Essen.. Deichmann, Europas größter Schuhhändler, wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Heinrich Deichmann, der Gründerenkel, will die Prinzipien der Firma ins Internet-Zeitalter übertragen. Ein kurzes Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Unternehmens mit Gründerenkel Heinrich Deichmann.

1913 eröffnete Deichmann im Essener Stadtteil Borbeck einen kleinen Schuhmacherladen. 100 Jahre später ist die Firma mit 33.000 Mitarbeitern Europas größter Schuhhändler. Geführt wird das Unternehmen vom Gründerenkel Heinrich Deichmann (50). Ein kurzes Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

2013 wird das Unternehmen Deichmann 100 Jahre alt. Wächst mit den Jahren auch die Gefahr, aus der Zeit zu fallen?

Heinrich Deichmann ist der Enkel des Firmengründers. Foto: dpa
Heinrich Deichmann ist der Enkel des Firmengründers. Foto: dpa © Unbekannt | Unbekannt

Heinrich Deichmann: Wenn man nicht aufpasst, kann das passieren. Wir müssen heute mehr denn je in die Zukunft schauen. Die Märkte ändern sich sehr schnell. Aber wir sind optimistisch. Unser wichtigstes Ziel ist es, den Kunden zu dienen. Daran werden wir weiterhin festhalten.

Gefällt Ihnen der Begriff Unternehmensdynastie?

Deichmann: Wir sind ein Familienunternehmen und gewohnt, in Generationen zu denken, nicht nur in Quartalen oder Fünf-Jahres-Verträgen des Vorstandes. Das ermöglicht die nötige Geduld, wenn Probleme zu meistern sind. Man muss sich nicht ständig vor Börsenanalysten oder den Banken rechtfertigen. Und man kann frei entscheiden, was man mit den Gewinnen der Firma tut – nämlich sie wieder in das Geschäft zu investieren und auch Hilfsprojekte zu finanzieren.

Sind Familienbetriebe grundsätzlich die besseren Firmen?

Damit fing alles an: das Schuhgeschäft Elektra, aufgenommen 1921 in Essen. Foto: Unternehmen
Damit fing alles an: das Schuhgeschäft Elektra, aufgenommen 1921 in Essen. Foto: Unternehmen © Unbekannt | Unbekannt

Deichmann: Das lässt sich nicht verallgemeinern. Sicher hat das Konzept seine Stärken, so wie wir es gerade erklärt haben. Aber wenn eine Familie zum Beispiel die Führungs- und Nachfolgefrage nicht geregelt bekommt, dann kann es auch schwierig werden. Wir haben ja in den letzten Jahren in der deutschen Wirtschaft auch Beispiele erlebt, wo familiendominierte Unternehmen in eine falsche Richtung gesteuert wurden. Eine Erfolgsgarantie ist das also nicht. Außerdem gibt es auch viele angestellte Manager, die ihre Arbeit gut machen.

Ist es ein Zufall, dass gerade ein Unternehmen aus dem Ruhrgebiet auf das Geschäftsmodell „bezahlbare Schuhe“ setzt?

Deichmann: Ganz sicher nicht. Die ersten Kunden meines Großvaters waren Bergmannsfamilien, die aufs Geld achten mussten. Das hat das Unternehmen Deichmann von Anfang an geprägt. Für uns gilt nach wie vor, dass wir den Kunden modische Schuhe in guter Qualität zu einem sehr günstigen Preis anbieten wollen.

Bleibt Deichmann auch weiterhin ein Ruhrgebietsunternehmen mit Sitz in Essen-Borbeck?

Deichmann: Davon gehe ich aus. Unsere Expansion im Ausland trägt schließlich auch dazu bei, dass wir hier am der Standort Arbeitsplätze schaffen.

Lässt sich das Deichmann-Prinzip ins Internet-Zeitalter übertragen?

Deichmann: Schon heute erleben wir starke Zuwachsraten im Online-Handel. Wir sind mit unseren zahlreichen Online-Shops Teil dieser Entwicklung, und wir werden genau beobachten, wie das weitergeht. Wir wissen zwar nicht genau, was in 100 Jahren sein wird, aber wir haben 100 Jahre Erfahrungen damit, welche Schuhe unsere Kunden haben möchten.