Nürburg. Neuanfang nach der Pleite: Der Nürburgring trennt sich von den bisherigen Geschäftsführern. In Zukunft soll die Rennstrecke wieder von einer staatlichen Gesellschaft vermarktet werden. Die Sanierer wollen zudem alles tun, um die Formel 1 und das Musikfestival “Rock am Ring“ zu halten.

"Mit meinem Namen wird ein Schnitt und ein Neuanfang verbunden sein", sagte der Sanierungsgeschäftsführer der insolventen staatlichen Nürburgring GmbH, Thomas B. Schmidt, am Mittwoch. Die bisherigen Geschäftsführer des Unternehmens, Gerd Weisel und Hans-Joachim Koch, seien von ihren Aufgaben entbunden worden.

Schmidts Angaben zufolge will sich das insolvente Unternehmen auch von den bereits durch das Land gekündigten Pächtern der Rennstrecke mit angrenzenden Immobilien trennen. Dazu seien Gespräche mit der privaten Nürburgring Automotive GmbH (NAG) und deren Chefs Jörg Lindner und Kai Richter geplant. Danach solle die staatliche Nürburgring GmbH wieder die Vermarktung der Rennstrecke übernehmen.

Ein Verkauf der Formel-1-Rennstrecke ist ebenfalls im Gespräch

In Zukunft sei auch der Weg für eine Privatisierung unter Beachtung der EU-rechtlichen Vorgaben frei, betonte Schmidt. Ein Verkauf müsse aber für die Eifel "strukturell ein Vorteil sein", sagte der Trierer Anwalt. Daher werde es auch "keine Rosinenpickerei geben", sondern nur eine Gesamtlösung. Die weltweite Suche nach Investoren könne frühestens beginnen, wenn die NAG die Immobilien geräumt habe und das Insolvenzverfahren in spätestens drei Monaten offiziell eröffnet sei.

Rock am RingZiel sei es aber jetzt, möglichst schnell bestehende Großveranstaltungen wie die Formel 1, den ADAC-Truck-Grand-Prix oder das Musikfestival "Rock am Ring" zu binden. Gerade die prestigeträchtige Formel 1 ist Schmidt wichtig. Es müsse alles getan werden, um die Rennen in der Eifel zu halten. Derzeit verhandelt offenbar auch die NAG mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone über den Fortbestand des Grand Prix am Nürburgring.

Der Insolvenzverwalter hält den Nürburgring für zukunftsfähig

Der Sanierungsgeschäftsführer sagte zudem, das Insolvenzverfahren werde eng mit dem gerichtlich eingesetzten Sachwalter, dem Koblenzer Anwalt Jens Lieser, abgestimmt. Dieser betonte: "Wir glauben an die Rennstrecke und das Umfeld." Befürchtungen, die rheinland-pfälzische Landesregierung könne bei der eigenverantwortlichen Insolvenz bisherige Fehler vertuschen, teilten Schmidt und Lieser nicht. Eine von der CDU-Opposition befürchtete Einflussnahme der Regierung von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sei "schlechterdings nicht möglich". Er agiere unabhängig von der Gesellschafterversammlung und damit vom Land. Lieser betonte, "die politische Vergangenheitsbewältigung ist nicht unsere Aufgabe".

Die Nürburgring GmbH hatte am Freitag für sich selbst und für ihre Töchter Motorsport Resort Nürburgring GmbH und Congress- und Motorsport Hotel Nürburgring GmbH eine Insolvenz in Eigenverantwortung beantragt. Dem stimmte der Gläubigerausschuss am Dienstag zu.

Steuerzahler müssen für Kredite der Rennstrecke geradestehen

Baden-Württembergs Ministerpräsident Beck sieht die Verantwortung für die Insolvenz bei der EU-Kommission. Sie habe sich geweigert, eine Finanzspritze des Landes von 13 Millionen Euro bis Ende Juli zu genehmigen. Ohne diese Hilfe ist die staatliche Nürburgring GmbH wegen ausbleibender Pachtzahlungen der privaten Betreiber nicht mehr liquide und kann einen staatlichen Kredit in Höhe von 330 Millionen Euro und weitere Forderungen von 83 Millionen Euro nicht mehr bedienen. Dafür muss nun das Land und damit der Steuerzahler einspringen.

Schmidts Angaben zufolge hat die Nürburgring GmbH bisher nur geringe Einnahmen aus der Pacht. Gewinne aus den Veranstaltungen gingen an die privaten Betreiber. Daher werden die Nürburgring GmbH mit derzeit etwa 30 Beschäftigten auch weitere Kredite benötigen.

Schmidt und Lieser betonten, dass es keine Kündigungen geben solle. Räume die NAG den Nürburgring, würden auch deren Mitarbeiter für das operative Geschäft übernommen und damit etwa 200 Menschen bei der Nürburgring GmbH beschäftigt sein. (dapd)