Datteln. . Zum Jahreswechsel soll der Ruhrgebietsunternehmer Ulrich Grillo an die Spitze des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) rücken. Vor Journalisten in Datteln sprach Grillo erstmals ausführlich über seine Pläne für das Amt.

Er hätte auch nach Duisburg-Marxloh einladen können, wo sich die Firmenzentrale der traditionsreichen Grillo-Werke befindet. Doch Ulrich Grillo, der aller Voraussicht nach zum Jahreswechsel neuer Präsident des einflussreichen Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) wird, entschied sich bewusst für Datteln, den Standort der Grillo-Tochterfirma Rheinzink. In Sichtweite zum umstrittenen Kohlekraftwerk des Eon-Konzerns betreibt Grillo ein Zinkwalzwerk, für das sich plötzlich auch Journalisten aus Berlin interessieren. Fast 20 Redakteure sind aus der Hauptstadt ins Revier gereist, um den designierten BDI-Präsidenten besser kennenzulernen. Ganz nebenbei wird Grillo dabei auch zu einem Botschafter der Ruhrgebietsindustrie.

Ulrich Grillo entstammt einer Unternehmerdynastie. Sein Vorfahre Friedrich Grillo – nach ihm ist auch das Essener Theater benannt – war Ende des 19. Jahrhunderts an mehr als 20 Zechen beteiligt, baute Eisen- und Stahlwerke. Friedrichs Bruder Wilhelm spezialisierte sich auf die Herstellung und Verarbeitung von Zink. Fast 170 Jahre nach seiner Gründung ist der Duisburger Grillo-Konzern, der aktuell etwa 1600 Mitarbeiter beschäftigt, nach wie vor einer der bedeutendsten Zinkverarbeiter weltweit. Der Werkstoff Zink wird vor allem in Dächern, Fassaden oder Regenrinnen eingesetzt. In fünfter Generation führt der 53-jährige Ulrich Grillo die Firmengruppe.

Ein Familienunternehmer folgt also auf den ehemaligen Hochtief-Konzernchef Hans-Peter Keitel, der zum Jahreswechsel als BDI-Präsident ausscheidet. Grillo ist das italienische Wort für Grille. Da die Grille zu den Heuschrecken gehört, sagt Ulrich Grillo gerne, dass Heuschrecken nicht unbedingt schlecht sein müssen für den Standort Deutschland.

„Ich bin so, wie ich bin“

Oft wird Grillo jetzt gefragt, warum er zusätzlich zum Job des Firmenchefs die anspruchsvolle Aufgabe beim BDI in Berlin übernehme. „Ich habe Spaß am Gestalten“, antwortet er dann. „Nur meckern und auf andere zeigen – das ist nicht die Art der Grillos.“ Bei allem Wohlstand, den er hat, gibt sich Ulrich Grillo bodenständig. „Ich bin so, wie ich bin“, sagt er. „Ich lasse mit auch nicht verbiegen.“

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Themen, denen er sich vorrangig widmen wolle, seien die Energiewende, der Euro, die Steuerpolitik und die Rohstoffversorgung der heimischen Unternehmen. Der designierte BDI-Präsident präsentiert sich als Mutmacher und Anpacker, der offen und uneitel für die Interessen der Industrie werben will.

Auch das Ruhrgebiet könne bundesweit als Vorbild dienen, sagt Grillo. „Das Ruhrgebiet hat erfolgreich einen Strukturwandel bewältigt.“ Themen wie der drohende Wirtschaftsabschwung bringen Grillo nicht aus der Ruhe. „Wir haben schon bewiesen, dass wir mit Krisen zurechtkommen können.“

„Nicht jede Woche bei Jauch“

Grillo, der privat in Mülheim wohnt, übernimmt in einem wichtigen Wahljahr das Amt in Berlin. Seine Aufgabe wird es sein, gegenüber Politik und Öffentlichkeit die Interessen von mehr als 100 000 zuweilen recht unterschiedlichen Unternehmen mit gut acht Millionen Beschäftigten zu vertreten. Weder wolle er „von einem Empfang zum anderen rennen“ noch allzu große Talkshow-Präsenz entfalten, kündigt Grillo an. „Sie werden mich nicht jede Woche bei Herrn Jauch oder Frau Illner sehen.“ Probleme wolle er lieber hinter den Kulissen lösen, „wenn man sich in die Augen sehen kann“.