Waldenbuch/Bonn. Das Bundeskartellamt dürfte zahlreiche Süßwarenhersteller jetzt richtig sauer gemacht haben: Wegen illegaler Preisabsprachen verhängte das Kartellamt Strafen in Höhe von 60 Millionen Euro gegen Haribo, Katjes und Co. Ritter Sport und Nestlé wollen Einspruch einlegen.

Das Bundeskartellamt knöpft sich wegen illegaler Preisabsprachen die Süßwarenhersteller vor: Gegen elf Firmen und deren verantwortliche Vertriebsmitarbeiter wurden Bußgelder in Höhe von über 60 Millionen Euro wegen verschiedener Kartellverstöße verhängt. Das teilte die Behörde am Donnerstag in Bonn mit. Betroffen sind bekannte Unternehmen wie Nestlé („KitKat“, „Lion“), Kraft Foods („Milka“, „Toblerone“) oder Ritter Sport.

Wegen Preisabsprachen und Informationsaustausch hatte es bereits 2008 Durchsuchungen bei den Firmen gegeben. Ausgelöst wurde das Verfahren nach einem Kronzeugenantrag der Mars GmbH, die dadurch straffrei davonkommt.

„Im Jahr 2007 waren die Preise wichtiger Rohstoffe für die Schokoladenherstellung wie Milch und Kakao deutlich angestiegen“, sagte der Präsident des Kartellamts, Andreas Mundt. „Statt einer unternehmerischen Lösung entschied man sich in dieser Situation für ein illegales Vorgehen.“ Der Wettbewerb sei ausgeschaltet und die Kunden seien mit abgesprochenen Preissteigerungen belastet worden.

Den Unternehmen drohen saftige Strafen

Konkret geht es um drei Sachverhalte: Kraft Foods Deutschland und Ritter Sport sollen sich gegenseitig über ihre Preiserhöhungen informiert haben. Die Endverbraucherpreise für 100-Gramm-Schokoladentafeln stiegen danach sprunghaft um 10 bis 15 Cent. Das war nur durch einen Kronzeugenantrag der Alfred Ritter GmbH nachweisbar gewesen, die in diesem Fall straffrei davonkommt. Kraft Foods Deutschland muss 21,7 Millionen Euro zahlen.

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In einem weiteren Fall waren Mitarbeiter von Ritter Sport, Nestlé, Mars und Haribo involviert. Sie hätten sich über Rabattforderungen des Einzelhandels gegenüber den anderen Süßwarenherstellern sowie deren Reaktionen informiert. Gegen Haribo war bereits im August ein Bußgeld von 2,4 Millionen Euro verhängt worden. Auf die anderen Hersteller kommt jetzt ein Bußgeld von beinahe 20 Millionen Euro zu.

Weitere Strafen in Höhe von 19,6 Millionen Euro werden fällig für Mitglieder des „Arbeitskreises Konditionenvereinigung“ des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie. Bei Treffen seien Verhandlungsstände mit dem Einzelhandel sowie geplante Preiserhöhungen ausgetauscht worden, lauten die Vorwürfe. Beteiligt waren hier auch Bahlsen, Storck und Katjes.

Ritter Sport und Nestlé wehren sich gegen Vorwürfe

Ritter Sport wies die Vorwürfe zurück und kündigte an, Einspruch einzulegen. „Wenn wir das zahlen müssten, würde unser Ergebnis ins Minus drehen“, sagte ein Firmensprecher. „Außerdem würde uns das auf Jahre hinweg in unserer Investitionstätigkeit lähmen.“

Bei den Treffen mit Haribo, Mars und Nestlé habe es sich um Gespräche über eine Vertriebskooperation gehandelt. Dies sei zuvor beim Bundeskartellamt angemeldet worden, sagte der Sprecher. „Das war kein Geheimbund", betonte er. Auch Nestlé Deutschland ist mit der Strafe nicht einverstanden und will Einspruch einlegen.

Beide Unternehmen übten scharfe Kritik an der Behörde. „Wir sind mit der Art und Weise, wie sie das Kartellgesetz ausgelegt hat, nicht einverstanden“, sagte der Nestlé-Sprecher. Ritter Sport kritisierte eine überlange Verfahrensdauer und eine „rechtsstaatlich inakzeptable Verfahrensführung“. (dapd)