Essen. . Bei Umweltschützern sind sie umstritten, trotzdem sollen Kohlekraftwerke laut einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) auch im Jahr 2050 noch eine wichtige Rolle spielen – und zwar ausgerechnet für die Energiewende.
Wer geglaubt hätte, in Zeiten der Energiewende sind Kohle- und Gaskraftwerke ein Auslaufmodell, der täuscht sich nach Einschätzung der Deutschen Energie-Agentur (Dena) gewaltig. Selbst im Jahr 2050, wenn sich Deutschland längst im Zeitalter der erneuerbaren Energien befinden soll, werden die insbesondere bei Umweltschützern umstrittenen Kraftwerke nach wie vor eine Schlüsselrolle spielen, heißt es in einer aktuellen Studie der Dena.
Die Bundesregierung hat ehrgeizige Ziele formuliert. Spätestens Ende 2022 soll das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz gehen, und der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung soll bis zum Jahr 2050 bei 80 Prozent liegen. Doch es gibt Momente, in denen der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint.
EON Datteln4 aus der Luft
Dann müssen der Studie zufolge auch in Jahrzehnten noch Kohle- und Gaskraftwerke einspringen. „2050 werden effiziente Gas- und Kohlekraftwerke voraussichtlich rund 60 Prozent der gesicherten Leistung stellen müssen – das heißt der Leistung, die zu jeder Zeit sicher zur Deckung der Nachfrage verfügbar ist“, heißt es in einer Zusammenfassung der Studie.
Wohlgemerkt: Ihre Untersuchung hat die Deutsche Energie-Agentur im Auftrag des Energieversorgers RWE erstellt. Die Dena wurde im Jahr 2000 von der rot-grünen Bundesregierung gegründet und agiert als Unternehmen parteipolitisch unabhängig. Dena-Gesellschafter sind unter anderem die Bundesrepublik, die KfW-Gruppe, die Allianz und die Deutsche Bank. RWE betreibt zahlreiche Stein- und Braunkohlekraftwerke und wird daher von Klimaschützern kritisch beäugt.
Strom wird deutlich teurer
Gleichwohl lassen die Studienergebnisse aufhorchen. Die Dena prognostiziert, dass die Stromversorgung in Zukunft „deutlich mehr kosten“ wird als bisher. Denn für den Umbau der Stromversorgung seien enorme Investitionen in neue Netze, Windparks auf hoher See und Energiespeicher notwendig. Bis zum Jahr 2050 müssten Übertragungsnetze mit einer Länge von mindestens 12 900 Kilometern gebaut werden.
Lünens Kraftwerk von oben
Auch der Bedarf an Stromimporten aus dem Ausland wachse. „Langfristig wird sich Deutschland vom Stromexporteur zum Stromimporteur wandeln“, sagt die Dena voraus. 2050 werde Deutschland im Jahressaldo etwa 134 Terawattstunden – also rund 22 Prozent des Stromverbrauchs bundesweit – aus dem Ausland importieren müssen.
Eine Lücke klafft
Es sei kaum realistisch, dass Kohle- und Gaskraftwerke im großen Stil vom Netz genommen werden. Denn: „Um eine sichere Versorgung zu gewährleisten, kann die installierte Leistung der konventionellen Kraftwerke bis 2030 nur um rund 14 Prozent auf 83 Gigawatt und bis 2050 nur um 37 Prozent auf 61 Gigawatt im Vergleich zu 2010 zurückgehen.“ Die erneuerbaren Energien würden knapp 24 Prozent der gesicherten Leistung stellen, Stromspeicher neun Prozent. Eine Lücke klaffe bei acht Prozent des Bedarfs – daher seien neue Kraftwerke, die Modernisierung älterer Anlagen oder Stromimporte aus notwendig. Bei den Berechnungen geht die Dena von einem konstanten Strombedarf in den nächsten Jahrzehnten aus.
Wahrscheinlich sei, dass es auch im Jahr 2050 Subventionen für erneuerbare Energien gibt. Die Kosten für Ökostrom könnten vermutlich „nicht komplett über den Verkaufspreis an der Strombörse gedeckt werden“, weshalb der zusätzliche finanzielle Aufwand „weiterhin auf den Endverbraucher umgelegt“ werden müsste.