Mülheim. . Innovativen Firmen winken Fördergelder. Doch nur wenige Betriebe aus NRW nutzen die Gelegenheit. Die Firma Wefa zeigt, welche Chancen sich bieten. Der Farbenhersteller aus Essen finanziert damit die Entwicklung von Lacken für Flugzeuge.
Der Mittelstand in Baden-Württemberg und Sachsen überrundet Jahr für Jahr nordrhein-westfälische Unternehmen beim Abrufen von Fördermitteln aus Bundestöpfen. Doch auch in NRW gibt es Firmen, die es verstehen, diese Töpfe anzuzapfen. Etwa die Westdeutsche Farbengesellschaft Wefa: Sie erhält Geld aus dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM). Das ist gerade eben vom Bundeswirtschaftsministerium bis Ende 2014 verlängert worden.
Jeder zweite ICE der Deutschen Bahn ist mit Lack „made in Essen“ gestrichen. Die Wefa hat sich in der Branche einen Namen mit nahezu lösungsmittelfreien Lacken erworben. Seit Mitte der 90er-Jahre erfüllt sie hohe Umweltauflagen und bietet Lacke auf Wasserbasis an. Nun will das Unternehmen mit seinen 40 Mitarbeitern auch ins Flugzeuggeschäft einsteigen und zunächst Lacke für den Innenanstrich der Kabinen entwickeln.
Für die Erforschung erhält Wefa eine Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums aus dem ZIM-Programm. Bei der Antragstellung war den Essenern das vom Land NRW und Banken getragene Zentrum für Innovation und Technik (Zenit) in Mülheim behilflich. Bei den Unternehmensberatern laufen alle Fäden auch für europäische Förderprogramme zusammen.
Förderung für 2500 Firmen aus NRW
„Wir schreiben nicht die Anträge, sondern begleiten die Unternehmen wie ein Coach durch diesen Prozess“, sagt Berater Karsten Lemke. ZIM bezeichnet er als „Star unter den Förderprogrammen“. Seit dem Start 2008 gingen beim Bundeswirtschaftsministerium 25 400 Anträge ein. 70 Prozent wurden genehmigt und 2,3 Milliarden Euro Fördermittel ausgeschüttet. Nach NRW flossen indes nur 313 Millionen Euro. Das ist der dritte Platz für das bevölkerungsreichste und größte Bundesland. Mittelständler aus Baden-Württemberg erhielten 432 Millionen und Firmen aus Sachsen 341 Millionen Euro.
Die Westdeutsche Farbengesellschaft ist immerhin das 2500. Unternehmen aus NRW, das in den Genuss von ZIM-Mitteln kommt. Bis zu zwei Jahre lang übernimmt der Bund 40 Prozent der Personalkosten, die in Essen anfallen, um umweltfreundlichen Lack für Flugzeuge zu entwickeln. „Wir haben schon immer viel in Forschung und Entwicklung investiert“, sagt Wefa-Prokurist Klaus Mölling. Die Entwicklung von Lacken für die Flugzeugbranche ist für das Labor der Fabrik eine neue Herausforderung. Gewichtseinsparung und Brandschutz spielen für den Innenraum von Jets eine größere Rolle als beim Außenanstrich von Zügen und großen Baumaschinen, das bisherige Kerngeschäft von Wefa.
„Hemmschwelle überwinden“
Die Wefa produziert an der Hafenstraße in Essen jährlich rund 2000 Tonnen Lack und beliefert alle großen Zughersteller in Europa. Für den Anstrich eines ICE sind 800 Kilogramm Farbe nötig.
Wefa-Manager Mölling macht anderen Mittelständlern Mut, auf das ZIM-Programm zu setzen: „Es ist wichtig, die Hemmschwelle zu überwinden.“