Hannover. Conti-Chef Karl-Thomas Neumann hat den Machtkampf mit dem Großaktionär Schaeffler verloren und steht vor der Ablösung. Nur der geschlossene Widerstand der Arbeitnehmerseite hab seine sofortige Ablösung verhindert.
Bei der Continental AG zeichnet sich nach dem monatelangen Machtkampf mit dem Großaktionär nach nicht einmal einem Jahr erneut ein Führungswechsel ab. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Thomas Neumann stehe kurz vor seiner Ablösung, nachdem ihm die Vertreter der Kapitalseite im Aufsichtsrat das Vertrauen entzogen hätten, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Kontrollgremiums, Werner Bischoff, am späten Donnerstagabend nach einer Marathonsitzung in Hannover.
Die Auseinandersetzungen der Vergangenheit über die Zukunft der beiden Unternehmen machten es ihm «sehr schwer, auf Dauer mit dem Großaktionär zusammenzuarbeiten», sagte Neumann. Erst Ende August vergangenen Jahres hatte Neumanns Vorgänger, Manfred Wennemer, im Übernahmestreit mit Schaeffler das Handtuch geworfen.
Arbeitnehmer stehen hinter ihrem amtierenden Chef
Bei der Debatte um den Verbleib Neumanns an der Spitze des Automobilzulieferers habe sich die Anteilseignerseite geschlossen gegen und die Arbeitnehmer vereint hinter den amtierenden Conti-Chef gestellt, sagte Bischoff. Damit sei die erforderliche Zweidrittelmehrheit für eine Ablösung Neumanns nicht erreicht worden.
Nun laufe ein zweiwöchiges Vermittlungsverfahren, in dessen Anschluss der Aufsichtsrat mit einfacher Mehrheit erneut abstimmen könne. Bei einer Patt-Situation entscheidet das Doppelstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden und Schaeffler-Beraters Rolf Koerfer. Neben Koerfer sitzen vier weitere Schaeffler-Vertreter im Conti-Kontrollgremium.
Bischoff sah die Entscheidung für die Ablösung Neumanns angesichts der Stimmrechtsverhältnisse vorprogrammiert: Neumann werde dann ausscheiden, sagte er. «Ein guter Mann geht von Bord.» Das Vertrauensverhältnis zwischen Neumann und dem Großaktionär Schaeffler sei jedoch zerrüttet und die Grenze der Zumutbarkeit erreicht. Die Hannoveraner hatten den Herzogenaurachern mehrfach vorgeworfen, bei der Frage nach der Zukunft der beiden Konzerne auf Zeit zu spielen und Conti damit zu blockieren.
Im August läuft ein Kredit über 800 Millionen Euro aus
Nach monatelangem Ringen mit den Franken konnte sich Neumann jedoch mit seiner Forderung nach einer Kapitalerhöhung um bis zu 1,5 Milliarden Euro durchsetzen, um dem mit knapp 10 Milliarden Euro verschuldeten Hannoveranern finanziell Luft zu verschaffen. Im kommenden Monat muss Conti einen Kredit von 800 Millionen Euro und ein Jahr später ein weiteres Darlehen von 3,5 Milliarden Euro zurückzahlen und kann dies angesichts der schwachen Auftragslage nicht komplett aus dem operativen Geschäft stemmen. Zahlreiche Gläubigerbanken von Conti hatten daher die Aufstockung des Kapitals unterstützt. Parallel zu der Kapitalerhöhung will Conti mit den Banken über eine Refinanzierung verhandeln.
Schaeffler besitzt seit Januar knapp die Hälfte der Conti-Aktien und hat weitere 40 Prozent bei Banken geparkt. Die Franken hatten sich mit der Übernahme der drei Mal so großen Hannoveraner überhoben und sitzen nun auf einem Schuldenberg von gut 11 Milliarden Euro. (ddp)