Potsdam. Der Tarifstreit im öffentlichen Dienst nimmt an Schärfe zu: Die Gewerkschaft Verdi lehnte am Montagnachmittag ein Angebot der Arbeitnehmer ab. Es sei “nicht akzeptabel“, was die Arbeitgeber dort vorgelegt hätten, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. Am Dienstag gehen die Verhandlungen weiter.
Die Fronten in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst bleiben starr. Die Gewerkschaften Verdi und dbb Tarifunion lehnten am Montag eine Offerte der Arbeitgeber ab. "Das Angebot ist in keiner Komponente akzeptabel", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske in Potsdam. Die Arbeitnehmervertreter könnten "auf dieser Grundlage unmöglich zu einer Einigung mit den Arbeitgebern kommen". Der erste Vorsitzende der dbb Tarifunion, Frank Stöhr, sprach von einem "miesen Angebot" und einer Tarifofferte "mit Augenwischerei".
Bund und Kommunen hatten für die rund zwei Millionen Beschäftigten des Bundes und der Kommunen eine Lohnsteigerung von insgesamt 3,3 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten. Die Entgelte sollten demnach ab Mai um 2,1 Prozent und ab März 2013 um weitere 1,2 Prozent steigen.
Arbeitnehmer sollen Einmalzahlung von 200 Euro erhalten
Zudem stellten die Arbeitgeber eine Einmalzahlung von 200 Euro in Aussicht. Die Gewerkschaften fordern hingegen 6,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat für die Beschäftigten. Für Auszubildende verlangen sie unter anderem eine Erhöhung um 100 Euro im Monat.
Die Verhandlungen gingen am Montagabend weiter. Ob die Arbeitgeber nochmals ein neues Angebot vorlegen wollen, war zunächst unklar. Verhandlungsteilnehmer gingen allerdings nicht davon aus. Die Gewerkschaften wollten in den Gesprächen deutlich machen, dass "das so überhaupt nicht funktionieren kann".
Verdi fordert mehr Geld als Arbeitgeber bieten
Bsirske sagte, das sei "ein Angebot, das weder in der Höhe noch der Laufzeit nach noch der Struktur nach akzeptabel ist". Es sei nicht geeignet, die Situation der öffentlichen Bediensteten deutlich zu verbessern. Es sei auch in "keiner annähernd ausreichenden Höhe" eine soziale Komponente enthalten. Er begründete die Ablehnung vor allem damit, dass das Lohnplus zu niedrig sei, um Reallohnverluste auszugleichen. Stöhr sagte, "mit einer Laufzeit von 24 Monaten bedeutet das erneut Reallohnverlust". Der öffentliche Dienst werde in Zukunft Schwierigkeiten haben, neue Mitarbeiter zu gewinnen.
Die Arbeitgeber hatten am Mittag verkündet, dass sie den Gewerkschaften ein Angebot vorgelegt hatten. Der Verhandlungsführer für den Bund, Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), sagte, "ich glaube, das ist ein sehr gutes Angebot, das wir den Gewerkschaften unterbreitet haben".
Arbeitgeber zeigten sich am Mittag noch optimistisch
Die Gehaltssteigerung von 3,3 Prozent soll Friedrich zufolge auch für Auszubildende gelten. Zudem sollten sie eine Einmalzahlung von 40 Euro erhalten. Außerdem sei eine "Übernahmegarantie für alle Auszubildenden, die bedarfsgerecht ausgebildet wurden" angeboten worden. Am Mittag sagte Friedrich, er gehe davon aus, dass die Verhandlungen nun zügig weitergingen. Gut zwei Stunden später lehnten die Gewerkschaften das Angebot jedoch ab.
Der Präsident der kommunalen Arbeitgeber, Thomas Böhle, hatte am Mittag gesagt, "wir würden uns freuen, wenn es mit dieser Vorlage gelingen sollte, bis spätestens zur dritten Runde zu einem Abschluss zu kommen und eine Schlichtung zu vermeiden".
Die zweite Verhandlungsrunde sollte bis spätestens Dienstagnachmittag dauern. Eine dritte Runde ist für den 18. und 19. März angesetzt. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, waren die Beschäftigten in der vergangenen Woche bundesweit in den Warnstreik getreten. Nach ver.di-Angaben beteiligten sich 130.000 Bedienstete an den Arbeitsniederlegungen. (dapd)