Düsseldorf. . Wenn Kanzlerin Merkel zum China-Staatsbesuch aufbricht, dann reisen auch die Hoffnungen deutscher Konzerne mit. NRW-Unternehmen wie Bayer, Evonik, Henkel, Lanxess und Thyssen-Krupp drängen mit aller Macht nach China. Im Gegenzug übernehmen chinesische Firmen Betriebe an Rhein und Ruhr.
Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel zum China-Staatsbesuch aufbricht, dann reisen auch die Hoffnungen deutscher Konzerne mit. Für viele Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen ist die Volksrepublik ein wichtiger Wachstumsmarkt. Konzerne wie Bayer, Evonik, Henkel, Lanxess und Thyssen-Krupp haben in den vergangenen Jahren ihr China-Geschäft konsequent verstärkt.
Fast 5000 deutsche Firmen sind derzeit in der Volksrepublik aktiv. Deutsche Unternehmen haben bislang etwa 26,6 Milliarden Euro in China investiert. Umgekehrt zieht es immer mehr Chinesen nach Deutschland: Fast 160 Firmen siedelten sich hier im vergangenen Jahr an. China ist damit Investor Nummer eins, noch vor den USA.
Auch an Rhein und Ruhr gab es einige große Übernahmen. Kürzlich stieg der chinesische Maschinenbauer Xuzhou Construction Machinery Group (XCMG) beim Herner Betonmaschinen-Hersteller Schwing ein. Der weltgrößte Türschloss-Hersteller Kiekert aus Heiligenhaus befindet sich nun ebenfalls in asiatischen Händen. Auch der Aldi-Lieferant Medion hat mit dem Computerbauer Lenovo chinesische Eigentümer.
Der Bundesregierung sind die Investitionen aus China willkommen. „Das Land hat schon wegen der riesigen Devisenreserven erhebliche Substanz“, sagt der Geschäftsführer des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Fridolin Strack.
Exportschlager Maschinen, Autos und chemische Produkte
Im Gegenzug gehört China zu den wichtigsten Kunden der Exportnation Deutschland. Die deutschen Ausfuhren nach China haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verfünffacht. Der Wert stieg im vergangenen Jahr auf 65 Milliarden Euro. Exportschlager sind Maschinen, gefolgt von Autos und chemischen Produkten. Für die VW-Tochter Audi beispielsweise ist China bereits der wichtigste Absatzmarkt.
„Die Menschen in Asien orientieren sich zunehmend an den Konsummustern der westlichen Welt“, sagt Bayer-Chef Marijn Dekkers. „Die Ernährungsgewohnheiten verändern sich, etwa hin zu mehr Fleischkonsum.“ Eine Folge sei die Ausbreitung von „Zivilisationskrankheiten“ wie Diabetes. Der Pharmakonzern aus Leverkusen rechnet mit einem wachsenden Markt für Medikamente. Regelmäßig beschließen NRW-Konzerne Millioneninvestitionen in Asien. Der Düsseldorfer Henkel-Konzern („Pritt“, „Pattex“) baut sein weltweit größtes Klebstoffwerk in China. Kürzlich gab der Essener Chemiekonzern Evonik grünes Licht für den Bau eines Werks zur Wasserstoffperoxid-Produktion.
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Mittlerweile befinden sich tausende Jobs nordrhein-westfälischer Konzerne in der Volksrepublik. Auch für Thyssen-Krupp ist China der wichtigste Standort in Asien. Mehr als 13 000 Beschäftigte arbeiten dort für den Essener Stahl- und Technologiekonzern. Bayer will die Beschäftigtenzahl in ganz Asien von knapp 24 000 auf rund 30 000 im Jahr 2015 steigern.
Auch Mittelständler machen mit
Auch mittelständische Betriebe wagen sich auf das chinesische Terrain, zum Beispiel der Automobilzulieferer Kirchhoff aus Iserlohn. „Wir folgen als Zulieferer unseren Kunden“, erläutert Unternehmenssprecher Andreas Heine. Für Autokonzerne wie VW ist Asien ein wichtiger Absatzmarkt. Mehr als 300 der rund 7800 Kirchhoff-Beschäftigten arbeiten in China.
Allerdings verabschiedet sich China „von seinen Boomjahren“, gibt der Branchendienst „Germany Trade & Invest“ zu bedenken. Zwar betrug das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal dieses Jahres noch 7,6 Prozent, was für ein europäisches Land ein Traumwert wäre. Für China war es aber der niedrigste Wert seit drei Jahren.