Hamburg/Bonn. 8237 Kilogramm Milch hat eine Milchkuh in Deutschland in der Saison 2011/2012 gegeben: Das sind 64 Kilo mehr als im vorangegangenen Zeitraum, teilt der Deutsche Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen mit. Damit sind die Milchkühe produktiver als je zuvor.
Die Kühe in Deutschland produzieren mehr Milch als jemals zuvor: In der Saison 2011/12 lieferte ein Tier im Durchschnitt 8.237 Kilogramm Milch. Das sind 64 Kilogramm mehr als im vorangegangenen Jahr, wie der Deutsche Verband für Leistung- und Qualitätsprüfungen (DLQ) am Montag in Bonn der Nachrichtenagentur dapd mitteilte. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert die auf Leistung getrimmte Produktion.
Der DLQ prüft die Milchqualität von 3,56 Millionen Milchkühen, das sind 85 Prozent des gesamten deutschen Bestands, wie Geschäftsführer Folkert Onken sagte. "Die Milchleistung der deutschen Kühe ist nie höher gewesen", fügte er hinzu. Der Verband erfasst die Produktion im Zeitraum von Oktober bis Oktober. Vor fünf Jahren lag die Jahresleistung einer Kuh noch im Schnitt 400 Kilogramm niedriger. Ein Kilogramm Milch ist fast genau ein Liter.
Onken führte den Anstieg darauf zurück, dass der Trend zu immer größeren Herden anhalte und Landwirte mit vielen Kühen ihre Tiere professioneller betreuten, als Kleinbauern es könnten.
Das zeigt sich in einer regionalen Betrachtung: Bundesweit schneiden die ostdeutschen Kühe mit im Durchschnitt 9101 Kilogramm Milch besser ab als ihre westdeutschen Artgenossen. Im Osten sind die Milchbetriebe riesengroß, sie gehen auf die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der DDR zurück.
Thüringen ganz vorn
Am besten lief es in Thüringen, wo eine Kuh im Schnitt 9180 Kilogramm liefert und die Betriebe im Schnitt 279 Kühe melken. Am schwächsten sind die Kühe in Bayern mit 7349 Kilogramm. Dort hat ein Bauer im Schnitt nur 38 Kühe. In der Summe allerdings ist Bayern immer noch das größte Milchland: Dort stehen 964.000 Milchkühe, in Thüringen nur 108.000. Bundesweit wurden mit knapp 3,6 Millionen 46.000 Kühe mehr gezählt, während die Zahl der Betriebe um fast 1950 auf 57.000 fiel.
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Kühe aus der Unterregion Osnabrück geben bundesweit am meisten Milch, sogar noch mehr als die Thüringer Tiere: 9811 Kilogramm pro Jahr, wie das Landvolk in Hannover mitteilte. Als Grund gilt die gute Zuchtauswahl in dem abgegrenzten Raum.
Der Tierschutzbund kritisiert seit Jahren die Hochleistungsproduktion. Viele auf Hochleistung gezüchtete Tiere werden ganzjährig im Stall gehalten, weil sie auf der Weide nicht genug Nährstoffe für die täglich produzierten Milchmengen aufnehmen, wie der Verband schon im Mai zum "Tag der Milch" erklärte.
Weitere Folgen der hohen Milchleistung seien Eutererkrankungen, Stoffwechselstörungen und Klauenschäden. Außerdem sei die Lebenserwartung der Kühe, die bis zu 50 Liter Milch am Tag geben, auf nur vier Jahre gesunken, ehe sie wegen sinkender Leistung geschlachtet werden. (dapd)