Hamburg. .

Der umstrittene Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, muss seinen Posten zum 31. März 2011 räumen. Sein Nachfolger soll der Investmentbanker Paul Lerbinger werden.

Auf den personellen Wechsel an der Spitze der HSH einigte sich der Aufsichtsrat der Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein in einer außerordentlichen Sitzung am Mittwoch, wie das Institut mitteilte. Die Nachfolge Nonnenmachers soll demnach der Investmentbanker Paul Lerbinger antreten.Der gebürtige Allgäuer Lerbinger gilt als einer der bekanntesten Investmentbanker Deutschlands. Er war zuletzt stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Citigroup in Deutschland.

Mit HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper hat der 54-Jährige bereits eine gemeinsame Vergangenheit: In den 90er Jahren arbeiteten beide für die Deutsche Bank: Lerbinger im Management, Kopper als Vorstandchef.

Unklarheit über die Abfindung

Zum 1. März 2011 soll Lerbinger nun bei der norddeutschen Landesbank einsteigen, zunächst als Mitglied des Vorstands. Einen Monat später soll seine Amtszeit als Vorstandchef offiziell beginnen. Diese läuft laut HSH bis Ende Februar 2014. Mit Dirk Jens Nonnenmacher unterdessen habe sie eine Aufhebungsvereinbarung getroffen, teilt die Bank in einer Erklärung mit. Ob und in welcher Höhe das Institut in diesem Zusammenhang auch eine Abfindung an seinen scheidenden Chef zahlen wird, dazu wollte sich die HSH nicht äußern. Nonnenmacher hatte Medienberichten zufolge in der Vergangenheit auf Zahlungen in Höhe von 4,8 Millionen Euro bestanden. Finanziert würde eine Abfindung überwiegend aus Steuergeld, denn die HSH gehört zu 85,5 Prozent den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein.

Beide Länder hatten sich Anfang November für eine Ablösung Nonnenmachers ausgesprochen. Sie reagierten damit auf eine Reihe von Affären, wegen derer der 47-Jährige vermehrt in die Kritik geraten war. Unter anderem steht er unter Druck, weil er falsche Verdächtigungen gegen hochrangige Bankmitarbeiter lanciert haben soll. In einem Fall ermittelt deshalb die Kieler Staatsanwaltschaft.

Paul Lerbinger wird Nachfolger

Darüber hinaus war Nonnenmacher in der Vergangenheit wegen milliardenschwerer Verluste der HSH Nordbank in die Kritik geraten. Das Institut war durch die globale Finanzkrise sowie durch verlustreiche Spekulationen in Schieflage geraten. Die beteiligten Länder mussten ihre Bank deshalb 2008 mit drei Milliarden Euro Kapital sowie Bürgschaften in Höhe von zehn Milliarden Euro stützen.

Noch ungeklärt ist Nonnenmachers Rolle bei riskanten Finanzgeschäften namens „Omega“. Bei diesen waren mehrere hundert Millionen Euro vernichtet worden. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt in dem Zusammenhang gegen andere Bankvorstände wegen des Verdachts der Untreue. Nonnenmacher selbst beteuert in allen Angelegenheiten seine Unschuld. (dapd)