Stockholm. . Der 86-jährige Ingvar Kamprad übergibt an seine drei Söhne. Der reichste Mann Europas bleibt aber Senior-Berater seines Möbelkonzerns. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines Machtkampfes um die Nachfolge Kamprads.
Geht er, oder geht er nicht? Nach der jüngsten Sprachregelung des gestrigen Tages legt der 86-jährige Ikea-Gründer Ingvar Kamprad die Verantwortung in die Hände seiner drei Söhne Jonas, Mathias und Peter, bleibt aber als „Senior-Berater“ eingebunden.
Wenige Stunden zuvor musste der Chef der Ikea-Mutter Ingka-Holding, Göran Grosskopf, eine Interview-Äußerung zurückziehen. Grosskopf hatte gesagt: „Ingvar wird nicht mehr da sein, um seine Meinung zu sagen, Ratschläge zu geben und zu helfen.“ Später lässt sich derselbe Grosskopf zitieren: „Ich möchte betonen, dass wir immer noch das Glück haben, ihn als Berater des Verwaltungsrates der Ingka-Holding zu haben.“ Es ist der vorläufige Höhepunkt eines Machtkampfes um den Möbelkonzern und seine schillernde Gründerfigur, den das Schweizer Magazin „Bilanz“ mit einem Vermögen von fast 29 Milliarden Euro zum reichsten Mann Europas ausrief.
Ein äußerst sparsamer Lebensstil
Kamprad gründete Ikea (der Name steht für die Anfangsbuchstaben von Ingvar Kamprad, des elterlichen Bauernhofs Elmtaryd und des Heimatdorfes Agunnaryd) 1943 – und legte mit günstigen Selbstbaumöbeln namens Billy oder Malm eine Erfolgsgeschichte hin. Kamprad war stets darum bemüht, einen äußerst sparsamen Lebensstil an den Tag zu legen.
Die Reichsten der Welt
1/19
Da fuhr der Multimilliardär in alten Saabs oder Volvos zu Managertreffen. Ein enger Mitarbeiter erinnerte sich an eine Situation vor dem Stockholmer Flughafen: „In bester Managermanier schritt ich auf den Taxistand zu, als Ingvar sagte: ‚Peter – wir nehmen wohl den Bus?’“ Die Archive schwedischer Zeitungen quellen über vor solchen Kamprad-Anekdoten.
Schulschwach und in frühen Jahren Nazi
Dieses Gemüt hat Ikea mit seinen 135 000 Angestellten geprägt: Gelb-Blau ist nicht nur die Uniform der Fachverkäufer, auch das Führungspersonal trägt die Ikea-Kluft. Wie viel Geld Kamprads Konzern tatsächlich einnimmt, ist selbst für Wirtschaftsexperten schwer einzuschätzen. Stets war er umgeben von äußerst treuen Mitarbeitern und Familienmitgliedern. Durchgesickert ist nur wenig. Etwa, dass der schulschwache Kamprad schon als Kind geschäftstüchtig und in jungen Jahren ein Nazi war. Das hat er später öffentlich bedauert, und Schweden hat es ihm verziehen. Nicht alle verziehen ihm jedoch die Steuerflucht. Kamprad lebt in der Schweiz.
Lange hieß es, es sei ihm nie richtig gelungen, seine drei Söhne Jonas (46), Mathias (43) und Peter (48) in den Konzern zu integrieren. Kamprad hatte sie lange aus dem Spiel gehalten, damit Streitigkeiten zwischen den Söhnen sein Lebenswerk gefährden, meinen Beobachter. Zuletzt soll der Patriarch seinen Söhnen gegenüber versöhnlichere Töne angeschlagen haben. „Blut ist dicker als Wasser“, sagte er jüngst. Ganz reibungslos funktioniert die Übergabe offenbar nicht.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.