Hamburg. Wer mit dem Flieger in den Urlaub reisen will, muss dafür künftig womöglich tiefer in die Tasche greifen. Die Zeit der “ganz billigen Tickets“ gehe zu Ende, sagte ein Verbandschef. Die großen deutschen Fluggesellschaften fühlen sich unter anderem durch die Luftverkehrssteuer benachteiligt.
Die Bundesbürger müssen mehr für Flugreisen bezahlen. "Fliegen wird tendenziell teurer", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch, dem "Hamburger Abendblatt" und fügte hinzu, die Zeit "der ganz billigen Tickets geht zu Ende". Der Branchenvertreter begründete seine Einschätzung mit der wirtschaftlichen Situation der Fluganbieter: "Die Durchschnittserlöse müssen steigen, wenn wir in Zukunft noch solvente Fluggesellschaften haben wollen", sagte Siegloch.
Die beiden wichtigsten deutschen Fluggesellschaften, Lufthansa und Air Berlin, stecken beide in der Krise und müssen Kosten senken: Die Lufthansa steht mit einem Konzernergebnis von minus 168 Millionen Euro nach dem ersten Halbjahr tief in den roten Zahlen. Air Berlin machte im zweiten Quartal 66 Millionen Euro Verlust.
Lufthansa erhöht die Preise bereits
Bei der Lufthansa sind die Preissteigerungen offenbar schon im Gang. In einem Brief an die Investoren des Konzerns hieß es, das Preisumfeld im Juli "entwickelte sich weiter positiv". Ein Sprecher fügte hinzu, die Preise stiegen schon seit Jahren. "Fliegen wird teurer", sagte er. Kurzfristig sei aber keine Tariferhöhung geplant. Air Berlin will sich erst am Mittwoch bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen äußern.
Siegloch beklagte, den "deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen werden immer mehr Belastungen aufgebürdet, die es im Ausland nicht gibt". Das verzerre den Wettbewerb. Er nannte als Beispiel die Ticketsteuer. Seit Anfang 2011 müssen Flugpassagiere in Deutschland eine Luftverkehrssteuer ("Ticketsteuer") zahlen, zurzeit 7,50 Euro auf der Kurzstrecke pro Flug. Der BDL-Präsident forderte, der Staat möge "die Lage der heimischen Unternehmen nicht noch künstlich schlechter machen" und forderte die Abschaffung der Steuer. Die Airlines leiden außerdem unter den hohen Treibstoffkosten.
Laut Siegloch geht es nicht nur den Fluglinien, sondern auch vielen Flughäfen schlecht: Von den 22 deutschen Verkehrsflughäfen "schreiben nur noch sechs Gewinne", sagte er. Vor allem Flugplätze nahe den Grenzen hätten Kunden verloren, die nun aus dem Ausland abflögen, wo es keine Ticketsteuer gebe. (dapd)