Referendarsstellen bereit, bis 2012 sollen es 64.000 sein. (ap)