Eisenach. . In Eisenach rollte am Donnerstag der erste Opel Adam vom Band.Der neue Kleinwagen gilt als Hoffnungsträger für den angeschlagenen Autobauer. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit einem Absatz von 50 000 Fahrzeugen pro Jahr. Bereits vor dem Verkaufsstart gibt es 16 000 Bestellungen.

Der erste Adam, der am Donnerstag im Opel-Werk in Eisenach vom Band rollt, hat ein schwarzes Dach und eine gelbe Karosse. Für eine gute Stunde werden im angeblich produktivsten Kleinwagenwerk der Welt die Bänder angehalten. Von Krise ist an diesem Tag bei Opel ausnahmsweise nichts zu spüren. Aufsichtsratschef Steve Girsky lacht, Opel-Chef Thomas Sedran freut sich – und 1600 Opelaner klatschen.

Es ist nicht nur ein besonderer Tag für den angeschlagenen Automobilhersteller, weil eines der wichtigsten Modelle für die kommenden Jahre vorgestellt wird. Es ist auch ein Vertrauensbeweis des Mutterkonzerns General Motors (GM) in die deutsche Tochter. „Erstmals sind wir in Eisenach die ersten und die einzigen, die ein neues Opel-Modell bauen“, sagt Betriebsratschef Harald Lieske.

190 Millionen Euro In die Entwicklung investiert

Es wird das Werk in Thüringen auf Jahre sichern und gibt Opel Rückenwind in schwierigen Zeiten. „Uns liegt schon die stolze Zahl von über 16 000 Bestellungen vor, obwohl das Auto erst am 19. Januar zu den Händlern kommt“, sagt Sedran. Dies sind auch fast nur Aufträge aus Deutschland. In Europa, der Türkei und in Russland läuft die Marketingmaschine erst noch an. Mindestens 11 500 Euro muss man für den Adam hinblättern.

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190 Millionen Euro hat Opel in die Entwicklung des Kleinwagens gesteckt, das ein Volumenmodell wie Corsa und Astra werden soll. Neben Deutschland gelten Italien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande als Märkte mit den größten Chancen. Sedran selbst gibt keine Prognose ab. In Eisenach könnten pro Jahr 130 000 Autos gebaut werden, davon 80 000 Adam, sagt Betriebsratschef Lieske. Er rechnet 2013 mit einer Auslastung des Werks zu etwa zwei Dritteln.

Adam könnte „Aufbruch in eine neue, bessere Zeit“ sein

Für den Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer könnte der Adam für Opel „der Aufbruch in eine neue, bessere Zeit“ sein. Dudenhöffer erwartet, dass der Autobauer pro Jahr 50 000 Adams verkaufen könnte – in den ersten beiden Jahren und auch langfristig könnte diese Zahl sogar übertroffen werden. Opel fasse nun Fuß in der wachsenden Nische der „Lifestyle-Kleinwagen“, wozu etwa der BMW Mini, der Fiat 500, der Audi A 1 oder der Smart zählten.

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2012 wurden laut Dudenhöffer rund 124 000 Lifestyle-Kleinwagen in Deutschland verkauft – knapp 10 000 mehr als 2011. Damit hätten die Lifestyle-Kleinwagen einen Marktanteil von 16,9 Prozent im Gesamtsegment der Mini- und Kleinwagen. Am meisten wurde der Mini abgesetzt (36 300 Stück) vor dem Audi A 1 (29 500). Opel liege mit dem Adam sogar vor VW, das kein solches Fahrzeug hätte.

Der andere Hoffnungsträger von Opel heißt Mokka. In diesen Tagen beginnt der Verkaufsstart für den kleinen Geländewagen, für den laut Sedran sogar schon gut 65 000 Bestellungen eingegangen sind. Allerdings wird der Mokka in Korea gebaut und stützt die Beschäftigung bei Opel nur indirekt.

Opel wird nicht an PSA verkauft

Adam und Mokka könnten Opel helfen – aus der Krise führen werden sie das Unternehmen allein wohl nicht. 2012 sind die Neuzulassungen in Deutschland um 16 Prozent auf nur noch 213 627 Pkw eingebrochen. Die Opel-Mutter GM rechnet in Europa für 2012 erneut mit einem Betriebsverlust von 1,4 Milliarden Euro, 2013 könnte es auch dank des Adam immerhin etwas weniger werden. Frühestens 2015 erwartet GM ein ausgeglichenes Ergebnis im Europageschäft.

Sedran räumte ein, dass die Lage auch 2013 angespannt bleibe. In Deutschland sei der Marktanteil 2012 auf 6,9 Prozent abgesackt, in Europa von 7,4 auf 6,8 Prozent. Dennoch ist Sedran überzeugt, dass Opel bei GM bleibt und wies Gerüchte über ein Interesse von PSA Peugeot zurück. Opel stehe nicht zum Verkauf, so Sedran. Zuvor hatte schon der französische Autobauer, mit dem Opel bei der Fahrzeug- und Motorenentwicklung kooperiert, eine Übernahme ausgeschlossen. Zudem dementierte Sedran, dass GM Opel verboten habe, seine Autos auf internationalen Märkten anzubieten.

Erst einmal will Opel ohnehin mit Adam unter anderem französischen Kleinwagen Konkurrenz machen. Auch denen von Peugeot.