Essen. . Der Zoll meldet viele Erfolge bei Bargeldkontrollen an der Schweizer Grenze. Früher wurde Schwarzgeld ins Nachbarland gebracht, heute versuchen immer mehr Deutsche, es heimlich zurück zu bringen. Beim Schmuggel sind viele ziemlich kreativ
Sind alte Damen harmlos? Die Zöllner in Lindau glauben daran nicht mehr. Sie haben in diesem Herbst zwei Schwestern aus Bayern erwischt, 85 und 79. Im IC Zürich -München fanden die Fahnder in deren Reisegepäck einen mit schönem Papier umwickelten Geschenkkarton. Inhalt: 25.500 Euro. Die Seniorinnen hatten vorher noch dreist gelogen – mehr als 7000 Euro hätten sie nicht dabei.
Nicht nur Steuerfahnder punkten auf der Pirsch nach verbotenem Barem, so wie in der letzten Woche beim Düsseldorfer Modekönig Eickhoff. Seit dem Kauf gestohlener CD mit Schweizer Bankdaten durch deutsche Steuerbehörden versuchen Anleger aus ganz Europa offenbar verstärkt, Schwarzgeld von Schweizer Konten bar per Bahn und Auto nach Hause zu holen. Für viele schnappt die Falle am deutschen Grenzübergang zu – auch wenn das Geld im Geschenkkarton steckt oder als Müll getarnt ist, wie der Zoll berichtet.
1,5 Millionen Euro in zwei Monaten sichergestellt
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Alleine in den zwei letzten Monaten entdeckten Zöllner bei Zufallskontrollen an drei Schlagbäumen der deutsch-schweizerischen Grenze 1,5 Millionen Euro in Fahrzeug-Ablagen und Geldbörsen, Jacken, Handschuhfächern und Handtaschen. Gleich vier der heimlichen Geldtransfers vereitelte der Zoll am Grenzübergang Bietingen bei Konstanz am Donnerstag vergangener Woche: 55.300 Euro steckten in der Handtasche einer 67-Jährigen. Stunden später flog ein 56-jähriger Jurist aus Heilbronn auf, der mit Aktienzertifikaten im Wert von 100.000 Franken unterwegs war. Am Ende des Tages hatten die Bietinger Zöllner – nach zwei weiteren Funden – über 200.000 Euro auf ihrer Beuteliste.
Erst am Tag zuvor war dem Zoll in Singen ein Investmentberater aus dem Nahen Osten ins Netz gegangen. Er transportierte 286.000 Dollar, rund 210.000 Euro. Alles original verpackt mit Banderolen einer Schweizer Großbank.
Müllsäcke voller Geld
Originell verstaute ein Niederländer sein Vermögen, bis er an der Lörracher Grenze scheiterte. Unter der Rückbank des Autos fanden die Beamten Müllsäcke mit 100.000 Euro. Und noch einmal Bietingen: Zöllner fragen eine Familie routiniert, ob sie mehr als 10.000 Euro dabei haben. „Nein“. Dann lässt der Großvater die verräterische Kreditkarte eines Schweizer Geldinstituts im Portemonnaie durchblitzen. Es wird gefilzt. In der Handtasche der Tochter finden sich 200.000 frisch besorgte Dollar.
Schmuggelbewegung Richtung Heimat
Seit 2007 müssen Beträge oder Werte, die 10.000 Euro überschreiten, bei der Ein- und Ausfuhr über eine EU-Grenze schriftlich erklärt werden. Der Zoll kontrolliert so offiziell den Bargeldtransfer, um Delikte wie Geldwäsche und die Finanzierung von Terrorismus zu verhindern. Tatsächlich fliegen vor allem Steuerdelikte auf.
Das war schon 2010 und 2011 so, nachdem die Durchsuchung bei Postchef Klaus Zumwinkel und weitere Aufkäufe von Steuer-CD in die Schlagzeilen geraten waren.
In 3600 Fällen übermittelten die Zollbeamten im vergangenen Jahr den zuständigen Finanzämtern Informationen über Belege, die auf Vermögensanlagen im Ausland hindeuten. „Betroffen war ein Volumen von 769 Millionen Euro“, stellt das Bundesfinanzministerium fest. Die Richtung der Schmuggelbewegung hat sich dabei innerhalb von vier Jahren weitgehend umgedreht: nach Hause.