Köln/Bochum. . Die US-Autobauer in Europa leiden unter der Krise: Ford will Werke schließen und löst damit Proteste aus. Aufgebrachte belgische Arbeiter stürmten das Ford-Gelände in Köln. Beim Opel-Mutterkonzern GM laufen die Verhandlungen zur Zukunft des Standorts Bochum noch.

Autoreifen brannten, Feuerwerkskörper explodierten, eine Glastür ging zu Bruch: Aufgebrachte belgische Arbeiter des US-Autoherstellers Ford protestierten am Mittwoch vor der deutschen Unternehmenszentrale in Köln gegen die Schließung ihres Werks in Genk. Zwischenzeitlich eskalierte die Lage. Einige der zum Teil vermummten Demonstranten drückten das Werkstor auf und verschafften sich Zutritt zum Firmengelände. Ein Wachmann wurde verletzt, ebenso wie drei Polizisten.

Ford hatte angekündigt, in den nächsten Jahren drei Werke in Belgien und Großbritannien mit 5700 Beschäftigten dichtzumachen. So soll der nach General Motors (GM) zweitgrößte US-Autokonzern in Europa bis zum Jahr 2015 wieder profitabel werden. Als Hersteller von Klein- und Mittelklassewagen leidet Ford massiv unter der schwachen Nachfrage in den Krisenstaaten Südeuropas.

Ob Opel oder Ford: Wettbewerb der Werke

Wie beim Opel-Mutterkonzern GM gibt es auch bei Ford einen Wettbewerb der Werke. Der Ford-Standort in Saarlouis beispielsweise dürfte von den Sanierungsplänen profitieren, da die Auslastung des deutschen Werks durch Verlagerungen der Produktion aus Spanien vermutlich erhöht wird. Dem belgischen Werk in Genk droht dagegen Ende 2014 die Schließung. Ford will die nächste Generation der Modelle Mondeo, Galaxy und S-Max nicht mehr in Belgien bauen, sondern im spanischen Valencia. Die Fertigung von C-Max und Grand C-Max wiederum soll von Valencia ins Saarland verlagert werden. Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern laufen.

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„Die Kollegen aus Belgien haben unsere uneingeschränkte Solidarität“, sagt Witich Roßmann, Bevollmächtigter der IG Metall Köln-Leverkusen. Er kritisiert, dass Ford in Genk Vereinbarungen zum Erhalt des Standorts gebrochen habe. „Der Schock sitzt auch hier tief. Auch in der Kölner Belegschaft wird besorgt die Frage gestellt, ob man sich auf Aussagen und Unterschriften dieses Managements verlassen kann“, berichtet Dieter Hinkelmann, Chef des Europäischen Ford-Betriebsrats. Köln hat eigentlich eine Zusage für die nächste Generation des Modells Fiesta über das Jahr 2016 hinaus.

Auch bei Opel wird verhandelt

Auch GM verhandelt mit den Gewerkschaften über Einschnitte, dabei geht es auch um die Zukunft des von Schließung bedrohten Opel-Werks in Bochum. Der Betriebsrat erwartet bis Mitte Dezember eine Einigung mit der Konzernführung über ein Sparpaket. Parallel spricht GM mit dem angeschlagenen französischen Autobauer Peugeot über eine koordinierte Sanierung des Europageschäfts.

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Die Stimmung ist angespannt, doch wären gewaltsame Proteste auch in Bochum möglich? „Wir sorgen dafür, dass es gar nicht soweit kommt“, sagt der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel und verweist auf die Bemühungen für den Erhalt des Standorts. „Wir haben immer wieder gezeigt, dass wir uns das Werk nicht schließen lassen. Da waren wir sehr kreativ – gemeinsam mit der IG Metall und den anderen Opel-Standorten.“