Essen. Anlässlich des Pferdefleischskandals erneuern Verbraucherschützer ihre Forderung, dass die Herkunft von Fleisch besser gekennzeichnet werden muss. Woher ein Stück Fleisch kommt, muss auf der Verpackung nicht angegeben werden, wenn es weiterverarbeitet wird. Da reicht schon eine Prise Salz.

Woher kommt das Fleisch im Fertigprodukt aus der Tiefkühltheke? Das wissen oft noch nicht einmal die Händler. Erst recht nicht die Verbraucher, die im Supermarkt vor der Tiefkühltruhe steht und auf eine Packung Fertigware blicken. Denn es gibt keine ausreichende Kennzeichnungspflicht für Fleisch. Das wurde von Verbraucherschützern schon lange vor dem europaweiten Pferdefleischskandal bemängelt.

"Wir wünschen uns eine bessere Kennzeichnung", sagt Sabine Klein von der Verbraucherzentrale NRW. Und die Experten haben guten Grund für diese Forderung: Denn auch in Nordrhein-Westfalen wurde nun bei amtlichen Kontrollen nicht deklariertes Pferdefleisch in Lebensmitteln entdeckt. Drei positive Funde gäbe es bislang, so teilte das NRW-Verbraucherschutzministerium am Montag mit. Nun sollen die Proben auf mögliche Medikamente getestet werden. Die pharmakologische Untersuchung würde ein paar Tage dauern, so Frank Seidlitz, Sprecher des NRW-Verbraucherschutzministeriums. Derzeit gäbe es in Deutschland keine Hinweise auf Medikamente in falsch deklariertem Pferdefleisch.

Hersteller und Gesetzgeber müssten sich im aktuellen Pferdefleischskandal "an die eigene Nase packen", meint Klein. Unzureichend seien die Regeln für die Kennzeichnung von Fleisch. Denn nur bei unverarbeiteten Rindfleisch und Rinderhack müsse der Händler angeben, wo das Tier geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt wurde, so Klein. Werde das Fleisch gesalzen, mariniert oder in Fertiggerichten verarbeitet, bestehe die Kennzeichnungspflicht laut EU-Verordnung nicht mehr, erklärt die Expertin. Eine Prise Salz reicht und schon kann der Verbraucher nicht mehr herausfinden, woher sein Fleisch kommt.

Geflügel aus China und Indien

Eine Ausnahme bildet noch Geflügelfleisch aus Nicht-EU-Ländern: Da müsse die Herkunft gekennzeichnet sein, so Klein. Allerdings nur so lange, wie das Geflügelfleisch nicht weiter verarbeitet wird. "Es landet massenhaft Geflügel aus Brasilien oder China in Fertigprodukten", sagt die Verbraucherschützerin. Und die Konsumenten an den Supermarkt-Tiefkühltruhen bleiben ahnungslos. Nicht zuletzt wird durch die fehlende Kennzeichnung den Verbrauchern die Möglichkeit genommen, sich beispielsweise gegen ein Produkt zu entscheiden, dessen Fleischanteil aus China kommt.

Zwar könnten Verbraucher sich beim Händler über ihr Fleisch informieren, doch einen Rechtsanspruch auf diese Auskunft hätten sie nicht, erklärt Klein. Oft, so die Expertin, wüssten die Händler und Hersteller selbst nicht, woher ihr Fleisch eigentlich kommt. "Das müssen sie auch laut Gesetzgeber nicht." Denn in den meisten Fällen werden die Tiere in einer Art Kette aufgezogen, geschlachtet, zerlegt, verarbeitet. Jeder Betrieb, der daran beteiligt sei, müsse immer nur wissen, was mit dem Fleisch auf der vorherigen Stufe passiert sei, so Klein. Zum Beispiel: Der Betrieb, der ein Tiefkühlprodukt mit Fleisch herstellt, muss wissen, von welchem Händler er das Fleisch unmittelbar bezogen hat. Er ist aber nicht gesetzlich dazu verpflichtet, zu wissen, wo das Tier geboren wurde. "Das finden wir Verbraucherschützer nicht gut", kommentiert Klein.

Angabe soll auf die Verpackung

Die Verbraucherzentrale NRW fordert daher, dass die Herkunft von Fleisch besser gekennzeichnet wird. "Eine Herkunftsangabe sollte auf die Verpackung", sagt Klein. Es sei nun an der Zeit, über eine bessere Regelung zu sprechen. Muss auf der Packung der Tiefkühl-Lasagne dann stehen: Rind, geboren in Deutschland, gemästet in Frankreich, geschlachtet in Italien, zerlegt in Polen und verarbeitet in Großbritannien? Das wäre die wohl transparenteste Lösung. "Darüber muss man jetzt diskutieren" sagt Klein.

Dass die Verbraucher ein großes Interesse haben, zu wissen, woher ihre Lebensmittel stammen, zeigt auch eine Umfrage, die der Europäischer Verbraucherverband Ende Januar vorstellte. Die Herkunft der Produkte ist demnach für 70 Prozent der befragten Konsumenten ein entscheidender Kauffaktor.