Essen. Magna hat Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg ein "interessantes Grobkonzept" für einen Einstieg bei Opel vorgelegt. Der mehrheitliche Einstieg von Frank Stronachs Magna-Konzern wird im Gegensatz zur Fiat-Option von vielen begrüßt.
Der Poker um Opel Europe geht in eine nächste Runde, die zunehmend politisch geprägt ist. Am Dienstag beherrschte der kanadisch-österreichische Magna-Konzern mit seinen Übernahmeplänen den Spieltisch in der Hauptstadt und der Provinz.
In Berlin traf sich des Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg mit den „Magnaten”, deren Namen ungenannt bleiben. Das Unternehmen „hat mir ein erstes interessantes Grobkonzept für ein Engagement bei Opel” präsentiert, so der CSU-Minister. Dieser Plan müsse jedoch „noch mit Zahlen und Fakten untermauert” werden. Auch müsse die schwer angeschlagene US-Opel-Mutter General Motors endlich noch „belastbare Zahlen liefern”.
Kurt Beck meldete sich zu Wort
In der rheinland-pfälzischen Provinz meldete sich überraschend SPD-Ministerpräsident Kurt Beck zu Wort und erklärte gegenüber der „Frankfurter Rundschau”, dass Magna die Übernahme der Mehrheit von Opel Europe plane. Beck habe erklärt, dass Magna selbst 19,9 Prozent der Opel-Anteile übernehmen und zusammen mit weiteren Tochterunternehmen eine Beteiligung von über 50 Prozent aufbauen wolle.
Magna, drittgrößter Zulieferer der Welt, ist den ausgesprochenen und unausgesprochnenen Äußerungen zu Folge zurzeit der Wunschbräutigam des Opel-Managements, des Opel-Betriebsrats, der SPD-Bundespolitiker und der „Opel-Standort-Ministerpräsidenten” Beck und Koch. Nur zu Guttenberg sagt man laut der „SZ” eine Nähe zum Magna-Konkurrenten Fiat nach. Der von zu Guttenberg eingesetzte Koordinator Roland Berger ist Verwaltungsratsmitglied bei Fiat.
Frank Stronach ist Magna-Chef
Hinter Magna steht die schillernde Persönlichkeit von Frank Stronach. Der Österreicher hat in Kanada mit eigenen Händen aus dem Nichts ein Imperium aufgebaut. Die „linke” Sympathie für Stronach ist insofern erstaunlich, dass der hemdsärmelige Stronach ganz und gar keine Gewerkschaften mag und einen patriarchalischen Unternehmensführungsstil alter Schule pflegt.
Im bisher bekanntgewordenen Modell hält Magna mit seinen Tochtergesellschaften etwas mehr als die Mehrheit. Für General Motors bliebe ein Anteil von knapp der Hälfte. In diesem Modell bliebe auch noch Platz für eine kleine, eher symbolisch zu sehende Beteiligung der Händler an einer Opel Europe.
Über Chancen kann nur spekuliert werden
Vorerst nur spekuliert werden kann über die Chancen, die Magna in einer Übernahme von Opel sieht. Schließlich würde der zum Hersteller mutierte Zulieferer dann auch als Konkurrent seiner eigenen Kunden auftreten, für die er Autos fertigt und teilweise auch schon entwickelt hat.
Magna würde sich als Haupteigner sicher eine gute Position als Zulieferer von Opel erhoffen, vielleicht aber auch komplette Produktionsaufträge für einzelne Modelle. Die Auslastung des großen Magna-Werks in Graz mit einer Kapazität von über 300.000 Stück im Jahr liegt 2009 voraussichtlich nur bei 50 Prozent. Vielleicht hat Frank Stronach auf seine alten Tage aber auch noch einen Hintergedanken: ein eigenes österreichisches Auto in der Steiermark zu bauen. (mit afp, ddp)