Essen. . Es bringt sicher keine Zulassungsrekorde im Neuwagengeschäft, aber jede Menge neue Modelle – und dem Hybridantrieb den Durchbruch. Volkswagen bringt ein Ein-Liter-Auto auf den Markt, glaubt aber nicht an den Erfolg des eigenen Modells. Ein Ausblick aufs Autojahr 2013.

Es bringt sicher keine Zulassungsrekorde im Neuwagengeschäft, aber jede Menge neue Modelle – und dem Hybridantrieb den Durchbruch. Der zusätzliche zweite Antrieb findet sich in diesem Jahr im Ein-Liter-Auto ebenso wie im Batteriefahrzeug oder in fast 1000 PS starken Sportwagen. Und erstmals in einem bezahlbaren deutschen Auto.

Nach dem Vornamen seines legendären Firmengründers hat Ferrari seinen Supersportwagen benannt. Mit dem Enzo erheben die Italiener den Anspruch, als einziger Hersteller Formel-eins-Technik in einem Straßenauto anzubieten. Und deshalb ist der 2013 erscheinende neue Enzo ein Hybridauto mit zusätzlichem Elektroantrieb.

Sprit sparender Ferrari

Was in der Motorsport-Königsklasse KERS heißt und als elektrische Doping-Spritze zum Überholen auf der langen Geraden dient, wird dem Enzo 120 Extra-PS bringen. Zusammen mit dem standesgemäßen Zwölfzylinder kommt das zweisitzige Geschoss dann auf 900 PS. Angeblich soll die Technik auch noch Sprit sparen. Beim Enzo heißt das sinngemäß, dass er statt 100 Liter bei Vollgas nur noch 95 verbraucht.

Drei-Liter-Porsche

Nicht viel anders wird es beim zweiten Hybrid-Sportler sein, der noch 2013 auf die Straße rollen soll. Auch Porsche verbindet beim 918 Elektro- und Verbrennungsmotor und versteigt sich zu der Aussage, der knapp 800 PS starke und knapp 800 000 Euro teure Renner werde nur drei Liter verbrauchen. Nach völlig praxisferner Verbrauchsnorm, versteht sich.

Bei der Zahlentrickserei wird nicht einmal das Wiederaufladen der teuren Batterien mitgerechnet. Der Testlauf zur Normverbrauchsmessung startet mit vollen Batterien und endet mit leeren.

Elektrohybrid

Apropos Batterieauto. Was kommt trotz eines vollen Tanks kaum 100 Kilometer weit und hat keine Heizung? Die Scherzfrage könnte am Ende dieser Zeitung auf der Kinderseite stehen, und der Witz ergibt sich aus der Antwort: Ein Elektroauto im Winter.

Das reine Batteriefahrzeug ist bislang weltweit bei den Verbrauchern durchgefallen, da es zu unpraktisch und sogar bei hoher Subventionierung zu teuer ist. Selbst der Elektrohybrid Opel Ampera bleibt weit hinter den Erwartungen zurück, obwohl er dank des mitgeführten Benzinmotors kein Reichweiten- und Heizungsproblem hat. So werden die meisten Exemplare des neuen revolutionären Elektroautos i3 von BMW auch als Elektrohybrid auf den Markt kommen, bei denen ein kleiner Verbrennungsmotor Strom (und Wärme) unterwegs erzeugt.

Das eigentlich Revolutionäre des i3 ist seine leichte Karosserie aus Kohlefaser-Werkstoffen. Damit lässt sich das hohe Gewicht der Batterien ausgleichen. Trotz erstmaliger Serienfertigung von Kohlefaserteilen ist die Verarbeitung sehr aufwendig. BMW hat angekündigt, den neuen Kompaktwagen zum Preis eines Fünfers anzubieten. Und die gediegene Limousine der oberen Mittelklasse kostet zurzeit mindestens 40 000 Euro. Auf den Kilometer gerechnet wird auch der i3 für seinen Besitzer teurer sein als ein vergleichbares Fahrzeug mit konventionellem Antrieb.

Volkswagen bringt das Ein-Liter-Auto auf den Markt 

Deutscher Massen-Hybrid

Über 15 Jahre nach dem Erscheinen des Toyota Prius bringt Volkswagen als erster deutscher Hersteller ein massentaugliches Hybridfahrzeug auf den Markt. Beim Jetta Hybrid wird ein 150 PS starker Vierzylinder-Benziner mit einem 27 PS starken Elektromotor kombiniert. Im Gegensatz zum Toyota soll der Volkswagen dank seines Direktschaltgetriebes auch dann Spaß machen, wenn man die Leistung abfordert. Die inzwischen zahlreichen Angehörigen der Prius-Familie quittieren nämlich jede Leistungsabforderung auf Grund ihres stufenlosen Getriebes mit einem jämmerlichen Aufheulen des Motors.

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Aber auch der VW-Vollhybrid kann nur bis zu zwei Kilometer weit rein elektrisch fahren. Der Normverbrauch des maximal 210 km/h schnellen Jetta liegt bei 4,1 Liter auf 100 Kilometer, wahrscheinlich wie immer bei Hybriden ein stark beschönigender Wert. In Deutschland kommt der Doppelherz-Jetta im April auf den Markt. Er kostet ab 31 000 Euro, was einem Aufpreis von 3700 Euro gegenüber dem „Golf mit Rucksack“ mit vergleichbarem konventionellen Motor und Automatikgetriebe entspricht.

Ein-Liter-VW

Da im Verkauf viel zu teuer, will Volkswagen sein Ein-Liter-Auto XL1 nur verleasen. Das Lieblingsprojekt von VW-Patriarch Ferdinand Piëch („Meine Formel eins“) wird in Kleinserie gebaut. Volkswagen setzt auf Kohlefaserteile, einen Mini-Diesel (0,8 Liter Hubraum) und eine Batterie (5 Kilowattstunden Kapazität) für den Elektromotor (30 PS), die auch an der Steckdose aufgeladen werden kann. Nach Piëch-Logik müsste der Erst-Besitzer eines XL1 feststehen: er selbst, vielleicht mit Schleife drumherum als Geschenk für seine Ehefrau Ursula.

Weitere Neuerscheinungen

  • Alfa Romeo bereitet mit dem spektakulären „Mini-Ferrari“ 4C Coupé die Rückkehr auf den überlebenswichtigen US-Markt vor.
  • Audi zeigt im Frühjahr die Kombi-Version des A3, den Sportback.
  • BMW präsentiert auf der IAA im Herbst die neue Vierer-Reihe.
  • Maserati will mit einem kleinen Sportwagen unter dem Traditionsnamen Ghibli so stark wachsen wie noch nie ein Luxusautohersteller zuvor.
  • Fiat erweitert die Familie des Lifestyle-Kleinwagens 500 um den Siebensitzer 500L und eine Allradvariante.
  • Ford startet im Sommer mit der Elektroversion des Focus.
  • Jaguar will nach langer Sport-Pause mit dem F-Type an die Tradition des legendären E-Type anknüpfen.
  • Lamborghini öffnet den 700 PS starken Aventator zum Roadster.
  • Land Rover setzt beim neuen Range Rover im Juli auf ein Hybridkonzept mit Dieselmotor.
  • Mercedes baut die neue A-Klasse mit dem Coupé CLA zur Produktfamilie aus und präsentiert das Facelift der E-Klasse und die komplett neue S-Klasse.
  • Opel kehrt im Frühjahr mit dem Cascada in den Kreis der Cabrio-Anbieter zurück.
  • Porsche feiert 50 Jahre 911 mit einem neuen Modell und erweitert seine SUV-Palette um den vom Audi Q5 abgeleiteten Macan.
  • Rolls-Royce erweitert die kleine Baureihe Ghost um ein Coupe. Skoda will sich im März auf dem Genfer Salon mit dem neuen Octavia näher an die Mittelklasse heranschieben.
  • Toyota bringt erstmals eine Kombiversion des Auris heraus.
  • Volkswagen erweitert das Golf-Angebot um GTI- und Kombi-Version, startet im Frühjahr das Beetle Cabrio und im Herbst die Elek-troversion des kleinen Up.