Frankfurt/Bochum. Der Fahrplan für die Sanierungsgespräche bei Opel steht. Der angeschlagene Autobauer und die Gewerkschaft haben sich auf eine Bestandssicherung für alle Werke bis 2016 verständigt. Das ist allerdings kein großer Durchbruch: Selbst das Werk in Bochum, das auf der Streichliste des Managements ganz oben steht, soll wohl nicht vor 2016 dichtgemacht werden.

Bei Opel haben sich Management und Betriebsrat auf einen Fahrplan für die Sanierungsgespräche geeinigt. Die Verhandlungen könnten zwei bis drei Monate dauern, sagte eine IG-Metall-Sprecherin am Sonntag. Eine Frist für einen Abschluss nannte sie allerdings nicht. Am Freitag hätten sich der angeschlagene Autobauer und die Gewerkschaft auch auf eine Bestandssicherung für alle Werke bis 2016 verständigt, sagte die Sprecherin weiter. Dieser Vertrag könne aber im Lichte der Ergebnisse der Sanierungsgespräche jederzeit gekündigt werden. "Werksschließungen sind damit noch nicht vom Tisch", sagte die Gewerkschaftssprecherin weiter. "Das Pokern um die Werke steht uns noch bevor."

IG Metall und Opel hätten sich zudem geeinigt, die von der Belegschaft gestundete Lohnerhöhung von 4,3 Prozent rückwirkend für Mai bis Oktober mit dem Novembergehalt auszuzahlen, sagte die Sprecherin. Danach werde die Erhöhung aber wieder auf unbestimmte Zeit gestundet. Die Einigung sei den Arbeitnehmern bei Betriebsversammlungen in allen Werken am Wochenende mitgeteilt worden.

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Ein großer Durchbruch ist die Sicherung bis 2016 nicht: Selbst das Werk in Bochum, das auf der Streichliste des Managements ganz oben steht, soll wohl nicht vor 2016 dichtgemacht werden. Dann läuft dort die Produktion des Zafira aus.

Seit Juni verhandeln IG Metall und Geschäftsleitung über ein Konzept für die vier Werke in Deutschland. Die Arbeitnehmer verlangen den Erhalt aller Standorte und wollen einen Kündigungsschutz über 2016 hinaus durchsetzen. Schon am Freitag hatte Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug zum Fortgang der Verhandlungen gesagt, "wir brauchen schlicht noch mehr Zeit und wollen eine gute Einigung nicht durch Zeitdruck gefährden". IG Metall und Betriebsrat hatten der GM-Tochter ein Ultimatum gestellt. Bis Freitag sollte eine Lösung in Sicht sein, andernfalls wollte die Gewerkschaft die bis Ende Oktober gestundete Lohnerhöhung fällig stellen.

Es geht auch um Obama

GM steht unter Zugzwang, nachdem Ford die Schließung von drei Werken in Belgien und Großbritannien mit 5700 Beschäftigten angekündigt hatte. Durch die Einschnitte will Ford bis 2015 in Europa wieder profitabel werden. Opel bricht der Absatz wegen der Schuldenkrise in Europa weg, die Werke haben kaum noch zu tun. Für mehr als 10.000 Beschäftigte, das ist fast die Hälfte der Belegschaft hierzulande, wurde bereits Kurzarbeit angeordnet. GM will nächste Woche seine Quartalszahlen bekanntgeben. Die hohen Verluste im Europageschäft sind ein Makel in der Zwischenbilanz - sie summierten sich im ersten Halbjahr auf 617 Millionen Dollar. Sie dürften angesichts der immer rasanteren Talfahrt am Pkw-Markt bis Jahresende auf über eine Milliarde Dollar steigen, erwarten Experten. In den vergangenen zehn Jahren hat GM in Europa - trotz mehrerer Sanierungsversuche - 14 Milliarden Dollar verbrannt.

Die GM-Eigner dringen daher immer ungeduldiger auf Einschnitte bei Opel. Der amerikanische Staat ist mit 27 Prozent Großaktionär bei GM. Der wahlkämpfende Präsident Barack Obama hatte sich als Retter der US-Autobauer profiliert und muss sich nun dafür rechtfertigen, dass die Aktie von GM wegen der Probleme in Europa vor sich hin dümpelt. (rtr)