Bad Homburg. Der Gesundheitskonzern will Helios und Rhön-Klinikum verschmelzen und somit zum Marktführer unter Deutschlands privaten Klinikbetreibern werden. Konzern macht den Aktionären der Rhön-Kliniken ein milliardenschweres Übernahmeangebot.

Der Medizintechnik- und Gesundheitskonzern Fresenius will zum unangefochtenen Marktführer unter den privaten Klinikbetreibern in Deutschland aufsteigen. Das Unternehmen aus Bad Homburg hat dafür ein Übernahmeangebot für den Krankenhaus-Betreiber Rhön-Klinikum abgegeben. Gemeinsam mit seiner Tochter Helios solle ein Verbund mit einem Jahresumsatz von sechs Milliarden Euro entstehen, teilte der DAX-Konzern am Donnerstag mit.

Dafür bietet Fresenius den Aktionären von Rhön-Klinikum insgesamt 3,1 Milliarden Euro für ihr Unternehmen - und damit 52 Prozent mehr, als es zu Börsenschluss am Mittwoch wert war. Die Übernahme sei "mit erheblichen Größenvorteilen und Wachstumschancen" verbunden, hieß es. Zudem unterstütze der Gründer und Großaktionär von Rhön-Klinikum, Eugen Münch, das Geschäft und wolle seine Anteile abgeben.

Die Konsolidierung auf dem deutschen Klinikmarkt würde durch die Übernahme gehörig an Fahrt gewinnen. Erst im vergangenen Jahr hatte der Hamburger Betreiber Asklepios seinen Anteil an der Offenburger Klinikkette MediClin auf 53 Prozent aufgestockt. Helios selbst übernahm mit der norddeutschen Damp Gruppe einen der zehn größten privaten Krankenhausbetreiber mit mehr als 400 Millionen Euro Umsatz.

Rhön-Klinikum von Angebot überrascht

Der Finanzvorstand von Rhön-Klinikum, Erik Hamann, zeigte sich überrascht vom Fresenius-Angebot. "Ich habe das in dieser Form erst heute morgen erfahren", sagte der Manager auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main, wo er den erkrankten Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Pföhler vertrat.

Hamann wollte sich nicht dazu äußern, dass Firmengründer, Ankeraktionär und Aufsichtsratsvorsitzender Eugen Münch die Annahme der Offerte empfehlen will. "Ich kann und will über die Hintergründe nicht spekulieren", sagte er. "Ich weiß über das Angebot nicht Bescheid, weil es bisher gar kein Angebot gibt."

Fresenius bietet den Anteilseignern von Rhöm-Klinikum 22,50 Euro in bar je Aktie. Finanzieren will der Konzern das Geschäft mit Eigen- und Fremdkapital. "Wir wollen wie in der Vergangenheit möglichst viel Fremdkapital und möglichst wenig Eigenkapital einsetzten", sagte Sprecher Joachim Weith der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Allerdings sei eine Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen.

Rhön-Klinikum schießt nach oben, Fresenius gibt nach

Die Aktie von Rhön-Klinikum reagierte auf das Angebot mit einer Kursexplosion. Nachdem der Handel zunächst ausgesetzt wurde schnellte der Kurs zwischenzeitlich um 50 Prozent nach oben. Gegen 14 Uhr notierte das Papier bei 21,58 Euro und damit nahe des Angebotspreises. Fresenius büßten dagegen 3,3 Prozent auf 71,53 Euro ein.

Fresenius erwartet für das Geschäft keine größeren kartellrechtlichen Problemen. Rhön-Klinikum und Helios werden insgesamt rund acht Prozent des deutschen Krankenhaus-Umsatzes von insgesamt etwa 77 Milliarden Euro erzielen. "Damit sind sie weit weg von einer Marktbeherrschung", sagte Weith. Möglicherweise könne es aber in einzelnen Regionen zum Verkauf von Kliniken kommen.

Diese Einschätzung teilt auch Analyst Stefan Mühlbauer von Quandt Research. Zwar gebe es mit Helios, Rhön-Klinikum und Asklepios nur drei starke private Anbieter auf dem Markt, von denen nun zwei zusammengingen. Allerdings werde das Geschäft von öffentlichen oder kirchlichen Krankenhäusern dominiert.

Kritik von ver.di und kommunalen Krankenhäusern

Kritik an der geplanten Übernahme kam von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Sie warnte vor der entstehenden Marktmacht des neuen Klinik-Konzerns und einem drohenden Stellenabbau. "Ich bin dagegen, dass aus den Mitteln der Krankenversicherung die Rendite von Aktionären bezahlt wird. Für ein Krankenhaus und für die öffentliche Versorgung ist eine schwarze Null ein gutes Ergebnis", sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke. Sie forderte ein Ende der Privatisierungen und verlangte von den Ländern eine ausreichende Finanzierung von Investitionen.

Die kommunalen Krankenhäuser appellierten an das Bundeskartellamt, die Übernahme zu verhindern. "Die Gewichte würden sich dadurch weiter zulasten der öffentlichen Träger verschieben", sagte der Vorsitzende des Interessenverbandes Kommunaler Krankenhäuser, Bernhard Ziegler, dem "Tagesspiegel" (Freitagausgabe). Es könne nicht sein, dass die Wettbewerbshüter Kooperationen und Zusammenschlüsse von Gemeinwohl orientierten kommunalen Unternehmen verbieten, aber einen Klinik-Giganten entstehen ließen. (dapd)