Essen. Wie groß ist die Problematik mit verunreinigter Kabinenluft in deutschen Verkehrsflugzeugen wirklich? Laut Bundesregierung hat es im vergangenen Jahr 32 Störmeldungen gegeben. Eine davon mit dem größten Flugzeug der Welt, dem von der Lufthansa geflogenen Airbus A 380.
Die Kette der Zwischenfälle mit verunreinigter Kabinenluft in deutschen Verkehrsflugzeugen reißt nicht ab. Auf eine Anfrage der Grünen hin hat die Bundesregierung jetzt die Zahlen für 2012 genannt. Danach hat es im letzten Jahr 32 Störmeldungen gegeben, davon eine mit dem größten Flugzeug der Welt, dem von der Lufthansa geflogenen Airbus A 380.
Schwere Störungen und Unfälle mit Geruchsbelästigung sind sieben Mal vorgekommen. Zwei Mal mussten Maschinen zum Startflughafen zurückkehren. Ein Mal erklärte die Besatzung eine Luftnotlage. In drei Fällen mussten Besatzungen medizinisch betreut werden.
91 Meldungen über Ölgeruch
Zur Verunreinigung der Kabinenluft kam es kommen, weil bei modernen Jets - mit Ausnahme der Boeing 787 - die Luftzufuhr über kleine Düsen an den Triebwerken erfolgt. Dabei können Reste verbrannten Öls eingesaugt werden. In früheren Jahren war der auftretende Ölgeruch mehrfach mit angebranntem Toast in der Kabinenküche erklärt worden.
Das Bundesverkehrsministerium räumt für die letzten fünf Jahre zwar insgesamt 91 Meldungen von Ölgeruch ein, die Mehrzahl davon in den letzten beiden Jahren. Die Regierung betont aber, dass nachhaltige gesundheitliche Folgen für Besatzung oder Passagiere nicht zu befürchten seien: "Das Thema Kontamination der Kabinenluft in Flugzeugen und die Möglichkeiten gesundheitsbelastender Auswirkungen war bereits Gegenstand mehrerer wissenschaftlicher Untersuchungen. Es wurden dabei bisher keine Hinweise auf gesundheitliche Belastungen festgestellt".
Tressel fordert Maßnahmenkatalog
Die Grünen sind vorsichtiger. Ihr Abgeordneter Markus Tressel weist darauf hin, dass auch die Lufthansa befürchte, dass Besatzungsmitglieder aufgrund der kontaminierten Kabinenluft erkranken könnten. Tressel kritisiert, dass die Bundesregierung keinen Maßnahmenkatalog vorlege, um die Gefahren zu bannen.
Beim wohl schwersten Vorfall mit Ölpartikeln im Cockpit am 19. Dezember 2010 ist der Absturz eines Germanwings-Airbus A 319 auf dem Weg von Wien nach Köln nur knapp vermieden worden. Die Piloten des Fluges 753 mit 149 Passagieren an Bord konnten den Aufprall auf der Piste in Köln/Bonn noch eben vermeiden, obwohl dem Kopiloten "kotzübel" war, dem Kapitän "die Sinne schwanden" und beide einen so genannten "Tunnelblick" bekamen. "Deutlich spürbar" habe der Jet am Ende aufgesetzt, heißt es im späteren Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen.