Köln. In Köln haben am Mittwoch teils gewaltbereite Demonstranten aus Belgien die Ford-Zentrale blockiert. 20 bis30 vermummte Personen stürmten im Laufe der Demonstration das Gelände, demolierten Scheiben und Türen und verletzten drei Polizisten. Grund für die Ausschreitungen ist die geplante Schließung eines Ford-Werks in Genk.

Aufgebrachte belgische Ford-Mitarbeiter haben das Firmengelände des US-Autokonzerns in Köln gestürmt und Fenster an Gebäuden beschädigt. Rund 100 bis 200 Mitarbeiter des vor der Schließung stehenden Werks in Genk hätten am Mittwoch in Köln zunächst den Eingang blockiert und Reifen angezündet, sagte ein Polizeisprecher. Die Situation sei dann eskaliert, etwa 20 bis 40 von ihnen seien auf das Firmengelände gerannt und hätten Fenster beschädigt und Knallkörper gezündet.

Aus der Gruppe von Demonstranten heraus seien Polizeibeamte mit Böllern beworfen worden, erklärte die Polizei. Auch ein Reifenstapel sei angezündet worden. Drei Polizisten trugen Knalltraumata davon, wie ein Polizeisprecher vor Ort mitteilte. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs auf. Die Versammlung vor dem Werksgelände sei als Spontandemonstration gewertet und deshalb nicht aufgelöst worden, sagte der Polizeisprecher.

Ford zeigt Verständnis für Protest

Ford teilte zu dem Vorfall mit, es habe am Mittwoch auf dem Kölner Werksgelände ein Treffen zwischen der Ford Geschäftsleitung und Vertretern des europäischen Betriebsrats gegeben. "Während des Treffens hat sich eine Gruppe von Protestierenden gewaltsam Zugang zu dem Ford-Gelände in Niehl verschafft", hieß es in einer Erklärung. "Die Situation konnte mit Unterstützung der lokalen Polizei und des Ford-Werkschutzes unter Kontrolle gebracht und schließlich deeskaliert werden."

Der Autobauer äußerte einerseits Verständnis, "welchen Einfluss unser europäischer Geschäftsplan auf die Menschen hat. Und wir respektieren selbstverständlich das Recht auf friedliche Demonstrationen." Auf der anderen Seite zeigte sich Ford jedoch "enttäuscht darüber, dass einige der Protestierenden sich gewaltsam Zugang zum Werksgelände verschafft haben".

Werk in Genk soll Ende 2014 schließen

Die Kölner Polizei war nach eigenen Angaben am Mittwochmorgen vom Ford-Werkschutz darüber informiert worden, dass Demonstranten die Zufahrt zu dem Werksgelände in Niehl blockiert und Reifen in Brand gesteckt hatten. Auf dem Gelände warfen demnach einige Demonstranten Scheiben ein. "Bei unserem Eintreffen herrschte eine vergleichsweise aggressive Stimmung", sagte der Polizeisprecher. Nachdem sich die Lage weitgehend beruhigt hatte, begann die Polizei am frühen Nachmittag mit der Personalienfeststellung der mutmaßlichen Störer.

Das Werk in Genk soll Ende 2014 schließen, etwa 4.500 Mitarbeiter sowie 5.000 Stellen bei Zulieferern sind davon betroffen. Derzeit laufen noch Gespräche zwischen Ford und belgischen Regierungs- und Gewerkschaftsvertretern, die sich mit der Entscheidung nicht abfinden wollen. Bereits Ende Oktober hatten die Ford-Mitarbeiter in Genk protestiert und vor dem Werk Autos angezündet.

Ford-Chef verteidigt Werks-Schließungen

Ford leidet seit geraumer Zeit unter Absatzeinbrüchen und rechnet im Europageschäft für das laufende Jahr mit einem Verlust von mehr als 1,5 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro).

Konzernchef Alan Mulally verteidigte am Mittwoch in Berlin die Schließung von zwei Werken in Großbritannien und dem in Genk. "Das wird viele Menschen betreffen, und wir sind uns dessen bewusst", sagte er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Europa seit Bekanntgabe der Entscheidung, die insgesamt 6.200 Jobs kosten dürfte. Zu den Schließungen gebe es aber keine Alternative.

Mulally bekräftige, dass es Überlegungen gebe, im Zuge der Umstrukturierung die Produktion der Van-Modelle C-MAX und Grand C-MAX aus dem spanischen Valencia ins saarländische Saarlouis zu verlegen. (dapd/afp)