Düsseldorf. . NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) attackiert Bayer-Chef Marijn Dekkers, der über mangelnde Planungssicherheit geklagt hatte. Remmel wirft Eon und Bayer „handwerkliche Fehler“ bei den Projekten in Datteln und am Niederrhein vor. Auch ein Aus für die Vorhaben schade dem Standort NRW nicht, so Remmel.
Im Streit um ein mögliches Aus für das Eon-Kohlekraftwerk in Datteln und die vom Bayer-Konzern geplante Kohlenmonoxid-Pipeline am Niederrhein verschärft sich die Tonlage. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) reagierte verärgert auf Kritik von Bayer-Chef Marijn Dekkers, der über mangelnde Planungssicherheit für die Industrie geklagt hatte. Beim Datteln-Projekt und der Bayer-Pipeline seien „gravierende handwerkliche Fehler von mehreren Beteiligten im Vorfeld gemacht worden – auch von Bayer und Eon selbst“, sagte Remmel den Zeitungen der WAZ-Gruppe. „Bayer sollte sich hier selbst an die Nase packen, solide Arbeit machen und nicht immer neue Stellenabbau-Runden und Verlagerungen ins Ausland ankündigen.“
„Aufgeklärte Wohlstandsbürger stellen beschlossene Projekte infrage“
Bayer-Chef Dekkers hatte vor einer wachsenden Technologie-Feindlichkeit gewarnt. Die Diskussion um das Kraftwerk Datteln sei „beispielhaft für den Verlust von Akzeptanz – und damit von Planungssicherheit“, so Dekkers. Auch beim Bau der Kohlenmonoxid-Pipeline, mit der Bayer die Werke Uerdingen und Dormagen verbinden will, mache er die Erfahrung, dass „aufgeklärte Wohlstandsbürger beschlossene Projekte infrage stellen – und stoppen“.
Remmel erklärte, auch durch ein Aus für die Projekte von Eon und Bayer werde der Standort NRW nicht geschwächt. „Auch wenn Datteln IV und die CO-Pipeline nicht in Betrieb gehen, wird der Industriestandort doch nicht geschwächt sein. Eine solche Behauptung ist doch Unfug“, sagte Remmel. NRW sei „das Industrieland Nummer eins“ und werde es auch bleiben, so der Grünen-Politiker. „Das wird es aber nur, wenn auch die Wirtschaft akzeptiert, dass die Zeit der Blankoschecks bei der Realisierung von Industrieprojekten vorbei ist.“
„Nicht als muffiges Industriemuseum enden“
Die Wirtschaft müsse die Gesellschaft „frühzeitig einbinden und mitnehmen“. Beispielhaft geschehe dies etwa durch Trianel bei den Planungen für neue Pumpspeicherkraftwerke in NRW, sagte Remmel. „So kann das gut gehen. Dann gelingt es uns auch, NRW zu einer pulsierenden und lebendigen Zukunfts-Wirtschaft zu gestallten, statt als muffiges Industriemuseum zu enden.“