Mülheim. . Nach Berichten über heimliche Videos von leichtbekleideten Kundinnen verspricht Aldi, die Vorwürfe zu prüfen. Eine derartige Verwendung von Überwachungskameras sei eindeutig missbräuchlich und rechtswidrig, sagt eine Sprecherin von Aldi Süd. Den Spannern drohen demnach empfindliche Strafen.

Aldi geht Vorwürfen nach, Mitarbeiter hätten mit Überwachungskameras heimlich voyeuristische Aufnahmen von Kundinnen in kurzen Röcken und tief ausgeschnittenen Tops gemacht. Eine Sprecherin von Aldi Süd sagte am Montag der Nachrichtenagentur dapd, eine derartige Verwendung der Überwachungskameras sei eindeutig missbräuchlich und rechtswidrig. „Dies wird von uns keinesfalls geduldet und zieht entsprechende disziplinarische sowie gegebenenfalls strafrechtliche Maßnahmen nach sich.“

Mitarbeiter des größten deutschen Discounters hatten einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ zufolge Kundinnen heimlich gefilmt und die Videos untereinander ausgetauscht. Die Aufnahmen und die Existenz entsprechender DVDs seien Aldi Süd bislang nicht bekanntgewesen, erklärte die Sprecherin. „Wir gehen diesen Vorwürfen aktuell nach.“

Aldi schließt Ausspähen von PIN-Nummern aus

Bestritten wurden vom Unternehmen die Darstellung, dass mit Überwachungskameras in den Läden auch die Eingabe von PIN-Nummern an der Kasse gefilmt werden könne. Dies sei nach den mit dem Datenschutzbeauftragten von Nordrhein-Westfalen entwickelten Videoüberwachungskonzept „praktisch ausgeschlossen“. Alle EC-Karten-Terminals seien mit einem Verdrehschutz ausgestattet, der verhindere, dass ein Terminal versehentlich in Richtung Verkaufsraum und somit in Richtung einer Kamera gedreht werden könne.

Der Discounter wies auch den Vorwurf zurück, er behandele seine Mitarbeiter schlecht. „Im Unternehmen herrscht weder ein System von ‘Einschüchterung, Kontrolle und Misstrauen’, noch werden langjährige Mitarbeiter entlassen und ‘durch günstigere’ ersetzt“, widersprach die Unternehmenssprecherin dem „Spiegel“-Bericht.

„Der Leistungsdruck bei Aldi ist hoch“

Das Nachrichtenmagazin hatte über rüde Methoden des Discounters im Umgang mit Beschäftigten berichtet. Abmahnungen seien bei Aldi nicht Ultima Ratio, sondern Tagesgeschäft.

Aldi Süd erklärte dagegen, die Führungs- und Organisationsgrundsätze seien „von Respekt und Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geprägt“. Das Unternehmen verwies auf eine anonym durchgeführte Mitarbeiterbefragung, nach der gut vier von fünf Beschäftigten Aldi Süd als Arbeitgeber an Freunde und Bekannte empfehlen würden.

Klaus-Peter Grawunder von der Gewerkschaft Verdi betonte allerdings im dapd-Gespräch: „Der Leistungsdruck bei Aldi ist hoch. Sie brauchen sich nur einmal in eine Filiale zu stellen. Die Mitarbeiter sind ständig in Bewegung, entweder an der Kasse oder beim Einräumen von Ware.“ Die Personaldecke sei dünn.

Aldi soll Betriebsrats-Gründung blockiert haben

Auch den Vorwurf der Behinderung von Betriebsratswahlen wies der Discounter zurück. „Die Einleitung einer Betriebsratswahl wurde und wird seitens der Unternehmensgruppe Aldi Süd selbstverständlich nicht unterbunden“, widersprach Aldi Süd einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“.

Demnach soll der Discounter drei Kassierer aus Frankfurt am Main bei der Gründung eines Betriebsrats für mehrere Filialen im Rhein-Main-Gebiet systematisch behindert haben. Mit zahlreichen Abmahnungen und mehreren arbeitsgerichtlichen Prozessen habe Aldi versucht, die Gründungsbemühungen zu ersticken.

Von Aldi Nord war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. (dapd)