Berlin/Washington. Der US-Flugzeughersteller Boeing zieht die Notbremse: Nach der Pannenserie beim Dreamliner sollen vorerst keinen weitere Maschinen dieses Typs ausgeliefert werden. Die Kunden sollen die bestellten Maschinen 787 erst wieder erhalten, wenn entsprechende Reparaturarbeiten ausgeführt sind.
Der US-Flugzeugbauer Boeing stoppt nach der Pannenserie beim „Dreamliner“ die Auslieferung weiterer Maschinen seines Vorzeige-Jets. Das bestätigte eine Boeing-Sprecherin am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Die Produktion des Langstreckenflugzeugs werde aber fortgesetzt.
Behörden in den USA, Europa und anderen Ländern hatten das Flugzeug wegen Problemen mit neuartigen Batterien aus dem Verkehr gezogen. Boeing werde erst wieder weitere Maschinen ausliefern, wenn die US-Flugaufsichtsbehörde FAA dem „Dreamliner“ Flugtauglichkeit bescheinige. Die FAA hatte am 16. Januar die „Dreamliner“ in den USA gestoppt.
Notlandung wegen schmorender Batterie
Auslöser für das behördlich verhängte Flugverbot ist die Notlandung eines „Dreamliners“ in Japan, in dem eine Batterie geschmort hatte. Es war das erste Mal seit 34 Jahren, dass die FAA ein Flugverbot für alle Maschinen eines Typs verhängt hat. Die Aufseher in Japan, Europa, Indien, Katar und Chile schlossen sich an.
Die japanischen Gesellschaften All Nippon Airways (ANA) und Japan Airlines (JAL) hatten bereits am Mittwoch kurz nach der Notlandung der ANA-Maschine im japanischen Takamatsu vorerst alle Flüge mit dem „Dreamliner“ ausgesetzt. Die einzige europäische Airline mit dem „Dreamliner“ in ihrer Flotte, die polnische LOT, prüft möglichen Schadenersatz wegen des Flugverbots.
„Wir sind überzeugt, dass die 787 sicher ist“
Boeing bedauerte die Ereignisse, steht aber weiterhin zu seinem jüngsten Flugzeugmodell. „Wir sind überzeugt, dass die 787 sicher ist“, sagte Boeing-Chef Jim McNerney. Das Unternehmen arbeite mit der FAA und anderen Behörden daran, so schnell wie möglich Antworten auf die drängenden Fragen zu finden.
Bereits in der Vorwoche hatte eine Batterie eines am Boden stehenden „Dreamliners“ der JAL Feuer gefangen, außerdem verlor ein Flugzeug vor dem Start rund 150 Liter Treibstoff. Weiter ging die Pannenserie mit einer Störung des Bremscomputers an einem ANA-Jet, einem Ölleck und einem spinnennetzförmigen Riss in einem Cockpit-Fenster.
Bisher keine Dreamliner in deutscher Flotte
Den beiden japanischen Gesellschaften JAL und ANA gehören mit 24 Maschinen fast die Hälfte der bisher 50 ausgelieferten „Dreamliner“-Jets. Auch die übrigen Betreiber United Airlines, Air India, LAN Airlines, Qatar Airways, Ethiopian Airlines und die polnische LOT lassen ihre Maschinen inzwischen am Boden.
In Deutschland hat bislang keine einzige Fluggesellschaft den „Dreamliner“ in der Flotte. Air Berlin hat aber 15 Stück bestellt, die 2015 ausgeliefert werden sollen. Tui Travel will 13 Maschinen abnehmen. Diese sollen aber nicht bei der deutschen Tochter Tuifly, sondern in Großbritannien und anderen europäischen Nachbarländern eingesetzt werden. Insgesamt liegen Boeing mehr als 800 Bestellungen für die jeweils etwa 200 Millionen Dollar teuren Flieger vor. (dpa/dapd)