Frankfurt. Fondsmanager suchen nach neuen Nischen für Investitionen. Neben Pflegeheimen und Studentenwohungen haben sie nun auch Kindergärten ausgemacht. Das klingt zunächst verblüffend, folgt aber der Logik, dass die Nachfrage nach Heim- und Kitaplätzen steigt, doch der Staat mit dem Angebot hinterher hinkt.

Geschlossene Immobilienfonds hatten schon bessere Zeiten. Bis November 2012 konnten sie nur 211 Millionen Euro an frischem Kapital einsammeln, 2010 war es noch mehr als eine Milliarde für Investments in Gewerbeimmobilien. Deshalb suchen die Fondsmanager nach Nischen. Als solche ausgemacht haben sie nun: Pflegeheime, Studentenwohnungen, neuerdings sogar Kindergärten.

Dass Finanzprofis soziale Einrichtungen für sich entdecken, mag Außenstehende verblüffen, folgt aber einer simplen Logik: Die Nachfrage nach Heim- und Kitaplätzen steigt, doch der Staat hinkt mit dem Angebot hinterher. Damit lässt sich Geld verdienen – eine Rendite von sechs bis sieben Prozent versprechen die Anbieter. Anlegerschützer aber heben bereits den Finger: Bei geschlossenen Fonds könne man das eingesetzte Kapital komplett verlieren.

"Kita-Fonds" für Privatanleger

Noch richten sich die Angebote an institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen. Die Frankfurter Fondsfirma Habona geht mit ihrem „Kita-Fonds“ jetzt auf Privatanleger zu. Sie sollen sich am Bau und Betrieb von Kitas beteiligen, mit Einlagen ab 10 000 Euro. In zehn bis 15 Kitas in Köln und im Rheinland sollen 30 Millionen Euro investiert werden. Betrieben werden sollen die Häuser von bewährten Trägern wie Kommunen, Kirchen oder Elterngruppen. Sie sollen dafür langfristige Mietverträge von 20 Jahren unterschreiben. Die die Genehmigung durch die Finanzaufsicht Bafin wird bis Ende Februar erwartet.

„Die Kommunen schaffen es offenbar nicht, den Bedarf zu decken. Deshalb wollen wir Kitas finanzieren und helfen so bei der Bewältigung eines sozialen Anliegens. Dass wir dabei auch Geld verdienen und eine vernünftige Rendite erzielen wollen, kann nicht verwerflich sein“, sagt Habona-Gesellschafter Roland Reimuth.

Stabile Einnahmen

Die Langfristigkeit ist ein Vorzug solcher Fonds, heißt es bei der Ratingagentur Scope. Dies garantiere stabile Einnahmen und komme dem Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger entgegen. Zweiter Vorzug: Der Bedarf an Kitas ist hoch. Ab 1. August 2013 gilt der Rechtsanspruch auf Plätze für Kinder von ein bis drei Jahren. Experten zufolge fehlen dafür bundesweit noch 130 000 Plätze. Habona plant deshalb schon weitere Kita-Fonds.

Großanleger wie Pensionskassen konnten bisher schon auf Kitas setzen. Die Luxemburger Avia Rent arbeitet bereits am zweiten „KinderWelten“-Fonds. In nur einem Jahr wurden für den ersten Fonds mehr als 50 Millionen Euro geworben, 30 Kitas in Deutschland, unter anderem in Heidelberg und Berlin, gehören zum Portfolio.

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Doch die Immobilienfonds haben auch die Älteren im Blick, schließlich werden bis 2030 rund 3000 neue Pflegeheime benötigt, schätzt Avia Rent. Mehrere Fonds haben schon genügend Kapital eingesammelt. Auch der Bedarf an Studentenwohnungen wächst, also wird auch hier für entsprechende Fonds geworben. Mittlerweile haben die Anlagefirmen auch Schulen entdeckt. AviaRent hofft auf 200 Millionen Euro für den Fonds „EduCare“, der sich auf Privatschulen und Häuser für die Erwachsenenbildung konzentriert.

Im Extremfall droht Totalverlust

Bei all diesen Offerten geht es um geschlossene Fonds. Im Gegensatz zu offenen Immobilienfonds erwerben Anleger keine Fondsanteile, die sie jederzeit verkaufen können, sondern werden mit ihrer Einlage voll haftender Miteigentümer. Das Geld ist bis zum Ende der Laufzeit des Fonds – meist zehn Jahre – gebunden. Werfen die Objekte die kalkulierten Mieten ab und können Kitas oder Pflegeheime am Ende mit Gewinn verkauft werden, klappt es mit der jährlichen Ausschüttung und der Rückzahlung der Einlage. Wenn nicht, ist das Kapital möglicherweise weg. Bei manchen Fonds muss sogar Geld nachzugeschossen werden, wenn es Probleme gibt.