Köln. ARD und ZDF wollen nicht länger für die Verbreitung ihrer Programme in den drei großen privaten Kabelnetzen zahlen. Die Verträge seien fristgerecht zum 31. Dezember gekündigt worden, teilten die beiden öffentlich-rechtlichen Sender mit. Betroffen sind Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW.

ARD und ZDF haben ihre Verträge mit den drei großen Kabelnetzbetreibern KDG, Unitymedia und KabelBW gekündigt. Vom 1. Januar 2013 an wollen sie nicht mehr jährlich rund 60 Millionen Euro dafür zahlen, dass ihre Programme ins Netz eingespeist werden. Eine Abschaltung von ARD, ZDF oder dem WDR im Kabelnetz ist dennoch äußerst unwahrscheinlich, höhere Kabelgebühren sind allerdings möglich.

Historisches Problem

Das Problem ist „historisch bedingt“. Als die Bundespost Deutschland einst mehr oder weniger flächendeckend mit einem Kabelnetz überzog, gab es dafür finanzielle Unterstützung der öffentlich-rechtlichen Sender. „Mittlerweile werden diese Netze aber von privaten Wirtschaftsunternehmen betrieben“, sagt Brigitte Busch, Sprecherin von ARD Digital und spricht von „veränderten Rahmenbedingungen“. Und die MDR-Intendantin Karola Wille ergänzt: „Eine Alimentierung aus den Gebührentöpfen der Rundfunkanstalten ist nicht mehr marktgerecht.“

Hinter verschlossenen Türen ärgert man sich bei ARD und ZDF schon lange, dass die Netzbetreiber „gleich zwei mal kassieren“. Einmal von den Sendern, deren Programme sie weiterleiten, zum anderen aber auch jeden Monat von den rund 17 Millionen Haushalten mit Kabelanschluss.

Unitymedia fühlt sich diskriminiert

Bei Unitymedia findet man die Kündigung „befremdlich“. Für die Verbreitung über Satellit und DVB-T würden ARD und ZDF schließlich auch weiterhin zahlen. Und zwar viel mehr, als für die Einspeisung in die Kabelnetze. Das sei „diskriminierend“, sagt Unitymedia-Sprecher Johannes Fuxjäger und fordert „eine Kompensation für die Netzbetreiber“, falls die öffentlich-rechtlichen Anbieter ihre Zahlungen einstellen.

Für Bettina Busch eine unverständliche Forderung. Zum einen würden die vielen kleinen Netzbetreiber schon lange nichts mehr für die Einspeisung bekommen. Und auch für die Verbreitung via Internet-TV weder ARD noch ZDF. Zum anderen seien die Verbreitung über Satellit oder DVB-T ganz andere Geschäftsmodelle. „Da werden vom Endkunden keine zusätzlichen Entgelte verlangt.“

Anschluss könnte teurer werden

Für TV-Empfang via Kabel zahlt ein Einfamilienhaushalt dagegen derzeit mindestens knapp 18 Euro im Monat. Noch. Sollten ARD und ZDF hart bleiben könnte ein Kabelanschluss teurer werden, warnen die großen Netzbetreiber. Weil man die fehlenden Millionen auf die Kabelkunden umlegen müsse.

Eine Abschaltung von ARD, ZDF oder dem WDR im Kabel ist allerdings nicht zu befürchten. Nicht nur, weil es etwas gibt, das sich gesetzliche Verbreitungspflicht gibt, sondern auch, weil die Öffentlich-rechtlichen beim Gesamtpublikum die höchsten Einschaltquoten haben. Wer das Erste und Zweite nicht im Angebot hat, heißt es in der Branche, „kann seinen Laden gleich zumachen“.

Das weiß man offenbar auch bei Unitymedia. „Wir hoffen“, sagt Fuxjäger, „möglichst rasch eine Einigung mit den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten im Sinne unserer Kunden finden zu können.“