Berlin. . Trotz des harten Wettbewerbs ist das Fliegen teurer geworden. Steuern und Kerosinpreise lassen Ein-Euro-Tickets vergessen. Die Schnäppchenzeiten sind wohl endgültig vorbei.
Reisefans haben die goldenen Zeiten des günstigen Flugs in andere Länder noch gut in Erinnerung. Mitunter brachten die Billigflieger Tickets für nur einen Euro in Umlauf. Auch wenn dazu noch ein paar Euro Gebühren kamen, war der Transport für jene, die einen Aktionsflugschein ergattern konnten, fast geschenkt.
Die Schnäppchenzeiten sind wohl endgültig vorbei, wie ein Buchungstest im Internet zeigt. Der vergleichbare Trip von Berlin nach London im September 2012 kostet im Moment des Versuchs bei den Linienfluggesellschaften Lufthansa und Air Berlin 129 Euro und 268 Euro. Der Billigcarrier Easyjet nimmt, wenn man ein dort extra zu bezahlendes Gepäckstück einrechnet, 117 Euro.
Diese Preise sind nur beispielhaft, denn die Buchungssysteme spucken bei Anfragen ständig wechselnde Angebote aus. Manch ein von günstigen Preisen verwöhnter Urlauber staunt nicht schlecht, wenn der Flug nach Mallorca außerhalb der Saison auf einmal mehrere Hundert Euro kostet. Da machen sich die ausgedünnten Verbindungen bemerkbar.
Zwar sprechen die Fluggesellschaften gerne davon, dass Fliegen in den letzten zehn Jahren immer günstiger geworden ist, doch die offizielle Bilanz spricht eine andere Sprache. Das Statistische Bundesamt wertet die Preisentwicklung regelmäßig aus und lässt Sonderangebote dabei außen vor. Im Vergleich zum Basisjahr 2005 müssen die Passagiere jetzt insgesamt gut 35 Prozent mehr für einen Flugschein bezahlen. Während Geschäftsreisende in der Businessclass mit einem Plus von 22 Prozent noch glimpflich davonkommen, hat sich die Economy-Class um 37 Prozent verteuert. Bei Inlandsflügen verlangten die Airlines 2011 sogar fast die Hälfte mehr als 2009.
Politik und Rohstoffmärkte drehen an der Preisschraube
Nach Einschätzung von Lufthansa-Sprecher Boris Ogursky ist offen, ob der Trend weiter anhält. Der Wettbewerb werde auch in Zukunft sehr hart sein. „Dies wird auch die Entwicklung der Flugpreise beeinflussen“, glaubt er. In Einzelfällen sorgt die Konkurrenz in der Luft tatsächlich immer wieder für Billigpreise. So greift die Lufthansa den einzigen nennenswerten Konkurrenten im Linienbetrieb, Air Berlin, ab dem 3. Juni in dessen Heimat frontal an. Mit Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens bietet der Branchenriese einfache innerdeutsche Flüge ab Berlin für 49 Euro an.
Dieser und andere Kampfpreise verdecken das Grundproblem der Airlines. Ganz unabhängig vom Wettbewerb drehen Politik und Rohstoffmärkte an der Preisschraube. Empfindlich getroffen hat die Branche die 2011 eingeführte Luftverkehrssteuer, die inländische Tickets derzeit um 7,50 Euro und Mittelstrecken um 23,43 Euro verteuert. Dazu kommt noch die Beteiligung des Luftverkehrs am Emissionshandel, der allein die Lufthansa in diesem Jahr 130 Millionen Euro kosten wird – wenn die Regelung nicht wieder abgeschafft wird. Das ist wahrscheinlich, weil außerhalb Europas alle wichtigen Länder gegen den Emissionshandel rebellieren. Es gibt zum Beispiel aus China den Wink mit dem Zaunpfahl, dass Bestellungen für den Riesenairbus A 380 auf Eis gelegt werden könnten. Aus Russland sind Überlegungen für eine drastische Anhebungen der Gebühren für Überflugrechte vernehmbar. 26 Staaten, darunter auch noch die USA, Indien und Brasilien wollen die EU-Regelung kippen.
Doch selbst dann wird Fliegen nicht wesentlich preiswerter. Denn der anhaltend hohe Spritpreis wird zum Dauerproblem. Im Beispielticket nach London weist Air Berlin allein 76 Euro Kerosinzuschlag aus. Die Gebühren schlagen noch einmal mit 65 Euro zu Buche. Beide Faktoren zusammen machen weit mehr als die Hälfte des Ticketpreises aus. Und Änderung ist nicht in Sicht. Denn angesichts knapper Kassen wird der Staat kaum auf Gebühreneinnahmen verzichten wollen. Und der Ölpreis ist nicht einmal in der derzeitigen Wirtschaftskrise vieler Länder merklich gesunken. Wenn die Konjunktur weltweit wieder anzieht, droht eher ein weiterer Preissprung.