München. . Obwohl gerade die Exportgeschäfte der deutschen Wirtschaft boomen, sind die Unternehmen stark verunsichert. Die Euro-Krise drückt die Stimmung, wie der aktuelle Ifo-Index zeigt. Das Stimmungsbarometer brach im Mai regelrecht ein.

Die Euro-Krise hat die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Mai überraschend deutlich eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank unerwartet stark von 109,9 auf 106,9 Punkte, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Donnerstag mitteilte. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn führte den Einbruch bei dem viel beachteten Index auf die zuletzt „gestiegene Unsicherheit im Euroraum“ zurück.

Die befragten 7000 Unternehmen bewerteten vor allem ihre aktuelle Lage erheblich schlechter, allerdings nahm auch der Pessimismus hinsichtlich der Geschäfte im kommenden Halbjahr spürbar zu. Der Teilindex für die aktuelle Lage fiel von 117,5 Punkten auf 113,3 Punkte. Der Teilindex zur Bewertung der Erwartungen in den kommenden sechs Monaten sank von 102,7 Punkten auf 100,9 Punkte. Das Ifo-Institut befragt jeden Monaten Unternehmen, wie sie ihre Lage und die Aussichten einschätzen.

Experten überrascht

Ifo-Experte Klaus Wohlrabe nannte einen so deutlichen Einbruch wie im Mai beim Geschäftsklima eine „starke Ausnahme“. Der Rückgang sei „in dieser Deutlichkeit schon überraschend“ gewesen, sagte Wohlrabe. Die Unsicherheit rund um den Euro scheine der tragende Faktor zu sein. Vor allem größere Firmen würden sich derzeit pessimistischer äußern. Die Exporterwartungen seien allerdings gestiegen. Dies werde von Exporten in Nicht-EU-Länder getragen und durch den schwächer gewordenen Euro begünstigt.

Wohlrabe verwies zugleich darauf, dass der Wert für das Geschäftsklima immer noch sehr hoch sei. „Der Rückgang heißt nicht, dass die deutsche Wirtschaft einbricht“, sagte der Experte. Einen Unsicherheitsfaktor gebe es bei den Beschäftigtenzahlen. Aktuell gebe es keine Einstellungswellen, es drohten aber auch keine Entlassungswellen.

Export boomt

Laut dem Londoner Wirtschaftsinformationsdienst Markit zieht der „beschleunigte Abwärtstrend in den Peripherie-Ländern“ der Euro-Zone allerdings „sowohl Frankreich als auch Deutschland immer stärker in Mitleidenschaft“. Der Index von Markit spiegelt die Konjunktur in der Privatwirtschaft wider.

Die deutsche Wirtschaft legte nach einer Wachstumsdelle Ende 2011 im ersten Quartal 2012 um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Positive Impulse habe es vor allem durch die Exporte gegeben, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit und bestätigte damit vorläufige Angaben. Von Januar bis März wurden demnach preisbereinigt 1,7 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert. Die Importe blieben dagegen auf dem Niveau des Vorquartals. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte auch im Vorjahresvergleich leicht zu. Preisbereinigt war es um 1,7 Prozent höher als im ersten Quartal 2011.

Unterschiedliche Signale kamen den Statistikern zufolge aus dem Inland. So nahmen die privaten Konsumausgaben um 0,4 Prozent und die staatlichen Ausgaben um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Sie glichen den Rückgang bei den Investitionen teilweise wieder aus, denn in Ausrüstung - also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge - wurde um 0,8 Prozent weniger investiert als im letzten Quartal 2011. In Bauten wurde 1,3 Prozent weniger Geld gesteckt. Außerdem bauten die Unternehmen Vorräte ab, was sich mit minus 0,4 Prozentpunkten leicht negativ auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auswirkte. (afp)