Hamburg/München. Der Ex-Chef der HSH Nordbank Dirk Jens Nonnenmacher muss sich um Geld keine Sorgen machen. Unabhängig vom Ausgang des Prozesses gegen ihn - der Staatsanwalt wirft ihm Untreue und Bilanzfälschung vor - darf er seine Millionenabfindung behalten. Schuld daran: ein lax formulierter Aufhebungsvertrag.

Der ehemalige Vorstandschef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, kann seine umstrittene Millionenabfindung endgültig behalten, auch wenn er in einem Strafprozess wegen windiger Geschäfte verurteilt werden sollte. Denn die Bank könnte die vier Millionen Euro nur bis zum 15. Dezember zurückfordern, während das Verfahren gegen den Ex-HSH-Chef frühestens Anfang 2013 eröffnet wird. Verantwortlich dafür ist laut Berichten von "Süddeutscher Zeitung" ("SZ") und NDR Info ein lax formulierter Aufhebungsvertrag.

Allerdings könnte der frühere Topmanager doch Geld an seinen früheren Arbeitgeber zahlen müssen. Falls Nonnenmacher verurteilt würde, will die Bank Schadensersatz für missglückte Geschäfte von ihm fordern. "Der Aufsichtsrat wird den Verlauf eines etwaigen Strafverfahrens gegen ehemalige Vorstände der Bank aufmerksam verfolgen und rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, um eine mögliche Verjährung von Schadenersatzansprüchen gegen ehemalige Vorstandsmitglieder zu verhindern", sagte der HSH-Aufsichtsratsvorsitzende Hilmar Kopper am Dienstag. Der Gesamtschaden für die Bank wird auf 150 Millionen Euro taxiert.

Nonnenmacher wegen Untreue und Bilanzfälschung angeklagt

Zu den Vorwürfen um den Aufhebungsvertrag äußerte Kopper sich nicht. "Der Aufsichtsrat kann aus rechtlichen Gründen weder zu Details von Aufhebungsverträgen noch zum Entscheidungsfindungsprozess innerhalb des Gremiums Stellung nehmen", sagte er lediglich.

Horrorzahlen der Banken

Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, musste für 2008 einen Verlust von 3,9 Milliarden Euro verkünden.
Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, musste für 2008 einen Verlust von 3,9 Milliarden Euro verkünden. © AP
Im Sog der Finanzmarktkrise türmte die Dresdner Bank 2008 einen Fehlbetrag von 6,3 Milliarden Euro auf.
Im Sog der Finanzmarktkrise türmte die Dresdner Bank 2008 einen Fehlbetrag von 6,3 Milliarden Euro auf. © ddp
Der Kauf der Dresdner Bank und die Finanzkrise bescherten der Commerzbank 2008 einen Verlust von 6,6 Milliarden Euro.
Der Kauf der Dresdner Bank und die Finanzkrise bescherten der Commerzbank 2008 einen Verlust von 6,6 Milliarden Euro. © ddp
Der Vorstandschef der KfW-Bank, Ulrich Schröder, kann angesichts der negativen Bilanz 2008 alles andere als zufrieden sein. Die staatliche Förderbank fuhr 2,7 Milliarden Euro Verlust ein.
Der Vorstandschef der KfW-Bank, Ulrich Schröder, kann angesichts der negativen Bilanz 2008 alles andere als zufrieden sein. Die staatliche Förderbank fuhr 2,7 Milliarden Euro Verlust ein. © ddp
Die Postbank rutschte 2008 erstmals seit 1996 in die roten Zahlen. Das Geldinstitut wies einen Verlust von 821 Millionen Euro aus.
Die Postbank rutschte 2008 erstmals seit 1996 in die roten Zahlen. Das Geldinstitut wies einen Verlust von 821 Millionen Euro aus. © AP
Die größte deutsche Landesbank LBBW schrieb tiefrote Zahlen. Der Verlust der Baden-Württemberger beläuft sich nach vorläufigen Zahlen auf rund 2,1 Milliarden Euro.
Die größte deutsche Landesbank LBBW schrieb tiefrote Zahlen. Der Verlust der Baden-Württemberger beläuft sich nach vorläufigen Zahlen auf rund 2,1 Milliarden Euro. © ddp
Die HSH Nordbank rechnet für das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Verlust von bis zu 2,8 Milliarden Euro.
Die HSH Nordbank rechnet für das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Verlust von bis zu 2,8 Milliarden Euro. © AP
Noch schlechter erging es der Bayerischen Landesbank. Bei ihr stand ein Minus von 5 Milliarden Euro zu Buche.
Noch schlechter erging es der Bayerischen Landesbank. Bei ihr stand ein Minus von 5 Milliarden Euro zu Buche. © ddp
Doch nicht nur deutsche Banken erwischte es eiskalt: Die Schweizer Großbank UBS fuhr mit fast 20 Milliarden Franken (13,5 Milliarden Euro) den größten Verlust in der Firmengeschichte ein.
Doch nicht nur deutsche Banken erwischte es eiskalt: Die Schweizer Großbank UBS fuhr mit fast 20 Milliarden Franken (13,5 Milliarden Euro) den größten Verlust in der Firmengeschichte ein. © AP
Konkurrent Credit Suisse (CS) erwirtschaftete einen Rekordverlust von 8,218 Milliarden Franken.
Konkurrent Credit Suisse (CS) erwirtschaftete einen Rekordverlust von 8,218 Milliarden Franken. © AFP
Die teilverstaatlichte Royal Bank of Scotland schockierte mit einem Minus von 28 Milliarden Pfund für 2008. Es ist der höchste Verlust, den je ein britisches Unternehmen ausgewiesen hat.
Die teilverstaatlichte Royal Bank of Scotland schockierte mit einem Minus von 28 Milliarden Pfund für 2008. Es ist der höchste Verlust, den je ein britisches Unternehmen ausgewiesen hat. © AP
Der Jahresgewinn der größten französischen Bank BNP Paribas brach 2008 um mehr als die Hälfte von 7,82 auf 3,02 Milliarden Euro ein. Im vierten Quartal rutschte das Institut mit 1,37 Milliarden Euro in die roten Zahlen.
Der Jahresgewinn der größten französischen Bank BNP Paribas brach 2008 um mehr als die Hälfte von 7,82 auf 3,02 Milliarden Euro ein. Im vierten Quartal rutschte das Institut mit 1,37 Milliarden Euro in die roten Zahlen. © AP
Die Bank of America schrieb im vierten Quartal ein Minus von 2,39 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr erzielte sie ein Plus von 2,56 Milliarden nach 14,80 Milliarden in 2007. Die übernommene Merrill Lynch wies allein im vierten Quartal ein Minus von rund 15 Milliarden Dollar aus.
Die Bank of America schrieb im vierten Quartal ein Minus von 2,39 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr erzielte sie ein Plus von 2,56 Milliarden nach 14,80 Milliarden in 2007. Die übernommene Merrill Lynch wies allein im vierten Quartal ein Minus von rund 15 Milliarden Dollar aus. © AFP
JPMorgan Chase erzielte 2008 einen Profit von 5,6 Milliarden Dollar. Das ist allerdings ein Einbruch von 63,6 Prozent im Vergleich zu dem Rekordergebnis von 15,4 Milliarden Dollar im Jahr 2007.
JPMorgan Chase erzielte 2008 einen Profit von 5,6 Milliarden Dollar. Das ist allerdings ein Einbruch von 63,6 Prozent im Vergleich zu dem Rekordergebnis von 15,4 Milliarden Dollar im Jahr 2007. © AFP
Morgan Stanley erwirtschaftete im vierten Quartal 2008 einen Verlust von 2,37 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr verbuchte die Bank aber noch einen Gewinn von 1,59 Milliarden Dollar.
Morgan Stanley erwirtschaftete im vierten Quartal 2008 einen Verlust von 2,37 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr verbuchte die Bank aber noch einen Gewinn von 1,59 Milliarden Dollar. © AFP
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Gegen Nonnenmacher und weitere ehemalige HSH-Manager hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Untreue und Bilanzfälschung im Zusammenhang mit den sogenannten Omega-Geschäften erhoben. Das Hamburger Landgericht will demnächst entscheiden, ob es zum Prozess kommt. "Die zuständige Kammer entscheidet Anfang des Jahres, sofern keine vorrangige Haftsache vorher eingeht", sagte ein Gerichtssprecher am Dienstag.

Kubicki sieht einen "Anfangsverdacht der Untreue" beim Verhalten Koppers

Nach den Berichten von NDR und "SZ" hat es Kopper bei der Formulierung des Abfindungsvertrags versäumt, den Willen der Eigentümer zu berücksichtigen. So soll der damalige schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) im November 2010 Kopper schriftlich aufgefordert haben, "eine Regelung in den Aufhebungsvertrag aufzunehmen, wonach mögliche Abfindungszahlungen zurückgezahlt werden müssen, wenn es im Nachhinein zu einer strafrechtlichen Verurteilung in Zusammenhang mit der Ausübung der Vorstandstätigkeit kommen sollte oder aktien- bzw. arbeitsrechtliche Pflichtverstöße nachgewiesen würden".

Warum der Aufsichtsratschef dem Willen der Bank-Eigentümer nicht nachkam, ist unklar. Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Kieler Landtag, Wolfgang Kubicki, sagte laut NDR und "SZ", er sehe angesichts des Vorgehens von Kopper einen "Anfangsverdacht der Untreue". "Es kann nicht sein, dass die HSH Nordbank im Fall einer Verurteilung einem Arbeitnehmer Millionen zahlt, dem eine Straftat nachgewiesen worden ist", sagte Kubicki.

Nonnenmacher musste im Frühjahr 2011 als HSH-Chef gehen

Nonnenmacher musste im Frühjahr 2011 seinen Posten als HSH-Chef räumen. Er hatte den Rückhalt der Haupteigentümer verloren, der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Bank soll Kritiker von Detektiven überwachen und einen Topmanager mit unsauberen Methoden aus dem Amt gedrängt haben, zahlte trotz Milliardenverlusten aber auch an Nonnenmacher Millionen-Boni. Am Ende wurde es den Landesregierungen zu bunt, und der Vorstandschef musste trotz ordentlicher Geschäftszahlen gehen.

Angeklagt sind der Manager und seine Ex-Vorstandskollegen allerdings wegen anderer Vorwürfe: Sie sollen mit einem umstrittenen Kreislaufgeschäft namens Omega 55 zum Jahresende 2007 Verluste von 150 Millionen Euro verursacht haben. (dapd)