Lünen. . Metalle pro Klima heißt die Unternehmensinitiative, der auch Aurubis angehört. Ziel ist eine Imageverbesserung. Dafür wird verstärkt auf die Leistungen im Sinne von Klimaschutz und Energiewende hingewiesen – zum Beispiel am Standort Lünen.

Die Silhouette des Aurubis-Turms an der Kupferstraße in Lünen ist weithin sichtbar. Ebenso unübersehbar qualmt es gewaltig auf dem Gelände des größten Kupfer-Recyclingbetriebs der Welt. Klimaschutz, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit durch Industriebetriebe lauten die Themen der Konferenz der Wirtschaftsvereinigung Metalle, die Dienstag bei Aurubis als Vorzeigebetrieb stattfand. Wie passt das zu haufenweise Schrott und Schlämmen, die auf dem 316 000 Quadratmeter Gelände auf Verwertung wartet?

Peter Willbrandt, seit Jahresbeginn Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, versucht das mit dem Blick nach vorne aufzuklären. Der 51-Jährige spricht über die Bedeutung von Kupfer im Alltag. Dass hierzulande wenig fließt ohne Kupferrohr und noch weniger Telekommunikation stattfände, ist offenkundig. Willbrandt zielt aber nicht auf das allzu Offensichtliche. Er spricht über „Cu“, das schon vor Jahrtausenden genutzte Metall, als Kernsubstanz der gerade beginnenden Energiewende. Tatsache: Von der LED über das Elektromobil bis zur Photovoltaikanlage, dem Windrad und nicht zuletzt dem Kabel zur Stromübertragung – ohne Kupfer liefe kaum etwas. Das Metall, das aus deutschem Wohlstandmüll zurückgewonnen wird, ist durchaus Indikator für die Infrastruktur unserer hoch entwickelten Gesellschaft, die kaum über Primärressourcen verfügt.

Kurzum: Der Lüner Recyclingbetrieb trägt zur Ressourcenschonung bei und erhält Deutschland eine gewisse Unabhängigkeit im globalen Wettstreit um Rohstoffe. So kann man es sehen.

Millionen-Investitionen in moderne Filteranlagen

Der Preis dafür war und ist hoch. In der Vergangenheit, als noch nicht so genau auf die Umwelt, den Schadstoffausstoß geschaut wurde, haben diese Kosten zu einem erheblichen Teil die Lüner mit Einbußen der Lebensqualität und dem Verzicht auf den Kopfsalat aus dem eigenen Garten bezahlt und sind irgendwie drauf sitzengeblieben. Wohl auch deshalb klingt es zunächst abwegig, das Betriebe wie Aurubis mit ihrem Geschäft heute durchaus einen Beitrag zu Klima- und damit Umweltschutz leisten, in Lünen, indem sie wieder verwerten. Diese Botschaft möchte die Vereinigung „Metalle pro Klima“ verbreiten, zu der neben Aurubis noch 20 weitere große Betriebe der Branche gehören.

Ein Beitrag gegen Schadstoffausstoß an die Umgebung lässt sich an jährlich über 30 Millionen Kilowattstunden (Kwh) Stromverbrauch für moderne Filteranlagen ablesen, Tendenz steigend. „Mit dem nächsten Filterbau wird der Verbrauch noch einmal um 5 bis 8 Millionen Kilowattstunden pro Jahr steigen“, sagt Franz-Josef Westhoff, Chef des Lüner Betriebes. Insgesamt werden an der Kupferstraße jährlich rund 155 Millionen Kwh Strom für den Betrieb benötigt.

Umweltbelastung deutlich gesenkt

Aurubis beschäftigt rund 6300 Mitarbeiter weltweit, 600 am Standort Lünen.

Dort wird seit 1916 aus metallenen Abfällen im Wesentlichen Kupfer zurückgewonnen.

In Werk Lünen ist laut Aurubis seit 2000 die CO2-Belastung durch den Betrieb um 33 Prozent gesenkt worden; allein von 2009 bis 2011 um 13 Prozent.

Es ist eine Mischung aus Energiewende-Gedanken und betriebswirtschaftlichem Kalkül, dass sich auch hier etwas tut. Wie jedes vernünftig geführte Unternehmen ist Aurubis daran interessiert, möglichst preisgünstig zu produzieren. Da in der Kupfergewinnung etwa 30 Prozent Kosten auf Energie entfallen, ist neben einer gesetzlich geregelten Befreiung von einem Teil der EEG-Umlage auch Innovation gefragt. In diese Richtung zielt die Investition von sechs Millionen Euro für eine Turbine, die 2013 in Betrieb gehen und 15 Prozent des Strombedarfs im Lüner Werk decken soll – angetrieben von der anfallenden Abwärme im Betrieb. Durchaus nachhaltiger als der auf 30 Jahre abgeschlossene Stromliefervertrag mit Vattenfall, gebunden an das neue Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg.

Das alt eingesessene Unternehmen investiert unter dem Strich eine Menge in moderne Technologien, die die Kupfergewinnung in Lünen umweltfreundlicher als vor knapp einhundert Jahren machen, als an diesem Standort das Recycling begann. Als Teil einer „Green Economy“, sozusagen einer umweltbewussten Wirtschaft(-sweise), wie es sich der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Metalle, Martin Kneer, wünscht, dürfte Aurubis in deutschen Wohnzimmern dennoch wohl kaum wahrgenommen werden – jedenfalls nicht auf Sicht.