An Rhein und Ruhr. . Genossenschaftliches Institut profitiert vom Immobilienboom und will der Konkurrenz weiter Kunden abwerben. Gewinnorientierung, aber keine Gewinnmaximierung, so die Devise der Bank, die von Düsseldorf aus NRW-weit 71 Filialen betreibt

Der Krisenstimmung in den großen deutschen Privatbanken stellt die genossenschaftliche Sparda-Bank West eine Rekordbilanz entgegen und will weiter wachsen – vor allem auf Kosten der Konkurrenz. Erstmals übersprang der Umsatz des vor gut zehn Jahren aus den Sparda-Banken Essen, Köln und Wuppertal hervorgegangenen Instituts im vergangenen Jahr die Marke von 8 Milliarden Euro, berichtete Vorstandschef Jürgen Thurau am Donerstag in der Düsseldorfer Zentrale, von wo aus die 71 Filialen zwischen Wesel, Hamm, Warburg, Siegen, Bonn und Aachen geführt werden. Ihr Vorsteuer-Ergebnis konnte die Bank auf 105,4 Millionen Euro fast verdoppeln. Dies allerdings vor allem aufgrund guter Geschäfte mit den eigenen Geldanlagen, wie Thurau einräumte.

Das operative Ergebnis der Bank ging um ein gutes Drittel auf 57,7 Millionen Euro zurück. Das niedrige Zinsniveau und „Kampfkonditionen“ der Mitbewerber hätten die Margen geschmälert, so Thurau. Der knallharte Wettbewerb am Markt für Tages- und Festgelder habe indes nicht dazu geführt, dass Kunden ihr Geld zur Konkurrenz verschoben hätten – im Gegenteil, so Thurau: „Bei den Kundeneinlagen verzeichnete die Bank ein Plus von 272 Millionen Euro oder 3,9 Prozent.“

Baufinanzierungsgeschäft boomt

Im Gegensatz zum rückläufigen Geschäft mit Verbraucherkrediten boomt bei der Sparda-Bank West derzeit das Baufinanzierungsgeschäft. „Angesichts der niedrigen Zinsen und der allgemeinen wirtschaftlichen Situation investieren wieder viele Kunden in ,Betongeld’“, sagte Thurau. In diesem Sog sei sein Haus „zu einem der am schnellsten wachsenden Finanzierer von Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen geworden“. In 2012 sei der Bestand an Immobilienkrediten um 4,7 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro gestiegen. Im laufenden Jahr erwartet Thurau ein weiteres Plus von acht Prozent. „Unser Ziel, Nummer 1 bei Baufinanzierungen in NRW zu werden, rückt beständig näher“.

Das Wohnbau-Projekt „Rüttenscheider Höfe“
Das Wohnbau-Projekt „Rüttenscheider Höfe“ © Thomas Nitsche

Zunehmend setzt die Bank beim Thema Immobilien auf ein „Alles-aus-einer-Hand“-Konzept. Die hauseigene Tochter Viantis erstellt nicht nur Wertgutachten, sondern engagiert sich zunehmend auch als Bauträger. In Essen wurden im Dezember 41 Wohnungen im Projekt „Rüttenscheider Höfe“ an die Eigentümer übergeben. Ein weiteres Projekt ist im Düsseldorfer Zooviertel geplant.

Keine Gewinnmaximierung

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Die Bank arbeite gewinnorientiert, strebe als genossenschaftliches Institut aber keine Gewinnmaximierung an, betonte Thurau. Er setzt weiter auf ein konstantes Wachstum – auch bei der Zahl der Kunden. Sie stieg 2012 erstmals auf über 608 000. Unterm Strich gewann die Bank binnen Jahresfrist knapp 14 000 Kunden hinzu – ein Plus, das im gesättigten Markt für Finanzdienstleistungen auf Kosten der Wettbewerber geht. Die Hälfte der Neukunden komme von den Sparkassen, sagte Thurau. „Und immer, wenn irgendein großes deutsches Institut in die Schlagzeilen gerät, öffnet das bei uns auch die Türen.“

2013 will die Sparda-Bank West 30 500 weitere neue Kunden hinzugewinnen. Eines der Zugpferde dabei sei nach wie vor das kostenlose Girokonto, das die Bank anbietet. Zudem seien zuletzt 70 Prozent der neuen Kunden „auf den Ratschlag eines Bestandskunden hin zu uns gekommen“, sagte Thurau. So könne man als Bank „auch ohne große Marketingbudgets bestehen“.