München. . Die europäische Schuldenkrise wirkt sich mittlerweile auch auf die deutsche Wirtschaft spürbar aus. Vor allem die exportorientierten Branchen rechnen mit Umsatzverlusten. Auch der Binnenkonsum leidet - zum Beispiel unter den hohen Benzinpreisen.

Die europäische Schuldenkrise trifft offenbar immer mehr deutsche Unternehmen. "Zum ersten Mal seit drei Jahren sind die Exporterwartungen mehrheitlich negativ", sagte der Konjunkturexperte des Ifo-Instituts, Klaus Wohlrabe, anlässlich der Vorstellung der aktuellen Erhebungsdaten. "Die Euro-Krise nagt an der deutschen Konjunktur." Zwar sei anders als in vielen europäischen Absatzmärkten nicht mit einer Rezession zu rechnen, sondern noch mit Wachstum. Es werde aber eine spürbare Delle im Sommer geben. Für das dritte Quartal prognostizieren die Ifo-Forscher nur einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 0,1 Prozent.

Der viel beachtete Ifo-Geschäftsklima-Index ist im August auf 102,3 (Vormonat: 103,2) Punkte gefallen - und damit deutlicher als von vielen Beobachtern erwartet.

Neben exportorientierten Branchen sieht es auch für den Konsum nicht mehr so rosig aus, nachdem er zuletzt angesichts guter Daten vom Arbeitsmarkt und hoher Lohnabschlüsse noch die Konjunkturstütze in Deutschland war. "Einzelhandel und Großhandel sind ziemlich abgestürzt", sagte Wohlrabe. Vor allem bei Nahrungs- und Genussmitteln laufe es schlechter. Insgesamt sei der Konsum aber immer noch relativ robust. Auf die Stimmung schlagen die schlechteren Perspektiven, auch wegen der Rekord-Benzinpreise. "Der Großhandel ist zum sechsten Mal in Folge gesunken." Hier wirke sich die Unsicherheit aus, wie es in der Euro-Krise weitergehe.

Blick richtet sich auf Reformfähigkeit

Der Blick richte sich nun auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum dauerhaften Rettungsschirm für die schuldengeplagten Länder und den mit Spannung erwarteten Bericht der Troika zu den Reformfortschritten in Griechenland.

Ifo-Experte Wohlrabe rechnet zudem damit, dass die Arbeitslosigkeit auf niedrigem Niveau bleiben werde. "Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung. Die Firmen sind skeptisch bei Einstellungen, entlassen aber in Summe auch nicht." Allerdings hielten sie ihre Investitionen zurück. "Der skeptische Blick bleibt", sagte Wohlrabe. (rtr)