Berlin/Essen. . Um den geplanten Börsengang von Evonik nicht zu gefährden, hat sich das Kuratorium der RAG-Stiftung, die 75 Prozent der Evonik-Anteile hält, im Streit um die Führung geeinigt. Das 13-köpfige Gremium beschloss einstimmig, die Verträge von Vorstand und Vorstandschef um ein Jahr zu verlängern.

Das Kuratorium der RAG-Stiftung hat sich überraschend auf eine Übergangslösung für den Vorstand der Stiftung geeinigt und den Streit um die Spitzenpersonalie vorerst beigelegt. Mit Blick auf den geplanten Börsengang des Essener Evonik-Konzerns hat sich das 13-köpfige Gremium „einstimmig“ darauf verständigt, die Verträge des amtierenden Vorstands und des Vorsitzenden Wilhelm Bonse-Geuking um ein Jahr bis zum 9. Juli 2013 zu verlängern.

Zuvor hatte es eine Blockade gegeben, da die SPD und die Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IGBCE) den früheren Evonik-Chef Werner Müller durchsetzen wollten, Müller aber vom NRW-CDU-Chef Norbert Röttgen und der Bundesregierung abgelehnt worden war. Die nötige Zweidrittelmehrheit in dem politisch besetzen Kuratorium für Müller gab es daher nicht.

Eine heikle Klausel

Nun haben sich die Kuratoriumsmitglieder auf einen Burgfrieden verständigt, vor allem um im Interesse des Landes NRW den geplanten Börsengang von Evonik nicht zu gefährden. Der Chef der RAG-Stiftung, die knapp 75 Prozent an Evonik hält, ist zugleich Aufsichtsratschef von Evonik. Ein Wechsel an der Spitze oder gar eine politische Auseinandersetzung im Zuge des NRW-Landtagswahlkampfs hätte sicherlich die Akteure auf dem Kapitalmarkt verschreckt. Die Stiftung hat die Aufgabe, mit dem Verkauf der Evonik-Anteile genügend Geld einzusammeln, um die Ewigkeitslasten des Steinkohlebergbaus bezahlen zu können.

Nach Informationen dieser Zeitung hat eine Klausel die politische Brücke für die nun vorgesehene Lösung ermöglicht. Alle drei Vorstandsmitglieder, der Personalchef Peter-Michael Preusker, Finanzchef Günter Schlatter sowie Vorstandschef Bonse-Geuking haben jeweils einzeln zugestimmt, sofort zurückzutreten, sobald das Kuratorium einen neuen Vorstand bestellt. Dies lässt zumindest theoretisch die Möglichkeit zu, dass nach dem Evonik-Börsengang, dem turnusgemäß anstehenden Wechsel von Kuratoriumsmitgliedern im Spätsommer und nach den Landtagswahlen im Saarland und in NRW ein neuer Vorstand im Herbst dieses Jahres vom Kuratorium bestellt wird. Damit bleibt theoretisch auch eine Wahl von Werner Müller eine Möglichkeit, je nach Ausgang der Landtagswahlen.

Wie erwartet, hat das Kuratorium der RAG-Stiftung nun den weiteren Vorbereitungen des Börsengangs zugestimmt. Eine endgültige Entscheidung müsste auf einer Sondersitzung vermutlich am 23. Mai fallen. Damit wäre ein Börsengang Ende Juni möglich.

Derzeit hält der Finanzinvestor CVC 25,01 der Evonik-Anteile. Insgesamt wollen RAG-Stiftung und CVC etwa 30 Prozent von Evonik an die Börse bringen, wovon 20 Prozent auf die RAG-Stiftung entfallen sollen und zehn Prozent auf CVC.

Grünes Licht für den Gang zum Kapitalmarkt soll es indes nur dann geben, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass der erwartete Gesamtwert des Un­ternehmens in Höhe von mindestens 15 Milliarden Euro erzielt wird.