Stuttgart. Nach der Insolvenz der Drogeriekette Schlecker hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft Wohnungen und Geschäftsräume in mehreren Bundesländern durchsucht. Ermittelt werde gegen 14 Personen wegen des Verdachts des Bankrotts, der Untreue und der Insolvenzverschleppung im Zusammenhang mit der Insolvenz der Schlecker-Gruppe.
Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts von Bankrott, Untreue und Insolvenzverschleppung bei der Schlecker-Pleite. Die Staatsanwaltschaft nimmt dabei den Gründer der zusammengebrochenen Drogeriemarktkette Anton Schlecker und seine Kinder ins Visier. Ermittler des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA) durchsuchten am Mittwoch bei Razzien 18 Wohnungen und vier Geschäftsräume in mehreren Bundesländern, wie Staatsanwaltschaft und LKA mitteilten. Im Einsatz seien insgesamt 160 Polizisten und neun Staatsanwälte.
Durchsucht worden seien drei Firmenobjekte im Alb-Donau-Kreis und eines im Raum Osnabrück, zudem zwölf Wohnungen in Baden-Württemberg sowie jeweils eine Wohnung in Berlin, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Die Firmenzentrale der insolventen Drogeriekette liegt in Ehingen im Alb-Donau-Kreis, wo auch die Familie Schlecker wohnt. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungsverfahren gegen 14 Beschuldigte eingeleitet.
Tatverdacht gegen Schlecker-Mitarbeiter
Wir hatten genügend Anhaltspunkte für die Durchsuchungen", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Behörde habe nach dem Anfang des Jahres gestellten Insolvenzantrag routinemäßig Vorermittlungen aufgenommen, dabei habe sich der Tatverdacht erhärtet. Ermittelt werde gegen "Verantwortliche", dazu gehörten auch Mitarbeiter des Unternehmens. Die Namen der Beschuldigten wollte die Behörde nicht preisgeben.
Es habe "seit langem und immer wieder" Vermögensverschiebungen gegeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Dadurch seien die Gläubiger des Unternehmens möglicherweise geschädigt worden. Neben Grundstücken seien den bisherigen Ermittlungen zufolge auch andere Wertgegenstände transferiert und damit der Insolvenzmasse möglicherweise entzogen worden. Bankrott und Untreue können mit mehrjährigen Freiheitsstrafen geahndet werden.
Der Insolvenzverwalter der Dorgeriekette, Arndt Geiwitz, war vorab über die Ermittlungen informiert worden, wie ein Sprecher am Mittwoch auf dapd-Anfrage sagte. Sie seien "Teil der Gesamtaufklärung" und deshalb bei einer Insolvenz dieser Größenordnung nicht ungewöhnlich. Der Insolvenzverwalter werde die Ermittlungen "nach allen Kräften unterstützen".
Späte Schlecker-Insolvenz trotz jahrelanger Verluste
Schlecker hatte im Januar Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen bereits über Jahre hinweg Verluste geschrieben hatte. Anfang Juni hatten sich die Gläubiger für eine Zerschlagung der Drogeriekette entschieden, nachdem die Insolvenzverwaltung vergebens nach einem Investor gesucht hatte. (afp/dapd/rtr)